BUCH: Gunter Damisch - Herzort BUCH: Gunter Damisch - Herzort - Mit freundlicher Genehmigung von: galeriehilger

Wer: galeriehilger

Was: Buchtipp

Wann: 19.03.2020

"Herzort Augfeld" entfaltet sich als Hommage um den Künstler Gunter Damisch (1958–2016) und den Ort Freidegg, der ihn selbst und die Personen in seinem Leben inspirierte.

Da die für heute, den 19. März, geplante Buchpräsentation in unserer Galerie leider nicht stattfinden kann, möchten wir Ihnen die Eröffnungsrede von Andreas Spiegl, ein paar unveröffentlichte Fotografien…

"Herzort Augfeld" entfaltet sich als Hommage um den Künstler Gunter Damisch (1958–2016) und den Ort Freidegg, der ihn selbst und die Personen in seinem Leben inspirierte.

Da die für heute, den 19. März, geplante Buchpräsentation in unserer Galerie leider nicht stattfinden kann, möchten wir Ihnen die Eröffnungsrede von Andreas Spiegl, ein paar unveröffentlichte Fotografien und Innenansichten von "Herzort Augfeld" und außerdem unsere Sonderedition zukommen lassen.

"Die Orte, die wir finden, sind um uns, wenn wir in ihnen sind, und in uns, wenn wir sie verlassen haben."

Gunter DamischHERAUSGEBER: Maria Damisch, Lucas Damisch. TEXT: Johannes Jetschgo. GÄSTE: Eva Schlegel, Carl Pruscha, Annerose und Alois Riedl, Ingeborg Wurzer, Otto Zitko, William MacKendree, Michael Woolworth, Laurie Hurwitz, Johanna Zugmann, Thomas Bieber, Tobias Pils, Rudi Molacek, Robert Punzengruber, Peter, Tanja, Vincent und Kaspar Kogler DESIGN Herbert Winkler, Udo Titz. DETAILS: Deutsch/Englisch, Hardcover, 352 Seiten, 240 x 320 cm, zahlreiche Abb. in Farbe, VFMK Wien.

ISBN 978-3-903320-55-0

 

BUCHPREIS "Herzort Augfeld" inkl. Versand 40,- €

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SONDEREDITION BUCH "Herzort Augfeld" und SKULPTUR "Kerzenständer" 6.500,- €

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Fußnoten zu einem Damisch Buchvon Andreas SpieglMorcheln, Gräser, Gunter, Blumen, Damisch, Disteln, Blüten, Fisch…ein Buch wie ein Herbarium, das vor allem Fotografien versammelt, die Gunter Damisch rund um sein Haus und Atelier in Freidegg aufgenommen hat. Das umfangreiche Konvolut, das seine Frau Maria und sein Sohn Lukas 2019 herausgegebenen haben, erlaubt nicht nur Einblicke in das Lebens- und Arbeitsumfeld des Künstlers sondern skizziert zugleich dessen Kunstbegriff, in dem Kunst und Leben ineinander übergehen, der Alltag in die künstlerischen Arbeiten einfließt und diese wiederum an der Gestaltung des Alltäglichen teilhaben. Aus dieser Perspektive erscheint das Nebeneinander von Teekannen, Tassen, Tellern, Tischen und Werken weit entfernt von einer Grenzziehung, die eine freie von einer angewandten Kunst, die künstlerische Praxis von einer Lebensform trennen wollte. Der Kunstbegriff, der sich durch das ganze Buch hindurch vermittelt, handelt von Kunst als einer Entscheidung, die man für das Leben trifft und im Atelier, in den Bildern und Skulpturen genauso Bedeutung hat wie im Haus, im Garten, am Fluss, bei Tag und bei Nacht.

Das Haus und dessen Umgebung in Freidegg ermöglichten Gunter Damisch, diesem Kunstbegriff Ausdruck zu geben – die Trennungen aufzuheben, die institutionell zwischen den verschiedenen Zuordnungen gemacht werden. Die Tatsache, dass sich einige Motive, die in seinen Skulpturen und Bildern auftauchen, auch in den von ihm gestalteten Alltagsgegenständen wiederfinden, erscheint nur allzu konsequent für eine Entscheidung, die darauf drängt, zwischen diesen Bereichen keine Unterschiede zu machen, sie ineinander übergehen zu lassen, sie mit dem gleichen Grad von Aufmerksamkeit und Hinwendung zu betrachten, wertzuschätzen und vielleicht sogar ein Stück weit zu demokratisieren. Gerade seine unzähligen Fotografien zeugen von diesen Akten eines aktiven Hinsehens, des Staunens und des Versuchs, aus dem Sichtbaren ein Bild zu destillieren, das Gefundene in eine Geste der Bildfindung zu übersetzen. In der fotografischen Nachbarschaft der Werke und ihrer Umgebung erscheint das Spaziergehen durch die Landschaft als Modus des Zeichnens, das Fischen als eine andere Form des Konzentrierens und das Zubereiten eines Mahls als Alternative zum Anrühren der Farben. So unterschiedlich sie auf eine je spezifische (malerische, skulpturale oder kulinarische Zu-) Ordnung antworten, so unterschiedslos zeigen sich die Sensibilität und Aufmerksamkeit, mit denen sich Damisch diesen zugewandt hat. Was sich vermittelt, ist sein Anspruch, keinen Unterschied zu machen ohne dabei die implizite Verschiedenheit aus den Augen zu verlieren. Die These einer vermeintlichen Nähe eines Natur- und Kunstbegriffs, die darauf hindeuten würde, Momente und Fundstücke aus der Natur in die künstlerischen Arbeiten zu integrieren und vice versa, führt aus meiner Perspektive in die Irre, weil sie davon ausgehen müsste, dass die Trennung von Natur und Kultur überhaupt Geltung hätte – auch dann, wenn beide einander angenähert oder aufeinander abgestimmt werden sollten.

