An der Spitze des Evening Sales Zeitgenössische Kunst stand mit € 365.000 Josef Albers mit einer besonderen Arbeit aus sandbestrahltem Glas. Ein Farbraumkörper von Gotthard Graubner kam auf € 176.000, ein weiterer auf € 88.000. Zwei Arbeiten Günther Förgs wurden mit € 139.000 und € 101.000 über die € 100.000er-Grenze gehoben, die auch Andy Warhols Farbserigraphie „Marilyn Monroe (Marilyn)“ mühelos übertraf. On Kawara kam mit € 189.00 deutlich darüber hinaus und ein Kerzenbild Gerhard Richters erzielte € 126.000. Insgesamt haben die Auktionen vom vergangenen Wochenende 10,2 Mio. Euro eingespielt.Josef Albers war mit einem raren Kunstwerk vertreten. Sein 29 x 37 cm messender in blau- violett gehaltener „Becher“ von 1929 ist mit sandgestrahltem Glas hergestellt. Das Medium Glas begleitet Josef Albers Zeit seines Lebens und steht im Zentrum seines künstlerischen Schaffens bis zu seiner Emigration in die USA. Seiner Ansicht nach wirkt in der Glasmalerei die Farbe als direktes Licht. Bereits während seiner Kindheit ist er fasziniert von der Lichtfülle farbiger Kirchenfenster. „Becher“ ist das einzige erhaltene Werk mit farbigem Überfangglas in der Sandstrahl-Technik, die Albers in der Zeit zwischen 1929 und 1931 ansonsten nur für Glasarbeiten in Schwarz, Weiß und Grau verwendete. Die Arbeit war seit den 1930er Jahren weltweit in vielen bedeutenden Museen ausgestellt – darunter in London (Tate Modern), New York (Guggenheim und später im Whitney Museum). In den späten 1950er Jahren hat Albers den „Becher“ seinem Freund Eugen Gomringer geschenkt. New Yorker Kunsthandel hat sich mit 365.000 durchgesetzt (Lot 39, € 300/400.000).
Seit 1971 arbeitete Gotthard Graubner an der von ihm entwickelten Gattung der Farbraumkörper. Dafür durchtränkte er Rohlinge aus Leinwand, Füllwatte und Textilbespan- nung in zahlreichen Durchgängen mit Farbe, die in die kissenartige Substanz einsickert. Quasi autonom entstehen so sehr individuelle Farbausprägungen. Was zunächst monochrom erscheint, enthüllt bei näherer Betrachtung eine Fülle von Farbschattierungen. Der hier angebotene 130 x 100 cm messende Farbraumkörper aus dem Jahr 1973/1974 changiert in feinen Grauabstufungen und ging nun für € 176.000 in deutschen Handel (Lot 28, € 100/150.000). Ein weiteres Kissenbild von 1968 ersteigerte derselbe Bieter für € 88.000 (Lot 23, € 70/90.000). US-Handel konnte sich erst mit einem Gebot von € 164.000 für Andy Warhols Farbserigraphie „Marilyn Monroe (Marilyn)“ von 1967 gegen die hartnäckige Konkurrenz durchsetzen (Lot 56, € 60/80.000). Warhols Farbserigraphie mit Diamantstaub „Mammy“ vor gelb-orangefarbenem Fond aus dem Jahr 1981 ist ein Unikat einer Serie von 30 unterschiedlichen Farbvarianten; sie stieg auf € 113.500 (Lot 54, € 60/80.000).
Für € 139.000 hat französischer Handel Günther Förgs eindrucksvolles, großformatiges Gemälde von 2002 aus der seit 1985 entstandenen Werkgruppe der Fensterbilder übernom- men. Im Zuge seiner umfassenden, gattungsübergreifenden Auseinandersetzung mit der modernen Architektur verwendet Förg vielfach architektonische Versatzstücke mit graphischem Charakter – Gitter, Treppen oder Fenster – in seinen Gemälden und Zeichnungen (Lot 42, 80/100.000). Derselbe Bieter hat auch eine weitere Leinwand des Künstlers für € 101.000 erstanden (Lot 41, € 80/100.000). Gerhard Richters 1989 entstandener überrakelter Offsetdruck „Kerze II“ ist für € 126.000 von einem deutschen Sammler übernommen worden (Lot 18, € 80/100.000). On Kawaras „I Got Up“ von 1978, eine aus 66 New York-Postkarten bestehende Arbeit, war sehr gesucht und wurde von französischem Handel bis auf € 189.000 getrieben (Lot 81, € 70/90.000).