Unter dem Titel "Kriegszeit" vereint die Ausstellung der Staatsgalerie Stuttgart Werke der eigenen Sammlung, in denen Künstler unmittelbar auf die beiden verheerenden Weltkriege und die gesellschaftlichen Verhältnisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts reagierten. In ihrer Vollständigkeit nur selten ausgestellte graphische Folgen und Mappenwerke sind ebenso zu sehen wie eindrucksvolle Einzelblätter, darunter einige Selbstbildnisse der Künstler. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Schaffen von Käthe Kollwitz (1867-1945). Das Werk dieser außergewöhnlichen Künstlerin ist bestimmt von erschütternden Themen wie Tod, Hunger und Krieg. Ihr schonungslos ehrlicher Blick konfrontiert den Betrachter mit den Schrecken und Grausamkeiten des Krieges, appelliert jedoch zugleich an dessen Mitgefühl und Menschlichkeit. Die Staatsgalerie Stuttgart verfügt mit einem Bestand von rund 100 Zeichnungen und Druckgraphiken über eine der international wichtigsten Kollwitz-Sammlungen, die seit über 40 Jahren erstmals wieder vollständig präsentiert wird. Die ausgestellten Arbeiten, darunter das eindrucksvolle frühe "Selbstbildnis" von 1899 sowie ihre letzte Lithographienfolge "Tod" (1934/1935), zeigen alle Facetten ihres künstlerischen Schaffens.
Durch ergänzende Werke ihrer Zeitgenossen Max Beckmann, Ludwig Meidner, Otto Dix und George Grosz entsteht ein eindringliches Bild einer Epoche. In schonungsloser Drastik führt Otto Dix (1891-1969) in der Radierfolge "Der Krieg" (1924) die Geschehnisse der Schlachten in Frankreich und Belgien vor Augen. Max Beckmann (1884-1950) ist vertreten mit Blättern, die während und nach dem Ersten Weltkrieg entstanden. Gezeigt wird u.a. die jüngst erworbene Zeichnung "Krankenschwester und männliche Figur, über einen Kranken gebeugt" (1915).
Die für die Ausstellung ausgewählten Arbeiten von George Grosz (1893-1959) dokumentieren überwiegend die Zwischenkriegszeit, die, gezeichnet von Armut, Hunger, Not und Aufständen, durchaus auch "kriegerisch" war, wie die Folge "Die Räuber. Neun Lithographien von George Grosz zu Sentenzen aus Schillers ‚Räubern' " von 1922 zeigt. Zudem sind Werke von Ernst Barlach (1870 - 1938) und Ludwig Meidner (1884-1966) zu sehen sowie zwei weitere Folgen, die den Krieg in seiner ganzen Sinnlosigkeit und Zerstörungswut vor Augen führen: "Die Verdammten" des Stuttgarters Otto Herrmann (1899 - 1995), entstanden 1947 bis 1950 nach dem Roman "Stalingrad" von Theodor Plievier, und "DRESDEN 1945" von Wilhelm Rudolph (1889-1982).
Die Ausstellung schildert auf eindrucksvolle Weise, wie die Künstler die erlebten Kriegsgräuel in ihren Werken verarbeiteten. Ihre Bilder sind ein Aufruf gegen Krieg und Gewalt. Nicht das Verweilen in Angst- und Schreckensszenarien, sondern die Hoffnung auf selbstverantwortliches und friedliches Handeln sind ihre Botschaft.
Kuratorin: Dr. Corinna Höper Assistentin: Barbara Six
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Stefanie Graf, Gründerin der Stiftung Children for Tomorrow