Der Schweizer Maler Augusto Giacometti (1877–1947) hat die Farbe zum Leitthema in seinem Schaffen gemacht. Mit rund 130 Exponaten bietet die Ausstellung im Kunstmuseum Bern einen Überblick über das farbenprächtige Werk des Pioniers der Abstraktion. Zu sehen sind Leihgaben von namhaften Museen im In- und Ausland, noch nie gezeigte Bilder aus Privatbesitz und Werke aus der hauseigenen Sammlung.Im Zentrum von Augusto Giacomettis Werk steht die Beschäftigung mit dem Phänomen der Farbe als Ausdrucks- und Gestaltungsmittel. Schon in seinen frühen Werken, die noch vom Jugendstil geprägt sind, ist Giacomettis koloristische Begabung augenfällig. Der Meister der Farbe sollte schliesslich ein Pionier der Abstraktion werden.
Künstlerdynastie aus dem BergellAugusto Giacometti stammt aus der berühmten Künstlerdynastie der Giacomettis aus dem Bergeller Dorf Stampa. Giovanni Giacometti, der Vater von Alberto Giacometti, war sein Cousin zweiten Grades. Giovanni ging zur Ausbildung nach München, Augusto an die Kunstgewerbeschule in Zürich. Der neun Jahre ältere Giovanni kehrte nach seiner Studienzeit ins Bergell zurück, wo er dann zeitlebens wirkte, während Augusto eine andere Laufbahn einschlug: Nach wichtigen Jahren in Paris, arbeitete er bis zum Ersten Weltkrieg in Florenz, um sich dann in Zürich niederzulassen. Dennoch spielt sein Heimatdorf bis in die spätesten Jahre eine zentrale Rolle als Motiv.
Eigenständiger Schweizer Maler von europäischem RangDie Ausstellung bietet mit rund 130 Exponaten einen Überblick über das Werk Augusto Giacomettis in allen Phasen. Gezeigt werden Pionierwerke der Abstraktion, farbenprächtige Blumenstillleben und Landschafts- und Städtebilder aus dem späteren Schaffen des Meisters der Farbe. Nicht zuletzt ist auch Giacomettis Glasmalerei mit ihrer reinen Erscheinung von Licht und Farbe Thema: u.a. werden per Livestream Giacomettis Kirchenfenster im Grossmünster Zürich in der Ausstellung gezeigt. Deutlich wird aber auch, dass Giacometti ein Maler europäischen Rangs ist. Sein eigenständiger Weg wird im Vergleich mit ausgewählten Werken anderer Künstler der Farbe von Paul Cézanne bis Jerry Zeniuk aufgezeigt.
Namhafte Leihgeber und noch nie gezeigte WerkeDas Kunstmuseum Bern pflegt eine lange Tradition von monographischen Ausstellungen über Schweizer Künstlerinnen und Künstler der Moderne. So wurden in den vergangenen Jahren u.a. Einzelausstellungen zu Giovanni Giacometti, Ferdinand Hodler, Otto Nebel, Meret Oppenheim und Félix Vallotton gezeigt. Ausgehend von Werken der eigenen Sammlung konnten Leihgaben sowohl von namhaften Schweizer Museen wie dem Bündner Kunstmuseum und dem Kunsthaus Zürich, als auch aus dem Museum of Modern Art in New York versammelt werden. Viele Werke aus Privatbesitz waren noch nie in einer Ausstellung zu sehen. Diese werden auch zum ersten Mal in einem Katalog publiziert, der zudem neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Werk und Leben von Giacometti beinhaltet. So wird beispielsweise erstmals das Originalmanuskript des Radiovortrages mit dem Titel „Die Farbe und ich“ von Augusto Giacometti abgedruckt, in dem er 1933 seine grundsätzlichen Überlegungen zu den Gesetzen und den Möglichkeiten der Farbe formuliert hat.