München, Mai 2018 – Vom 1. bis 11. Mai fand die diesjährige Frühjahrsauktion der Hermann Historica GmbH mit gewohnt großer und qualitätsvoller Offerte an…
München, Mai 2018 – Vom 1. bis 11. Mai fand die diesjährige Frühjahrsauktion der Hermann Historica GmbH mit gewohnt großer und qualitätsvoller Offerte an…
München, Mai 2018 – Vom 1. bis 11. Mai fand die diesjährige Frühjahrsauktion der Hermann Historica GmbH mit gewohnt großer und qualitätsvoller Offerte an Kostbarkeiten aus vielen Zeiten und Regionen statt. Zum Aufruf kamen rund 6.500 Lose aus allen Themengebieten des Hauses – Antiken, Alte Waffen, Kunsthandwerk, Jagdliches, Orden sowie historische und militärgeschichtliche Objekte.
AntikenUngebrochen ist seit Jahren das Interesse an den kunstvoll gefertigten frühen Bronzehelmen und antiken Schwertern aus den Händen archaischer Schmiede. Wahre Raritäten, teils langjährig in Sammlungen dokumentiert, einzigartig und bestens erhalten, fanden sich auch jetzt wieder im Kapitel der Antiken. So ein später, illyrischer Bronzehelm mit Punzenverzierung an Wangenklappen und Gesichtsausschnitt, der im fünften bis frühen vierten Jahrhundert vor Christus aus einem Stück getrieben wurde. Nicht nur die Erhaltung, sondern auch der dokumentierbare Werdegang beeindruckten an diesem Stück, das zu seiner Taxe von 12.000 Euro versteigert wurde. Bronzene Schmiedearbeiten überzeugten auch unter den moderat angesetzten Blankwaffen, wie ein Vollgriffschwert aus der älteren Urnenfelderzeit, dem 12. Jahrhundert vor Christus, das eine akzentuiert abgesetzte Mittelrippe mit flachem Mittelgrat und nahezu parallel verlaufenden Schneiden zeigte. Gebote ab 4.000 Euro waren hierfür erbeten, für den Erwerb dann doch 4.600 Euro notwendig. Von außergewöhnlicher Seltenheit und bestechend schön mit spätantiker Ornamentik verziert, kam ein chasarisches Langschwert mit silberplattierter Parierstange für 5.000 Euro zur Versteigerung - dem Betrag, zu dem die im achten Jahrhundert im nördlichen Schwarzmeerraum gearbeitete Waffe dann auch den Besitzer wechselte.
KunsthandwerkDen Katalog der Alten Waffen eröffneten traditionsgemäß Jagdliches, Kunsthandwerk und seltene Wunderkammerobjekte. Dass die besonderen handwerklichen Meisterstücke nicht nur dem militärischen Bereich vorbehalten waren, bewies eine gotische Zimmertür aus Nürnberg, die um 1400 gefertigt wurde. Die Tür, ein Vergleichsstück fand sich im Germanischen Nationalmuseum am Ort seiner Entstehung, präsentierte an der Vorderseite schräg überlappende Eisenbänder mit erhabenen, blütenförmigen Nietköpfen. Gemodelte Bleche füllten die rautenförmigen Zwischenräume, mal das Stadtwappen von Nürnberg, mal heraldische Adler und Löwen zeigend. Eine eindrucksvolle mittelalterliche Arbeit, deren Qualität und Seltenheit Anerkennung im Zuschlag von 12.500 Euro, bei einem Rufpreis von 9.000 Euro, fand. Deutlich jüngeren Datums eine süddeutsche Zunftlade der Bäcker, um 1520, mit original erhaltenen Beschlägen, Schloss sowie Bemalung, die zum Startpreis von 7.500 Euro erworben wurde. Schön auch das Ergebnis von 6.900 Euro, bei einer Taxe von 3.600 Euro, für die feuervergoldeten Bronzebüsten von Hektor und Achill, Frankreich, um 1860. Kunstfertig mit gravierten und ziselierten Details gestaltet, zeigten die zwei auf Marmorsockeln montierten Skulpturen die antiken Krieger jeweils mit behelmten Häuptern und drapierten Mänteln über den Schuppenpanzern.
