Alberto Giacometti Diego, vor 1950 © VBK, Wien 2008 / Eberhard W. Kornfeld, Bern Alberto Giacometti Diego, vor 1950 © VBK, Wien 2008 / Eberhard W. Kornfeld, Bern - Mit freundlicher Genehmigung von: AlbertinaMuseum

Wer: AlbertinaMuseum

Was: Ausstellung

Wann: 07.11.2008 - 08.02.2009

Aus der Sammlung Eberhard W. KornfeldVom 7.11.2008 bis zum 8.2.2009 präsentiert die Albertina über 130 Werke aus der Privatsammlung des bedeutenden Schweizer Kunsthändlers und Auktionators, Kunstwissenschaftlers und Sammlers Eberhard W. Kornfeld. Unter dem Titel „Wege der Moderne. Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld" wird anlässlich des 85. Geburtstages von Eberhard W.…
Aus der Sammlung Eberhard W. KornfeldVom 7.11.2008 bis zum 8.2.2009 präsentiert die Albertina über 130 Werke aus der Privatsammlung des bedeutenden Schweizer Kunsthändlers und Auktionators, Kunstwissenschaftlers und Sammlers Eberhard W. Kornfeld. Unter dem Titel „Wege der Moderne. Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld" wird anlässlich des 85. Geburtstages von Eberhard W. Kornfeld ein erster umfassender Einblick in die sonst kaum zugängliche Berner Privatsammlung gegeben.

 

Eberhard W. Kornfeld wurde 1923 als Sohn eines Innenarchitekten in Basel geboren. Sein Vater hatte großen Einfluss auf seinen Werdegang, da er ihn früh mit Kunst bekannt machte und es vermochte, seine eigene Begeisterung auf den Sohn zu übertragen. Als Eberhard W. Kornfeld ab 1951 die Leitung des traditionsreichen Kunstauktionshauses Gutekunst und Klipstein nach und nach übernahm, prägte er durch seine Arbeit - als Kunsthändler wie auch als Wissenschaftler - die Aufarbeitung der Klassischen Moderne in der Nachkriegszeit.

Eberhard W. Kornfeld ist mehr als „nur" ein Händler, durch dessen Hände in seiner nunmehr 57-jährigen Laufbahn Tausende von Grafiken und Gemälden gegangen sind. Er ist nicht nur der Schweizer Doyen der Druckgrafik und Zeichenkunst und Herausgeber der Œuvrekataloge der Grafiken von Marc Chagall und Paul Klee, sondern war auch mit vielen der von ihm vertretenen Künstler eng befreundet: Picasso, Chagall, Giacometti und Sam Francis gehören daher zu den in dieser Ausstellung besonders Gewürdigten.

Ernst Ludwig Kirchner hat Kornfeld zwar nicht mehr persönlich kennengelernt, jedoch dessen Häuser in den 1960er Jahren gekauft. Er sorgte für deren Erhalt und war maßgeblich am Aufbau des Kirchner-Museums in Davos beteiligt. Die engen Kontakte mit Künstlern, das Fokussieren auf deren Arbeitsbereich und nicht zuletzt der immense Wissensdrang ließen die Sammlung Kornfeld fast wie zufällig entstehen - immer aber im Bewusstsein, dass die Werke nur „Leihgaben auf Lebenszeit" sind.

die Sammlung Kornfeld

Ebenso wie die Marktlage den Aufbau einer Sammlung bestimmt, sind auch die Persönlichkeit und die Vorlieben des Sammlers bestimmende Faktoren. Eberhard W. Kornfeld gilt als einer der herausragendsten Kenner europäischer Druckgrafik seit der Renaissance; über viele Jahrzehnte hat er sich der wissenschaftlichen Bearbeitung von Rembrandts Radierungen verschrieben, gestützt von seinem überbordenden Wissen um Drucktechniken und Papiersorten. Im Zentrum seines Interesses stand stets das intime Format der Arbeiten auf Papier.