Mit Blick auf die Fotografien und Werke von Damisch könnte man eine andere These extrahieren, die dafür plädieren würde, dass die Begriffe von Natur und Kultur erst den Unterschied etablieren, den es dann (ökologisch oder künstlerisch) zu überwinden gelte, und dass jede Beziehung zwischen den beiden nur die Variable einer zugrundeliegenden Auf- und Zuteilung bedeuten würde, ohne diese selbst in Frage zu stellen – sie ohne einen Unterschied zu machen mit verschiedenen Möglichkeiten des Agierens gleich zu behandeln. Das Motiv des Gärtners, das in dem Buch genauso wie in vielen Interviews von Damisch immer wieder auftaucht, kennt Natur und Kultur nur als Hybrid, weder das eine noch das andere, es zeichnet den Gärtner nur als Metapher für ein Handeln, das keinen Unterschied macht, um einzig einer Sensibilität für das Metaphorische selbst Raum zu geben. Die Titel seiner Arbeiten sind Hinweis genug, den Wörtern und ihren Bedeutungsgrenzen auch sprachkritisch gegenüberzutreten und in der Sprache vor allem ihr metaphorisches Moment auszugraben, den Zustand, in dem jeder Begriff nur als Bild einer Bedeutung gelesen werden kann – Sprache als Sprachbild, das Bild von Natur und die Natur eines Bildes erscheinen selbst unausweichlich metaphorisch. Wenn die Abgüsse von Zapfen, Zweigen, Muscheln und Figuren zu einem Ensemble vereint werden, dann verlieren die Zuteilungen zu einem Begriff von Natur oder Kultur ihren Sinn. Die Motive emanzipieren sich von ihrer Herkunft genauso wie von einer begrifflich und sprachlich zugeordneten Identität. Sie werden gleich behandelt, so verschieden sie sind. Sie skizzieren das Paradoxon, dass es einen großen Unterschied macht, keine Unterschiede zu machen. Die Bedeutung dieser Praxis liegt darin, dass die Bedeutung von ihrem Gegenstand extrahiert wird, entkernt wird von der Sprache, die diese definieren will. Was von der Bedeutung bleibt ist nur mehr die Geste des Hindeutens, des Andeutens, eines Zeigens, das die Aufmerksamkeit auf etwas lenken will, oder genauer: das auf die Aufmerksamkeit selbst hinweisen will, auf ein Plädoyer für die Aufmerksamkeit, auf ein Hybrid aus Bemerken, Sich Merken und Merkmalen. Es gibt ein Recht darauf, bemerkt zu werden, ohne einen Unterschied zu machen, wie marginal oder bedeutsam Verschiedenes erscheinen mag, es gibt die Sensibilität dafür, sich das Bemerkte zu merken, sich einzuprägen, welche Merkmale sich ausprägen und ausdrücken lassen. Diese Praxis arbeitet an einer Übersetzung von Bedeutung als substantivierter Form in ein Bedeuten, in das Performativ, in den Akt eines Herstellens von Bedeutung, die noch nicht und nie final definiert werden soll – nicht an ihre Fines, an ihre Grenzen gebracht werden soll. Wenn dadurch die vermeintlichen Grenzen zwischen den Dingen, Wörtern oder Bedeutungen grenzwertig werden, wird sich die Grenze selbst zur Grenze – zu einer Grenze, die an ihre eigenen Grenzen stößt. Die Entscheidung und Form, mit der Damisch keinen Unterschied macht zwischen den Bedeutungen, provoziert einen unstillbaren Bedeutungskollaps, ein Kollabieren der Grenzen…auch jener Grenzen, die zwischen den Vorstellungen von guter und schlechter Kunst gezogen werden, der Kunst, die bemerkt oder unbemerkt entsteht, für marginal oder zentral gehalten wird. Es macht einen großen Unterschied, keine Unterschiede zu machen, sich mit der gleichen Aufmerksamkeit den Details zuzuwenden. Diese Entscheidung hat ihn auch zu einem wundervollen Lehrer, zu einem bedeutenden Professor an der Akademie der bildenden Künste werden lassen, der in der Lage war, im Horizont des Verschiedenen keinen Unterschied zu machen, verschiedene Medien, Disziplinen und Qualitäten in seiner Klasse genauso zuzulassen wie dazu zu ermutigen, auf die Entscheidung zuzugehen, die keinen Unterschied macht. Freidegg, Wien, Morcheln, Gräser, Pilz und Pinsel…diese Publikation ermöglicht entschieden, der Entscheidung für einen Begriff von Kunst nachzugehen. 

Tags: Bücher, Gunter Damisch, Kunstbücher, Malerei, Plastiker

Geschlossen!
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