Alte WaffenIn den Arbeiten der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rüstungs- und Waffenschmiede spiegelten sich neben einer oft lebenslangen Erfahrung die höchsten Ansprüche an Funktionalität und Ästhetik. Eine Ambition, die sich auch an der Gestaltung des zusammengesetzten, überaus dekorativen deutschen Turnierharnisches im Augsburger Stil aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erkennen ließ. Die Ausstrahlung und Qualität des schönen, auf 25.000 Euro taxierten Stücks, entging dem internationalen Fachpublikum nicht, und so goutierte es die Offerte mit einem erfreulichen Zuschlag von 38.000 Euro. Denn jedes einzelne Detail des mit einem eleganten, einteilig geschlagenen Helm komplettierten Ensembles war genauestens durchdacht, einer Funktion geschuldet und dazu noch kunstvoll nach bestem Einsatz des Materials verarbeitet. Dass der Harnisch unzweifelhaft dem Zweck, einem Teilnehmer im Turnier bestmöglichen Schutz zu bieten, zugedacht war, ließ die besonders kräftige, gegratete Brustplatte sowie der seitlich auf ihr verschraubte, klappbare Rüsthaken erkennen. Dazu lenkten geschnürlte Brechränder an Armeinsätzen und Halsausschnitt jedweden Angriff vom Körper ab, während größtmögliche Bewegungsfreiheit mit mehrfach geschoben gearbeiteten Schultern, Beinschienen und Handschuhen erreicht wurde.
Ebenfalls eine wunderbare, schon anmutig zu nennende Arbeit, ein bedeutender, reich mit geätztem Schwarzlotdekor dekorierter Morion in seiner charakteristischen Form, für den eine überaus namhafte Provenienz, die berühmte Sammlung Conan Doyle, belegt war. Der Helm, zugeschlagen zum Startpreis von 12.500 Euro, zeigte über und über eine kunstvolle Dekoration mit Trophäen, Löwe und Drache auf dem Kamm und Fortuna zwischen zwei Putti und Trophäendekor auf der Kalotte. Umlaufende, blütenförmige Zierrosetten rundeten die ästhetische Anmutung des 1580 wohl im italienischen Pisa gefertigten Helms ab. Sehr schön auch ein ritterliches Stechschwert (Estoc) zu anderthalb Hand, das um 1520/30 in Süddeutschland geschmiedet wurde. In gutem Zustand, sehr selten und früh, konnte mit 16.000 Euro für das eindrucksvolle, 137 cm messende Schwert mit großem, pilzförmigem Knauf und ausladender Parierstange das annähernd Doppelte der Schätzung von 8.500 Euro erzielt werden.
Exzellente Ergebnisse wurden auch für aufwendigst gearbeitete Blankwaffen aus den ersten Dekaden des 17. Jahrhunderts erreicht. Ein silbertauschiertes Rapier, deutsch, um 1600, mit Abnahmemarke von Toledo unter Krone und Turmmarke, war kaum mit 12.500 Euro aufgerufen, als es bei beachtlichen 26.000 Euro zugeschlagen wurde. Eben die Summe, die ein Käufer auch für einen exklusive Reiterdegen in bester Erhaltung, der zuvor mit 14.000 Euro zur Versteigerung kam, aufbringen musste. An dem deutschen Degen, zu dem sich Vergleichsstücke in den berühmten Militärmuseen von Stockholm und Paris fanden, war das geschwärzte eiserne Bügelgefäß mit fein tauschiertem, silbernem Dekor von Blütenranken und Cherubim besonders augenfällig. Heute kaum noch beherrscht, fand die Tauschiertechnik, die Intarsienarbeit der Metallkünstler, nur bei hochwertigen Objekten Anwendung und ließ gerade dieses mit dem Edelmetall Silber auch am achtfach gerippten Knauf veredelte Stück zu einem sehr besonderen Objekt werden. Schön auch und aus gleicher Zeit ein reich mit Gold versehener Linkhanddolch, der mit einem Startpreis von 8.500 Euro nun für 20.000 Euro eine neue Sammlung bereichert. Eine floral gravierte, feuervergoldete Parierstange, der gravierte, vergoldete Knauf und die ebenfalls mit vergoldeten Eisenbeschlägen belegte, rochenhautbezogene Scheide unterstrichen in allen Teilen die Exklusivität dieser einmaligen Waffe aus Italien.
