Vom 15. Februar bis 5. Mai 2013 präsentiert das Kunsthaus Zürich die Ausstellung «South of Sun» von Haris Epaminonda. Es ist die erste Einzelausstellung der jungen Zypriotin in der Schweiz. Im Zentrum steht ein neuer Film, der geheimnisvolle Landschaften, Architekturen, Menschen und Rituale zu einer assoziationsreichen und bildstarken Komposition zusammenfügt und im Kunsthaus Premiere feiert.ERSTE EINZELPRÄSENTATION IN DER SCHWEIZFür ihre erste Einzelpräsentation in der Schweiz produzierte Haris Epaminonda (*1980) ihren bisher aufwendigsten Film, «Chapters», der im Kunsthaus Zürich Premiere feiert. Die in Berlin lebende Künstlerin drehte den Film, der in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für zeitgenössische Kunst «Point» in Nicosia, dem Modern Art Oxford und der venezianischen Fondazione Querini Stampalia entstanden ist, letzten Herbst in Zypern. Früher hat sie vorgefundenes Filmmaterial verwendet, es mit anderem kombiniert und neu zusammengeschnitten. Den neuen Film drehte sie selber.
NEUER FILM FÜR «SOUTH OF SUN» IM KUNSTHAUSSie hinterfragt darin die klassische Form des Filmemachens. Statt einer linearen und einmal festgeschriebenen Erzählstruktur zu folgen, entwickelt sich die Arbeit in den nächsten Monaten und im Laufe der kommenden Ausstellungsstationen stetig weiter. Den Anfang macht die Präsentation im Kunsthaus Zürich, wo Haris Epaminonda das gedrehte Material in seiner ganzen Fülle und nur leicht bearbeitet zeigt: insgesamt sechs Stunden Film, ursprünglich auf 16 mm gedreht und dann digitalisiert. Die Aufnahmen werden auf vier Projektionen im Raum verteilt gezeigt und enthalten gewisse erzählerische Elemente, wie jene von Liebe, Sehnsucht und ewiger Trennung. Diese tauchen auf, verschwinden wieder oder überlagern sich in den parallelen Projektionen. So entsteht eine assoziative Reise, die sich durch Zufall, Zeit und den Blick der Zuschauer ständig verändert und neu zusammenfügt. Die Schauspieler, Objekte, Tiere und Räume oszillieren dabei zwischen skulpturalen Repräsentationen und den symbolisch-metaphorischen Bedeutungen ihrer selbst. Der eigens für den Film komponierte Sound entstand in Zusammenarbeit mit «Part Wild Horses Mane on both Sides» – einem Duo, das aus den Tonkünstlern Kelly Jayne Jones und Pascal Nichols besteht.
ZEITGENÖSSISCH, ZEIT- UND ORTLOSSound ist für Haris Epaminonda ein wichtiges Gestaltungsmittel, um einen Zustand der Schwebe, der Zeit- und Ortslosigkeit zu vermitteln. Dieser Zustand des «Dazwischen» ist ganz charakteristisch für Haris Epaminondas Arbeit. Sie schafft Werke, die sich bewusst einer klaren Einordnung entziehen und stattdessen ganz unterschiedliche Perspektiven und Lesarten eröffnen. Den Besucher erwartet ein Universum melancholischer Schönheit, das Haris Epaminonda gemeinsam mit Kuratorin Mirjam Varadinis inszeniert.
KUNSTVERMITTLUNG ZU FILM UND FOTOS, ERWORBEN FÜR DIE SAMMLUNG Das Kunsthaus Zürich hat das Potenzial der Künstlerin frühzeitig erkannt. Seit 2010 die Einladung ausgesprochen wurde, eine Ausstellung im Kunsthaus zu machen, haben sich das Werk der Künstlerin und ihre Karriere rasant entwickelt. Ihr Auftritt an der letzten documenta (13), wo sie gemeinsam mit Daniel Gustav Cramer als Künstlerduo auftretend, ein ganzes Haus im Nordflügel des Kulturbahnhofes in Kassel bespielte, war der internationale Durchbruch.Bereits im Jahr 2009 erwarb die Gruppe Junge Kunst, die dank Mitteln des Gönnervereins «Vereinigung Zürcher Kunstfreunde» das Kunsthaus mit Ankäufen unterstützt, Fotos aus der Serie «Untitled» für die Kunsthaussammlung. In dieser Polaroid-Serie, die die Künstlerin 2008 begonnen hat und weiterführt, bis es keinen Polaroid-Film mehr geben wird, fotografiert Epaminonda Aufnahmen verschiedener Kulturen und Regionen auf der Welt aus Büchern ab. Je nach Zeit und Kontext des Buches sind die Darstellungen anders «gefärbt» – sowohl was die Bildqualität der Fotos als auch den ideologischen Hintergrund angeht. Epaminonda richtet ihr Augenmerk auf klischierte Bilder und Darstellungen des Fremden, unterbricht die Reihe aber immer wieder mit völlig abstrakten Detailaufnahmen. So schafft sie Raum für neue Sichtweisen und lässt etwas entstehen, das zwischen Reisetagebuch und anthropologischer Recherche hin und her oszilliert.An öffentlichen Führungen durch die Ausstellung wird der Besucher daher nicht nur über die Entstehung und Aussage des neuen Films aufgeklärt, sondern auch über den Stellenwert der für die Sammlung erworbenen Arbeiten. Die Termine sind Sonntag, 17. Februar, 12 Uhr und Donnerstag, 21. März, 18 Uhr. Private Führungen auf Anfrage.
Unterstützt durch Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst.