Josef Fischnaller, Bacchus 2009 , c-print on dibond, diasec 120 x 90 cm Josef Fischnaller, Bacchus 2009 , c-print on dibond, diasec 120 x 90 cm - Mit freundlicher Genehmigung von: galeriehilger

Wer: galeriehilger

Was: Ausstellung

Wann: 25.08.2011 - 23.09.2011

Als „Punktlandung auf einem unbesetzten Feld der Fotografie“ bezeichnete einst ein befreundeter Kollege die Arbeiten des österreichischen Fotografen Josef Fischnaller:Die Serie lebt von den Persönlichkeiten, den Details, den Requisiten, den aufwendigen Gewändern aus Papier und Plastik, Pappe, Geleefrüchten und Champagnerkorken. Popkulturelle Einflüsse finden sich…
Als „Punktlandung auf einem unbesetzten Feld der Fotografie“ bezeichnete einst ein befreundeter Kollege die Arbeiten des österreichischen Fotografen Josef Fischnaller:Die Serie lebt von den Persönlichkeiten, den Details, den Requisiten, den aufwendigen Gewändern aus Papier und Plastik, Pappe, Geleefrüchten und Champagnerkorken. Popkulturelle Einflüsse finden sich in jeder einzelnen Arbeit. „Isabella von B“ thront auf einem Fahrrad, seine "Dinah Alisa“ trägt in seiner Komposition ein Piercing, der „Galerist“ trägt einen mit Euroscheinen besetzten Unterrock. Wunderliche Dinge wie Fahrradschläuche, Spaghetti, ein gerupftes Huhn oder ein glitzernder Totenkopf kommen zum Einsatz und sind Teil des Konzepts.

Fischnaller konterkariert Geschlecht als totalitäres Konstrukt. Bacchus, der griechische Gott des Weines und des Rausches, wird von Fischnaller mit einem weiblichen Model in Szene gesetzt. Die Arbeit „Kurtisane“ wird männlich konnotiert.

Die Bilder entstehen in seinem Berliner Studio in Zusammenarbeit mit Stylisten und Kostümbildnern, die Roben und Requisiten werden für jedes Bild neu kreiert und bevorzugt aus dem Kontext heraus aus völlig überraschenden, ungewöhnlichen Materialien der Gegenwart angefertigt.

Sein Gespür für besondere Charaktere kombiniert mit der Umsetzung des malerischen Blickes in die Fotografie beschert uns Wahrnehmungsmöglichkeiten, die es so zuvor nicht gegeben hat.

Der Sohn eines Bildhauers und Malers begreift die Fotografie „als Malen mit Licht“. Besonders der italienische Maler Caravaggio hat es ihm angetan, weil er sich nicht an Konventionen hielt und sich von vorgegebenen Strukturen lossagte. Auf eine 25-jährige Karriere als Werbe- und Magazinfotograf zurückblickend widmet sich Josef Fischnaller nunFischnallers Arbeiten beweisen, dass sich die Medien Fotografie und Malerei nicht diametral gegenüber stehen müssen, sondern in einem wechselseitigen und durchaus konstruktiven Austausch stehen.

Die ersten Fotografen waren oft bildende Künstler. Dokumentarische Fotografie galt wiederum auch als Nährboden für die Malerei. Doch zumindest anfänglich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Verhältnis zwischen Fotografie und Malerei mit Spannungen behaftet. Der künstlerischen Wert der Fotografie wurde in Frage gestellt, weil sich der professionalisierte Stand der Malerei des Privilegs beraubt fürchtete, Wirklichkeit abzubilden – vor allem auf dem Gebiet der Porträtmalerei. Hier setzt Fischnallers Werk an und fungiert quasi als Brücke zwischen den beiden Medien Fotografie und Malerei.

Die Ausstellung “Prächtig - dudes, hustlers and other weirdos“ referenziert eine Lebenslust, eine salonfähige Dekadenz, die im 21. Jahrhundert mehr als nur en vogue ist. Der Betrachter seiner detailreichen und vor allem prächtigen Kompositionen wird angehalten herauszufiltern was den eigenen Vorstellungen, Erinnerungen, Phantasien entspricht. Fischnaller nutzt den anfänglichen Wiedererkennungswert, sowie die nachfolgende Irritation zur Wahrnehmungsschärfung und zeigt, dass Kunstrezeption eine sehr subjektive Angelegenheit ist.

Eröffnung: Donnerstag, 25. August 2011 – 19 Uhr

Ausstellungsort: Galerie Hilger modern

Die Ausstellung läuft bis 23. September 2011.

Der Künstler ist anwesend.

Josef Fischnaller, NARZISS 2009 , c-print on dibond, diasec 80 x 60 cm Josef Fischnaller, NARZISS 2009 , c-print on dibond, diasec 80 x 60 cm - Mit freundlicher Genehmigung von: galeriehilger
Tags: Alte Meister, Josef Fischnaller