Asien, Orient und AfrikaKeinen Wunsch offen ließ auch das überzeugende Angebot an Losen aus Afrika, dem Osmanischen Reich, Indien sowie Japan und China, und so erfreuten sich gerade auch wieder die kostbar gearbeiteten, prunkvollen Blank- und Schusswaffen in diesem Kapitel größter Nachfrage. Für einen luxuriösen, steinbesetzten und goldtauschierten Prunk-Karud aus Turkestan, der überreich mit goldgefassten Rubinen und Smaragden an den Walrosszahn-Griffschalen und Korallen, Türkisen, Smaragden sowie Rubinen auf der mit vergoldetem Silber beschlagenen Holzscheide besetzt war, schnellten die Gebote ausgehend vom Startpreis von 4.800 Euro mit wenigen Schritten auf 28.000 Euro. Mit feinster, in den Farben Blau und Grün gehaltener, grafischer Emaillearbeit, deren transluzierende Wirkung durch partiell vergoldeten Grund noch verstärkt wurde, überzeugte dagegen ein Pesh-Kabz aus dem indischen Lucknow, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gefertigt wurde. Ein ausgesprochen augenfälliges Stück mit vollsilbernem Griff, das zu seiner Taxe von 10.000 Euro nun einen neuen Besitzer erfreut.Zu einer der größten Überraschungen in diesem Kapitel erwuchs das mehr als rege Interesse an einem durchaus seltenen, malaysischen Luntenschlossgewehr aus dem 19. Jahrhundert. Im Aufruf für 1.200 Euro, konnte die reich vergoldete, teils mit reliefierten Ornamenten versehene Waffe für sensationelle 29.000 Euro zugeschlagen werden. Ebenfalls über und über mit Goldeinlagen verziert und als nicht weniger begehrt erwiesen sich Miquelet-Waffen aus dem Kaukasus. So eine um 1830/40 gefertigte Pistole, die an Lauf, Schloss und Schaft ganzflächiges, florales Dekor zeigte, wurde wohl für 9.000 Euro aufgerufen, erbrachte dann aber die Summe von 14.000 Euro. Aus China begeisterte dagegen ein religiöses Objekt, eine Bodhisattva Bronze-Skulptur mit Resten von Vergoldung aus dem 16. Jahrhundert. Das „Erleuchtungswesen“, dargestellt in der Geste des Predigens, zog die Bieter in seinen Bann und fand mit einem Zuschlag von 26.000 Euro, Startpreis 3.000 Euro, Eingang in die Bücher.
Historische und militärgeschichtliche ObjekteEin Garant für große Nachfrage, schöne Zuschläge und erfreuliche Verkaufsquoten sind seit Jahren die Offerten aus dem persönlichen Besitz europäischer Regenten, insbesondere wenn diese Kostbarkeiten vormals das privateste Lebensumfeld der gekrönten Häupter an den Herrscherhöfen von Österreich oder Bayern bereicherten. Schon zu Lebzeiten zum Mythos erhoben, ist noch heute die Faszination an Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837 - 1898) und König Ludwig II. von Bayern (1845 - 1886) ungebrochen, und das rund um den Globus. So entbrannte auch, kaum aufgerufen, um die Erinnerungsstücke aus der persönlichen Verwendung von Kaiserin ‚Sisi‘ und dem Märchenkönig ein wahres Feuerwerk an Geboten. Im Saal, an den Telefonen und via Internet überschlugen sich die internationalen Bieter, bis binnen weniger Minuten sensationelle Rekordzuschläge erzielt wurden. Hierbei mussten sich Interessenten aus Österreich trotz größten Engagements wiederholt dem Druck außereuropäischer Sammler und Museen beugen.