Daneben galt seine Aufmerksamkeit auch der Malerei der Klassischen Moderne, vom Impressionismus bis zu den 1960er Jahren. Diese Neigung spiegelt sich im Thema der Ausstellung in der Albertina und den gezeigten Werken wider. Die Ausstellung beginnt mit einer Präsentation von Zeichnungen der französischen Impressionisten und Neoimpressionisten, daran schließen sich „Gegen- überstellungen" von Henri Matisse und Pablo Picasso, Marc Chagall und Fernand Léger sowie Gustav Klimt und Käthe Kollwitz, aber auch Paul Klee und George Grosz an. Die Gliederung der Räume macht nachvollziehbar, welche Fülle an künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten sich in Malerei wie Zeichnung zu Beginn des 20. Jahrhunderts eröffnen. Bewusst setzt die Albertina, unter dem kritischen Auge von Eberhard W. Kornfeld, künstlerische Antipoden einander gegenüber. Im Spannungsfeld zwischen Realismus, Geometrisierung und Kubismus, von Erotik, Sozialkritik und der kindlichen Welt entwickelten Künstler in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts Positionen von eminenter Tragweite. Gegensätzliche Möglichkeiten aufzuzeigen und im Kontrast wahrnehmbar zu machen ist Ziel dieser Hängung.

Den Werken von Ernst Ludwig Kirchner, Alberto Giacometti und auch Sam Francis sind eigene Räume gewidmet: Mit Giacometti und Francis verband Kornfeld wichtige Freundschaften. Ernst Ludwig Kirchner hat Kornfeld zwar nicht mehr persönlich kennen gelernt, jedoch dessen Häuser in den 1960er Jahren gekauft. Er sorgte für deren Erhalt und war maßgeblich am Aufbau des Kirchner- Museums in Davos beteiligt. Damit lenkte er erstmals das öffentliche Interesse auf das Spätwerk des deutschen Expressionisten.

Die freundschaftliche Beziehung zu den Künstlern ermöglichte es Eberhard W. Kornfeld, wichtige Werke, manchmal auch von ihm persönlich inspirierte Arbeiten von den Künstlern zu erwerben. Die Sammlung Kornfeld zeichnet sich daher nicht nur durch ihre Größe, sondern vor allem durch die Qualität der Werke aus - vielfach geprüft durch das Auge des dienstältesten Kunsthändlers der Welt.

Ergänzend werden in der Ausstellung 22 Bilder aus der Sammlung Batliner gezeigt. Herbert Batliner und Eberhard W. Kornfeld kennen sich seit vielen Jahren, und einige der gezeigten Batliner-Werke wurden in der Galerie Kornfeld gekauft.

EbErhArd W. KornfEld

Eine freundschaftliche beziehung

Schon wenige Wochen nach Beginn meiner beruflichen Laufbahn im Frühjahr 1945 im Bereich des Kunsthandels bei Dr. August Klipstein in Bern wurde mir die große Bedeutung der „Graphischen Sammlung Albertina" in Wien vor Augen geführt: Bestände von höchster Qualität und legendärem Ruf. Aber noch war Krieg, und es zeichnete sich keine Möglichkeit ab, die Dinge anzusehen und zu studieren. Bedingt durch die Besetzung von Teilen Österreichs durch russische Truppen nach dem Mai 1945 zog sich dieser Zustand bis in die frühen 1950er Jahre hin. Erst im Jahr 1952 bot sich mir die Gelegenheit eines ersten Besuches in der Albertina und der Vorstellung bei Direktor Prof. Dr. Otto Benesch, der - nach Jahren der Emigration ab 1938 in England - 1947 wieder in sein früheres Tätigkeitsfeld zurückberufen und als Direktor eingesetzt worden war. Freundschaftliche Kontakte wurden geknüpft. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, dass damals auch ein Dr. Bartsch (Namensvetter des großen Adam Bartsch) in der Albertina tätig war, bei dem man seine Wünsche im eindrucksvollen Studiensaal anbringen konnte. Die wenigen Tage des ersten Aufenthaltes dienten mir dazu, die reichen und höchst qualitätsvollen Bestände von Dürer und Rembrandt durchzusehen, ja man brachte mir sogar die Originale der Dürer- Zeichnungen und -Aquarelle, die unten im Ausstellungsraum lediglich als eproduktionen hingen. Die guten Kontakte, die in den 20er Jahren zwischen der Albertina und unserem Hause gepflegt worden waren, konnten wieder belebt werden.

