Vom 4. Oktober 2013 bis 12. Januar 2014 zeigt das Kunsthaus Zürich rund 150 Meisterwerke des norwegischen Expressionisten Edvard Munch. Die grossformatigen, zur Hälfte farbigen Arbeiten auf Papier umfassen all seine bekanntesten Motive: «Der Schrei», «Angst», «Melancholie», aber auch «Vampir», «Madonna», «Mädchen auf der Brücke» und Selbstporträts. Von Munchs erstem Kaltnadelstich bis zu seiner letzten Lithografie ist diese private Sammlung erstmals vollständig in der Öffentlichkeit zu sehen.Im Kunsthaus Zürich, welches die grösste Sammlung von Gemälden Edvard Munchs ausserhalb Norwegens besitzt, fand 1922 die mit 400 Werken bislang grösste Ausstellung von Munch-Grafiken statt. Anlässlich des 150. Geburtstags des weltbekannten Künstlers (1863-1944) sind die grafischen Höhepunkte seines Schaffens jetzt exklusiv in Zürich zu besichtigen.
SEHNSUCHT UND VERUNSICHERUNG DES MODERNEN MENSCHENLiebe, Schmerz und Tod, Leidenschaft, Einsamkeit und Trauer – das ganze Werk von Edvard Munch kreist um Grunderfahrungen menschlicher Existenz und um das Leben des modernen Menschen. Munch ist einer der Wegbereiter der expressionistischen Strömungen, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts die europäische Malerei zu bestimmen begannen. Die formale Kühnheit seiner Bilder und die Radikalität seiner Themen inspirieren bis heute.
SYMBOLISTISCH UND EXPRESSIONISTISCHDas grafische Werk ist ein zentraler Bestandteil in Munchs Œuvre – von den frühen Radierungen bis zur letzten Lithografie, die unmittelbar vor seinem Tod entstanden ist. Unter den Meisterblättern finden sich viele Ausarbeitungen seiner weltbekannten Sujets: «Der Schrei», «Madonna», «Melancholie», «Die Sünde». Es handelt sich um grossformatige Farblithografien, Radierungen und Holzschnitte, darunter handkolorierte Blätter und experimentelle Drucke. Sie bestechen sowohl durch eine reichhaltige und subtile Farbpalette als auch durch expressive Reduktion. Im grafischen Werk erreicht Munch – oft stringenter als mit den Gemälden – eine bestrickende Verdichtung seiner zentralen symbolistischen Allegorien. Viele davon sind erstmals öffentlich und nur für kurze Zeit ausgestellt.
GEMÄLDE: LANDSCHAFTEN, PORTRÄTSIm grossen Ausstellungssaal sind auch die Gemälde Munchs aus der Kunsthaus-Sammlung zu sehen – ganzfigurige Porträts, Hafenszenen und Landschaften, die seit den 1920er Jahren von der Zürcher Kunstgesellschaft teilweise direkt vom Künstler erworben wurden oder später als Leihgabe oder Schenkung an das Kunsthaus gelangten. Zu den Motiven zählen Mitglieder hanseatischer Kaufmannsfamilien, Landschaften bei Chemnitz oder der Hafen von Lübeck. Seinem «Apfelbaum» von 1921 liegt eine Komposition zugrunde, die auf das Thema Adam und Eva zurückgeht.
AUDIOGUIDE, FÜHRUNGEN UND KONZERTDie Ausstellung im Kunsthaus Zürich bietet die seltene Gelegenheit, den ganzen Munch kennenzulernen. Dabei hilft der umfassende Katalog, erarbeitet von Gerd Woll. Die Autorin der Werkverzeichnisse von Edvard Munchs Gemälden und Drucken und ehemalige Chefkuratorin des Munch-Museums in Oslo leistet darin einen wichtigen Beitrag zur Rezeption Munchs in der Schweiz (207 Seiten, über 150 farbige und schwarz-weisse Abbildungen). Der Katalog ist am Kunsthaus-Shop für CHF 55.- erhältlich (Museumsausgabe) und im Buchhandel (Verlag Hatje Cantz). Den Besucherinnen und Besuchern steht ein Audioguide (im Eintrittspreis inbegriffen) zur Verfügung mit Erläuterungen zu mehreren Dutzend Werken. Öffentliche Führungen finden statt jeweils mittwochs um 18 Uhr, donnerstags um 15 Uhr, freitags um 17 Uhr und sonntags um 11 Uhr. Spezifische Themen (vernetzt mit der Sammlung) werden in Führungen samstags um 15 Uhr beleuchtet. Private Führungen (auch in Fremdsprachen) können auf Anfrage organisiert werden: +41 (0)44 253 84 84 (Mo–Fr 9–12 Uhr). Ein umfassendes museumspädagogisches Programm mit Gesprächen, Workshops und Führungen richtet sich an alle Generationen und ist online aufgeschaltet. Einsamkeit, Verzweiflung und Vergänglichkeit – diese Grunderfahrungen menschlicher Existenz sind nicht nur zentraler Bestandteil des grafischen Werks von Edvard Munch, sondern ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Musikgeschichte, von Johann Sebastian Bach bis Gustav Mahler. Am Sonntag, 3. November um 11 Uhr gastiert das Zürcher Kammerorchester im Kunsthaus. Karten unter: www.zko.ch.
Unterstützt von Swiss Re sowie durch die Truus und Gerrit van Riemsdijk Stiftung.
Die Wandfarben der Ausstellung wurden unterstützt durch Farrow & Ball.