Allein für die 19 Lose mit opulenten Stücken aus dem Besitz der Kaiserin schlug die eindrucksvolle Summe von über 315.000 Euro, das mehr als Zwölffache des Rufpreises von 25.000 Euro, zu Buche. Zu den besonders gefragten Offerten, alle mit Provenienzbeleg, zählten ausgewählte Kleidungsstücke aus ihrer erlesenen Garderobe, wie das Andenken an ihre Reise in den Vorderen Orient, ein osmanisches Festgewand aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das aus violettem Seidenbrokat gefertigte Gewand, mit überreichem, golddurchwirktem Floraldekor, dessen Blüten und Knospen in Grün, Blau und Rot hervorgehoben waren, begeisterte das Publikum derart, dass es von 1.000 Euro auf rekordverdächtige 42.000 Euro hochgeboten wurde. Nicht minder gefragt war ein russischer Koffer aus Schloss Seisenegg mit einer Vielzahl von Schuhen, Dessous, Accessoires sowie Tauf- und Babygewändern, dessen Erwerb dem Käufer die gleiche Summe, bei einem Startpreis von 1.500 Euro, abforderte. Nur unwesentlich günstiger konnte ein großer Hutkoffer des k.u.k. Hof Emballeurs J. Chauvin in Paris, dieser eigens bemalt mit dem Monogramm „E“ unter der Krone, umgegeben von zartrosa Rosen und geschätzt auf 4.500 Euro, mit 40.000 Euro einen neuen Besitzer finden. Im Aufruf für 4.000 Euro, fiel erst bei 32.000 Euro der Hammer für ein bereits in ihrer Jugend um 1852 eigenhändig verfasstes, anrührendes Gedicht in drei Strophen.
Von König Ludwig II. konnte ein mit Monogramm, Königskrone und Lorbeerkranz graviertes Teleskop-Fernrohr die Sammlerschaft überzeugen. Fünfschübig aus Messing gefertigt, ab 7.500 Euro zu ersteigern und mit 17.000 Euro zugeschlagen, ließ sich das noch heute bestens erhaltene Fernrohr mit Lederschatulle auf eine Gesamtlänge von 55 Zentimetern ausziehen. Mit einem vergleichbaren Stück, das in Schloss Hohenschwangau verwahrt wird, verfolgte der König bis zu seinem Tode 1886 die Baufortschritte von Schloss Neuschwanstein. Als Anerkennung für geleistete Dienste im Siebenjährigen Krieg übergab Friedrich der Große (1712 - 1786) seinen bewährtesten Generälen eigens um 1760 in einer Auflage von nur vier Stück angefertigte Tabatieren. Ein Exemplar der vielgestaltig mit antikem Krieger, Gardeadler, Trophäenbündeln, der gekrönten Chiffre „FR“ zwischen den Daten und Orten der siegreichen Schlachten verzierten, blau emaillierten Kupfergefäße, stand jetzt ab 5.000 Euro zur Versteigerung. Wohl aus dem Besitz von General von Wrangel stammend, konnte sich ein Sammler mit 12.500 Euro das rare Kleinod sichern.
Im Kapitel der Militaria aus aller Welt erwiesen sich Objekte berittener Einheiten als besonders begehrt. Der auf 1830 datierte, nahezu vollständig verzierte Luxus-Geschenksäbel für den Kommandeur des Thüringischen Husaren-Regiments Nr. 12 war kaum für 3.000 Euro angezeigt, als er nach nur wenigen Bietschritten für 21.000 Euro zugeschlagen wurde. Ähnlich erfolgreich zeigte sich die Versteigerung einer silberbestickten Säbeltasche für einen Offizier des 12. französischen Husaren-Regiments. Angesetzt mit sehr moderaten 500 Euro, konnte hier mit 12.000 Euro gleich das 24-fache der Taxe erzielt werden. Aus Bayern war es ein Geschenkpallasch des Offizierskorps des Königlich Bayerischen 1. Schweren-Reiter-Regiments "Prinz Karl von Bayern" aus dem Jahr 1907, der dem Interesse des Publikums nicht entging und bei einem Startpreis von 2.000 Euro mit dem erfolgreichen Gebot von 12.000 Euro Würdigung fand. Und aus Russland konnte ein Säbel M 1881/1909 für Tapferkeit, eine sogenannte "goldene Waffe" für Offiziere der russischen Kavallerie mit teils durchbrochen gearbeiteter Klinge, Ätzungen sowie Vergoldungen und katalogisiert mit 16.000 Euro, den Zuschlag von 17.000 Euro erreichen.Ein Beleg zur bewegten deutsch-französischen Geschichte des ausgehenden 18. Jahrhunderts präsentierte sich in dem bedeutenden Geschenk-Hirschfänger, der anlässlich des Friedens von Hubertusburg am 15. Februar 1763 gewidmet wurde. Die aufwendige Blankwaffe mit reichen Silber- und Perlmuttarbeiten, die sich langjährig im Besitz des Masters of the Royal Armouries, Arthur Richard Dufty (1911 - 1993) befand, konnte ab 10.000 Euro ersteigert werden, forderte dem Käufer dann aber 11.500 Euro ab.
