Kleinformatige Ölgemälde auf Holz, gegenständliche Motive, koloristische Raffinesse – die Malerei des gebürtigen Schweizers Stephan Melzl wirkt auf den ersten Blick altmeisterlich und in der zeitgenössischen Kunst vielleicht sogar anachronistisch. Doch auf eine unverwechselbare Weise verbindet der Künstler klassische Bildtraditionen mit einer aktuellen Ästhetik, erfindet die Allegorie neu für das 21. Jahrhundert.Die gedämpfte Farbigkeit der kleinen Bildtafeln erzeugt zunächst das Gefühl von Vertrautheit. Gleichzeitig geht von den Werken auch eine seltsame, verunsichernde Stille aus. Fast scheint es, als sei die Zeit in ihnen angehalten. Dazu trägt die feierliche Statuarik der Figuren bei, die mitgeführte Gegenstände zu sprechenden Attributen macht, wie sie in der Kunstgeschichte von Heiligendarstellungen bekannt sind.
Die Szenarien gleichen Bühnensituationen, was auch an den künstlichen Lichtstimmungen liegt. Alltagsobjekte und Symbolzeichen, Körper und Schatten erfahren surreale Umdeutungen. Bilder im Bild stellen Dialoge zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem her, wecken Assoziationen an Giotto, Reni, Hopper oder Balthus. Und sie mixen die Genres: Votivtafel und Filmstill, Idyll und Pin-Up, Groteske und Pop-Geste.
Stephan Melzls Bilder sind von archetypischer Eindringlichkeit. Sie lassen sich als imaginäre Schauplätze von Träumen deuten, als Metaphern für unberechenbare Gefühlslagen oder auch – in ihrer irritierenden Verbindung von Ernsthaftigkeit und Witz – als anarchische Korrekturen einer vermeintlich heilen Welt.
Die Ausstellung führt rund 40 Werke, die in den vergangenen 15 Jahren entstanden, erstmals zusammen. Fünf Gemälde befinden sich im Bestand der Pinakothek der Moderne. Sie werden ergänzt durch Werke der Sammlung Goetz sowie aus weiteren privaten Sammlungen.
Stephan Melzl, geboren 1959 in Basel, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.