Im Sommer 1956 ließ mich Otto Benesch wissen, dass er eine größere Summe für einen Ankauf benötige und dass er sich entschlossen habe, weitere Werke aus seinem Dublettenbestand zu veräußern und unser Haus damit zu beauftragen. Es handelte sich nicht mehr um große Einzelblätter, wie sie nach der Zusammenlegung der beiden Sammlungen der „alten Albertina" und der kaiserlichen Hofbibliothek nach 1920 zur Verfügung gestanden hatten - über die war bereits in den 20erJahren verfügt worden -, aber es waren doch noch schöne Bestände: Tarocchi-Karten des Mantegna, Holzschnitte von Baldung Grien und Dürer, Kupferstiche von Meckenem und verschiedenen Kleinmeistern. Der Gang zum Denkmalamt wegen der Ausfuhrerlaubnis war dank der Präsenz von Otto Benesch eine Formsache. Die Erträge der Auktion vom 20. April 1956 reichten aus, um Otto Benesch eine ganze Reihe von Ankäufen zu ermöglichen.

Zwischen 1954 und 1956 konnte ich in Etappen eine Sammlung von Aquarellen und Zeichnungen Egon Schieles erwerben, die ich in einer speziellen Ausstellung präsentieren wollte. Otto Benesch war bereit, für den Katalog ein Vorwort zu schreiben - ein Text, der die tiefe Verbundenheit mit dem Werk Schieles seit seiner Jugendzeit widerspiegelt. Der Katalog fand Beneschs Gefallen, und am 14. September 1956 ließ er mich wissen: „Die Publikation ist sehr schön aus- gefallen, und ich hoffe, daß Ihre Ausstellung sehr zum Bekanntwerden der zu Unrecht so vernachlässigten Kunst Egon Schieles dienen wird." 1956 im internationalen Rahmen wirklich noch „vernachlässigt", zählt Schiele seit etwa dem Jahr 2000 zu den meistgeschätzten Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts, dessen Werke heute Preise erzielen, die die Ansätze von 1956 für schöne Aquarelle bis höchstens 900,- Schweizer Franken lächerlich erscheinen lassen.

1960 wollte Eva Benesch das von ihr zusammengestellte Verzeichnis der Schriften ihres Mannes publizieren. In Österreich fand sich leider niemand, der die Publi- kation finanzieren wollte. Wir übernahmen die Herausgabe im Jahre 1961, in einfacher Form, mit einer Porträtzeichnung des jungen Otto Benesch von Egon Schiele und mit einem Vorwort von J. Q. van Regteren Altena, dem höchst verdienstvollen langjährigen Direktor des Rijksprentenkabinet in Amsterdam, der die wissenschaftliche Arbeit Otto Beneschs, vor allem auf dem Gebiet der Rembrandt-Zeichnungen, immer eng verfolgt und unterstützt hatte.

Die Direktoren der Albertina lösten sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ab, mit allen blieb ich verbunden. Als Klaus Albrecht Schröder im Mai 1999 die Direktion des traditionsreichen Hauses übernahm, intensivierten sich die Kontakte wieder, bei mehreren Ausstellungen durfte ich Leihgaben zur Verfügung stellen. Die guten Beziehungen haben in den letzten Jahren freundschaftliche Formen angenommen, für die ich von Herzen dankbar bin, und führen nun zur Ausstellung von Teilen meiner Sammlung.

Ausstellungsort Basteihalle Exponate 154 Werke, davon 132 Werke aus der Sammlung Kornfeld, 22 Werke aus der Sammlung Batliner Kuratorin Dr. Christine Ekelhart Katalog Wege der Moderne.

Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld.

Herausgegeben von Klaus Albrecht Schröder und Christine Ekelhart. Mit Beiträgen von: Marian Bisanz-Prakken, Christine Ekelhart, Eberhard W. Kornfeld, Maria-Christina Metzler. 295 Seiten, Paperback, Eigenverlag, EUR 29,00; erhältlich im Shop der Albertina und unter http://www.albertina.at

 

Öffnungszeiten Täglich 10 bis 18 Uhr, Mi 10 bis 21 Uhr

Eintritt EUR 9,50; ermäßigt EUR 8,00/7,00

Kontakt Albertinaplatz 1, 1010 Wien, Tel. +43 (0)1 534 83-0

info@albertina.at, [url]http://www.albertina.atPresse Mag. Verena Dahlitz Mag. Barbara Prikoszovits

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Tags: Diego Giacometti, Eberhard W. Kornfeld, Marc Chagall, Moderne Kunst