Hamburg, 30. November 2020, (kk) – Mit dem Gesamterlös von rund 2 Millionen* erbrachte die Auktion Wertvolle Bücher am 30. November 2020 bei Ketterer Kunst in Hamburg nicht nur ein hervorragendes Ergebnis. Sie übertraf sogar das Top-Resultat des Frühjahrs um rund € 200.000*. Allein im Evening Sale wechselten 90% der angebotenen Objekte mit oft enormen Steigerungen den Besitzer. Der Star des Abends war Lucas Janszoon Waghenaers „Seeatlas“.Die TOP 5
€ 325.000* Aufruf: € 135.000Nr. 22: Lucas Janszoon Waghenaer – Speculum nauticum super navigatione maris. Leiden 1586
€ 143.750* Aufruf: € 14.000Nr. 05: Biblia latina vulgata. Vermutl. Südfrankreich 12. Jahrhundert
€ 81.250* Aufruf: € 60.000Nr. 75: Marc Chagall. Daphnis & Chloé. Paris 1961
€ 62.500* Aufruf: € 6.000Nr. 08: Ovidius Naso Publius. Metamorphosen.1462
€ 57.500* Aufruf: € 15.000Nr. 01: Stundenbuch. Rouen um 1490
Christoph Calaminus, Auktionator und Leiter der Abteilung Wertvolle Bücher bei Ketterer Kunst in Hamburg, zeigt sich äußerst zufrieden: „Es war eine großartige Auktion mit ausgezeichneten Ergebnissen.“ Und weiter: „In so herausfordernden Zeiten freut es mich besonders, dass trotz der Pandemie sowohl die nationale als auch die internationale Beteiligung mehr als rege war. Sehr gut angenommen wurde die Möglichkeit der digitalen Teilnahme. Erstmals gab es fast so viele Onlinegebote wie Objekte in der Auktion. Rund 25% der Lose wurden Onlinebietern zugeschlagen und bei vielen weiteren fungiere das Internet als Unterbieter.
Eine der Hauptattraktionen der Versteigerung war ein ursprünglich als Navigationshandbuch konzipierter Seeatlas von Lucas Janszoon Waghenaer. Der 435 Jahre alte Meilenstein der westeuropäischen Kartographie bestach u.a. mit der revolutionären Neuerung übersichtlicher Seekarten im Folioformat, welche vor allem auf viel Interesse in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und den USA stießen. Am Ende übertrumpfte schließlich ein telefonisch zugeschalteter Bieter aus England ein sehr engagiertes schriftliches Gebot einer norddeutschen Privatsammlung. Er gewährte für die erste lateinische Ausgabe des seltenen Buches den Erlös von € 325.000*. Nr. 22: Lucas Janszoon Waghenaer – Speculum nauticum super navigatione maris. Leiden 1586 
Den fulminanten Auftakt der Auktion machte ein reich illuminiertes lateinisches und französisches Stundenbuch (Los 1) für den Gebrauch von Rouen. Das frühe Werk des erfolgreichsten normannischen Miniaturenmalers Robert Boyvin wussten vor allem Sammler aus Italien, Holland, Frankreich, England und Deutschland zu schätzen. Den Zuschlag erhielt schließlich ein Bieter aus den USA, der das Pergament- Manuskript bis auf € 57.500* hob, fast das Vierfache seines Aufrufpreises. Damit setzte er sich am Telefon gegen sieben ebenfalls fernmündlich zugeschaltete Konkurrenten, das aufgrund der aktuellen Hygienevorschriften reduzierte Saalpublikum sowie das Auftragsbuch und diverse Online-Bieter durch.
Ähnlich spannend ging es mit der Losnummer 2, den „Distinictiones sacrae scripturae“ weiter. Die seltene lateinische Handschrift auf Pergament des Franziskaners Mauritius Hibernicus entstand um 1300 und wurde mit € 20.000 aufgerufen. Sie hatte es über einem halben Dutzend Bietern angetan. Es reüssierte schließlich ein Schweizer Sammler, der mit dem Erlös von € 48.750* seine Landsleute und weitere Mitbewerber aus Frankreich, Italien, den Niederlanden und Deutschland auf die Plätze verwies.
Nur wenig später gelang der Biblia latina vulgata (Los 5), einem äußerst seltenen lateinischen Bibel- Manuskript aus dem 12. Jahrhundert mehr als eine Verzehnfachung des Aufrufpreises von € 14.000. Heiß umkämpft von einem gut gefüllten Auftragsbuch und neun Telefonbietern, honorierte ein ausdauernder Interessent aus Frankreich das bedeutende Zeitdokument im ungewöhnlichen Handformat mit dem Erlös von € 143.750*. Es ging Schlag auf Schlag, denn mit der Losnummer 8 überraschten die „Metamorphosen“ des Ovidius Naso Publius. Sie vereinten neben hohen schriftlichen Geboten und diversen Onlinebietern auch eine halbes Dutzend Telefonbieter aus Europa und den USA. Kein Wunder also, dass auch dem seltenen Manuskript mehr als eine Verzehnfachung seines Aufrufpreises von € 6.000 gelang. Ein Amerikaner gewährte letztlich stattliche € 62.500* für die elegante Handschrift. Nach Italien wanderte Gustav Klimts „Das Werk“ (Los 287). Den Aufruf von € 12.000 ließ die einzige Monographie, die zu Lebzeiten des berühmten Künstlers veröffentlicht wurde, schnell hinter sich. Ein italienischer Sammler ließ sie bis auf € 47.500* klettern und setzte sich damit vor seine ebenfalls telefonisch bietenden Gegenspieler aus England und den USA.
Für € 43,750* erwarb der amerikanische Handel bei einem Aufruf von € 19.000 insgesamt 312 Original-Aquarelle (Los 36) von Pieter Joseph de Pannemaeker. Das prachtvolle Unikat ist eine beeindruckende Entwurf-Sammlung aus dem Besitz des Comte de Kerchove de Denterghem, auf die ebenfalls stark interessierte Privatsammler aus Deutschland und England nun verzichten müssen. Vehement verteidigte ein im Saal anwesender deutscher Händler Wassily Kandinskys „Klänge“ (Los 308). Der englische Handel hatte dann aber den längeren Atem. Er bewilligte € 27.500* für dieses große Buch des Expressionismus.