Die Eremitage am Ufer des Jungfernsees im Potsdamer Neuen Garten. Foto: SPSG/Wolfgang Pfauder Die Eremitage am Ufer des Jungfernsees im Potsdamer Neuen Garten. Foto: SPSG/Wolfgang Pfauder - Mit freundlicher Genehmigung von: spsg.de

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Wann: 01.12.2018

Marmorfragmente des Fußbodens der Eremitage im Neuen Garten gefunden – doch das kostbare Mittelbild fehlt bislang noch

In einem Materialdepot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) wurden kürzlich marmorne Bodenplatten identifiziert, die ursprünglich aus der 1964 abgerissenen und 2007 mit Spendenmitteln wiedererrichteten Eremitage im…

Marmorfragmente des Fußbodens der Eremitage im Neuen Garten gefunden – doch das kostbare Mittelbild fehlt bislang noch

In einem Materialdepot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) wurden kürzlich marmorne Bodenplatten identifiziert, die ursprünglich aus der 1964 abgerissenen und 2007 mit Spendenmitteln wiedererrichteten Eremitage im Potsdamer Neuen Garten stammten. Sie rahmten ein kostbares, heute verschollenes Mittelbild mit einer Weltkarte. Für die SPSG ist der Fund Anlass, dieses Mittelbild zu publizieren und damit öffentlich nach dessen Verbleib zu suchen. Alle Hinweise, die auf die Rückkehr der steinernen Weltkarte hoffen lassen, sind willkommen: Erinnerungen von Zeitzeugen, historische Fotografien oder Dokumente.

Geschichte der EremitageDie Eremitage im Neuen Garten in Potsdam wurde 1796 im Auftrag König Friedrich Wilhelms II. (1744-1797) von dem Hofzimmereimeister Johann Gotthard Brendel (1753-1803) errichtet. Das weit abseits auf der in den Jungfernsee ragenden Landzunge Quapphorn gelegene und gegen den Garten mit einer dichten Nadelholzpflanzung abgeschirmte Bauwerk war Teil eines Gestaltungsprogramms, das durch die mystischen Vorstellungen des Ordens der Rosenkreuzer angeregt war, dem sich der König verbunden fühlte. Ganz der Idee einer Einsiedelei folgend, konnte der Monarch in dem nur durch ein Oberlicht beleuchteten ovalen Innenraum Gelegenheit zu innerer Einkehr finden.

Der äußerlich mit Eichenborke verkleidete und mit einem Reetdach gedeckte Pavillon war im Inneren kostbar ausgestattet: Die nach Entwürfen von Carl Gotthard Langhans (1732-1808) holzvertäftelten Wände waren mit diversen Messinstrumente verziert. Das Deckengemälde stellte Apoll inmitten der Musen und Planetengottheiten dar. Für die Nischen fertigte Constantin Philipp Georg Sartori (1747-1812) Abgüsse nach vier antiken Statuen der „Töchter des Lykomedes“ aus dem Antikentempel Friedrichs des Großen (1712-1786) an. Den aufwendig gestalteten Fußboden schuf der Steinschneider und Bildhauer Heinrich Friedrich Kambly (auch Kambli, 1750-1801).

Die seit Kriegsende 1945 vernachlässigte Eremitage wurde nach dem Mauerbau 1961 im Zuge des Ausbaus der DDR-Grenzanlagen am Jungfernsee 1964 abgetragen und Teile der inneren Wandvertäfelung im Keller des Neuen Palais eingelagert. Die beim Abbau verursachten Schäden und die schlechten Lagerbedingungen führten zu weiteren Substanzverlusten, so dass neben dem Fundament nur noch wenige Fragmente der Holzvertäfelung erhalten geblieben sind. Obwohl der im Grenzstreifen verbliebene rechteckige Sockel aus Kalksteinquadern jahrzehntelang ungeschützt der Witterung ausgesetzt war, zeigte er noch wichtige Spuren des einstigen Marmorfußbodens. Mit der Wiederherstellung der Eremitage 2007 wurde ein wirksamer Schutz für den originalen Sockelbau geschaffen.

Die Welt zu FüßenHistorische Fotoagrafien zeigen im ovalen Zentrum des Fußbodens eine Weltkarte, umgeben von einem sogenannten Schachbrettverband aus schwarz-weißen schindelförmigen Natursteinplatten. Nach dem Fund von 24 der ehemals 240 Marmorbodenplatten des Schachbrettverbandes konnte die Lage der einzelnen Platten auf den noch vorhandenen Trägerplatten bestimmt und damit ein wichtiger Schritt zu ihrer dauerhaften Sicherung eingeleitet werden.

Umso deutlicher gerät nun das Fehlen der Weltkarte aus dem Mittelfeld in den Blick. Es muss sich dabei um eine kostbare, mehrfarbige und sehr fein gezeichnete Steinschnittarbeit gehandelt haben, die eine auf Deutsch beschriftete Weltkarte mit den großen Landmassen Amerika und Europa/Asien/Afrika sowie bereits einer genaueren Darstellung Australiens zeigte. Das Oval dürfte vermutlich mehrteilig hergestellt worden sein und maß ca. 2,90 Meter mal 1,80 Meter. Der in der Oberfläche sichtbare 10 bis 16 Millimeter starke Natursteinbelag war wahrscheinlich mit einem sogenannten Schmelzkleber aus Baumharz auf eine ca. 4 bis 6 Zentimeter starke Sandsteinträgerplatte aufgeklebt.

Der genauere Zeitpunkt des Verlustes der Weltkarte nach 1945 ist unbekannt, auch, ob sie beim Abriss des Gebäudes 1964 noch vorhanden war. Wenn nicht, würde das möglicherweise erklären, dass nur die Bodenplatten, nicht aber die Weltkarte geborgen werden konnten. Offen ist auch, ob der Abriss dokumentiert wurde. Nur das Fundament blieb vor Ort und bildete die Grundlage für den Wiederaufbau der Eremitage.

Tags: Kunstwerke, Marmor

Eremitage im Neuen Garten in Potsdam 

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