Die Frühjahrsauktionen von Grisebach in Berlin waren geprägt von einem Rekord: Das geheimnisvolle Frauenportrait Max Beckmanns aus dem Jahre 1942, „Die Ägypterin“, die seit ihrer Entstehung im Besitz der Familie der Werkverzeichnisautoren Beckmanns, des Ehepaares Göpel, geblieben ist, wurde für 5,5 Millionen EUR* verkauft (Schätzung 1,5–2 Millionen EUR). Damit ist dieses Bild der höchste Zuschlag, der je in Deutschland für ein Gemälde bezahlt worden ist. Nach einem minutenlangen Bietgefecht zwischen dreizehn Telefonbietern und vier Sammlern im Saal wanderte das intime Bildnis in eine bedeutende Schweizer Privatsammlung.Eine frühe Studie von Gabriele Münter aus der Zeit des Blauen Reiters, gemalt in Murnau 1908, ging für
575.000 EUR* (Schätzung 350-450.000 EUR) in eine bayerische Sammlung – und in der Auktion Kunst des 19. Jahrhunderts wurde Menzels großformatiges Pastell „Die Schlittschuhläufer“ bei tropischen Temperaturen im Auktionssaal einem deutschen Museum für 312.000 EUR* zugeschlagen (Schätzung 250-350.000 EUR).
Die gestiegene Bedeutung der Zeitgenössischen Kunst für Grisebach zeigt sich daran, dass die beiden
nächsthöchsten Preise nach Beckmanns „Ägypterin“ Werke von Anselm Kiefer und Günther Uecker erzielten. So wurde die großformatige Kiefer-Arbeit „für Velimir Chlebnikow“ für 865.000 EUR* verkauft (Schätzung 700.000-1.000.000 EUR) und Günther Ueckers Nagelbild „Interferenzen“ fand für 757.000 EUR* (Schätzung 500-700.000 EUR) einen neuen Liebhaber. Außergewöhnlich war die Auktion für Photographie – auch hier gab es einen Rekord: Mit einem Photogramm von László Moholy-Nagy aus seiner Zeit am Weimarer Bauhaus, das für 488.000 EUR* (Schätzung 300-500.000 EUR) in eine amerikanische Privatsammlung verkauft wurde, konnte Grisebach den höchsten Zuschlag erzielen, der je in Deutschland für ein Foto erreicht wurde.
Insgesamt spielten die sieben Auktionen an vier Tagen eine Summe von 23,5 Millionen ein.
Micaela Kapitzky
Berlin, 2. Juni 2018
* Alle Ergebnisse inkl. Aufgeld