Orden und EhrenzeichenUnter den rund 340 Losen, teils museal und einzigartig, im Kapitel der Orden und Ehrenzeichen brillierten ebenfalls Angebote aus Österreich und Russland. So die prachtvolle Volldekoration des Ordens vom Goldenen Vlies, eines der vornehmsten Haus-Ritterordens Europas, die 1890 von Rothe & Neffe in Wien gefertigt wurde. Die in höchster Detailgenauigkeit ausgeführte, teils plastische Arbeit, unterstrich das hohe Ansehen des auf 20.000 Euro taxierten Stücks, das nun für 28.000 Euro eine neue Sammlung bereichert. Gleichfalls als eine phaleristische Sensation geschätzt und zum Startpreis von 20.000 Euro versteigert, das überaus dekorative Ordensset des Ordens vom Weißen Adler von 1856, hier ganz außergewöhnlich in der hochwertigen Legierung von 18 Karat und wohl in der berühmten Werkstatt des Hoflieferanten des Zaren, Johann Wilhelm Keibel (1788 - 1862), gearbeitet. Überraschend lebhaft war das Interesse für eine an Staatsrat Professor Karl Friedrich von Kielmeyer (1765 - 1844) verliehene Preismedaille von 1772 der Hohen Karlsschule Stuttgart, der Militär- und Kunstakademie im herzoglichen Lustschloss Solitude. Die für die Kulturgeschichte Württembergs bedeutsame Auszeichnung an den Mediziner, Naturforscher, Chemiker und Biologen fand bei einem Rufpreis von 1.200 Euro erst bei 18.500 Euro ihren Zuschlag. Von größter Seltenheit war auch die vollständige Auszeichnungsgruppe zum Militär Max Joseph-Orden aus dem Nachlass des Majors Dr. Günther Freiherr von Pechmann (1882 – 1962), des langjährigen Leiters der Neuen Sammlung in München, für welche der Startpreis von 7.500 Euro erreicht wurde.
Schusswaffen aus fünf JahrhundertenIm Kapitel der antiken Schusswaffen spickten erneut außergewöhnliche Raritäten das Angebot. Darunter kamen wieder wahre Sammlerträume zum Aufruf, deren herausragende Bedeutung schon im Vorfeld der Auktion in internationalen Fachkreisen rege diskutiert worden war. Und so wunderte nicht, dass um ein sehr schönes, süddeutsches Luxus-Granatgewehr mit prägnantem becherförmigem Mörserlauf aus Bronze ein schier nicht enden wollendes Bietergefecht entbrannte, welches erst bei respektablen 120.000 Euro ein Ende fand. Diese extrem rare, museale Waffe, um 1610/20 produziert und im Aufruf für 18.000 Euro, war in superber Qualität gefertigt und verziert. Ein plastisch als Drachenkopf gestalteter Kolben, Gravuren von Trophäen und Blütendekor auf dem Lauf und üppige Einlagen aus graviertem und geschwärztem Bein in der Schäftung aus Nussbaumholz unterstrichen die überaus hochwertige Anmutung des büchsenmacherischen Kleinods. Zu seinem Startpreis von 60.000 Euro ging ein Paar singulärer Luxus-Steinschlosspistolen aus der Waffenkammer der Fürsten von Lobkowitz, das in Qualität und Ästhetik fraglos seinem Besitzer und dessen Stellung zur Ehre gereichte, in neue Hände über. Aus der Prager Werkstatt des überaus begabten Paul Ignazius Poser stammend, hatten die Waffen von 1730 mit aufwendigstem Eisenschnitt Veredelung durch die kunstfertigen Arbeiten des nicht minder berühmten Franz Matzendorf erfahren. Die Schlösser zeigten extrem fein geschnittene Schlachtenszenen, die Gegenplatten Kampfszenen mit Türken, Rankendekor zierte die Hähne und antike, mythologische Figuren Abzugsbügel und Kolbenkappe. Ebenfalls sehr außergewöhnlich und dementsprechend selten, eine vierläufige Steinschlosspistole aus der Utrechter Büchsenmacherei von Peter Meesen. Um 1660 gefertigt, konnte für das technische Meisterwerk die Taxe von 17.500 Euro mehr als verdoppelt und ein Zuschlag von 40.000 Euro erzielt werden. Größtes handwerkliches Können bewies auch der Erschaffer des sardischen, eisengeschnittenen Steinschlossgewehrs aus dem 18. Jahrhundert. Die Laufoberseite etwa hälftig reich ornamental und figürlich in Silber eingelegt und das gravierte Schnappschloss aufwendigst geschnitten, stach darüber hinaus der komplett mit getriebenem und graviertem Eisen verschalte Holzschaft ins Auge. Für 24.000 Euro, bei einer Taxe von 3.500 Euro, ging es an den internationalen Handel.
Seine ausgewiesene Expertise in der Auflösung geschlossener Sammlungen konnte das Auktionshaus auch in diesem Frühjahr wieder sehr erfolgreich unter Beweis stellen. Beste Preise wurden erzielt und kaum ein Stück blieb unverkauft, als am zweiten Tag der Auktion der Sonderkatalog zu den legendären Waffen aus dem Hause Carl Walther aufgerufen wurde. Kaum ein Modell aus der seit 1908 bestehenden Produktion der Werke in Zella-Mehlis und später in Ulm, das unter den rund 380 Schusswaffen nicht verzeichnet war. Darunter eine vergoldete Luxusausführung des Klassikers PPK, die von 5.000 Euro auf 9.000 Euro hochgesteigert wurde, viele verschiedene Varianten der P 38, die unter der Bezeichnung P 1 als erste Dienstwaffe der Bundeswehr im neuen Werk in Ulm nach 1945 gebaut wurde, aber auch die Modell P4, P5, P88 bis hin zur PPS der Jetztzeit, fanden sich auch Prototypen, Versuche und Unikate, die bisher nur durch Fachveröffentlichungen bekannt waren.
Glanzstücke fanden sich auch im weiteren Kapitel der modernen Systeme. So eine P7 von Heckler & Koch in Luxusausführung und in der Originalkassette verwahrt. Die reich vergoldete Waffe mit beschnitzten Griffschalen war ursprünglich als Geschenk für ein ausländisches Staatsoberhaupt vorgesehen. Die extrem seltene, hochwertige, werksgravierte Luxuswaffe konnte einen Sammler zu einem Gebot von 19.000 Euro bei einem Startpreis von 4.000 Euro herausfordern. Gleichen Zuschlag erzielte eine Selbstladebüchse von Vickers Pedersen, ein Modell PA aus den militärischen Versuchen der 1920/30 Jahre. Das nicht-beschossene Gewehr mit diversen britischen Testprüfzeichen stammte aus einer Gesamtfertigung von nur 200 Exemplaren, bestach durch neuwertige Erhaltung und war zuvor mit einer Taxe von 8.000 Euro aufgerufen worden. Ein Colt Paterson im Kasten aus Suhler Fertigung, um 1850, konnte mit fein gearbeitetem Zubehör für 6.000 Euro angeboten werden. An der Oberseite in Gold mit dem Ort seiner Entstehung zwischen silber- und goldeingelegten Ranken gekennzeichnet, war das seltene Stück dann für 18.000 Euro versteigert worden.
Alle genannten Preise sind Nettopreise und verstehen sich zuzüglich 25 Prozent Aufgeld.
Frühjahrsauktion 1.-11. Mai
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