Kopf einer Buddha-Figur (Fragment), vermutlich China (bei Eingang ins Museum verzeichnet als Indien), 14.-17. Jh. (oder später), Marmor, Farbpigmente; montiert, © MARKK. Foto: Paul Schimweg Kopf einer Buddha-Figur (Fragment), vermutlich China (bei Eingang ins Museum verzeichnet als Indien), 14.-17. Jh. (oder später), Marmor, Farbpigmente; montiert, © MARKK. Foto: Paul Schimweg - Mit freundlicher Genehmigung von: markkhamburg

Was: Presse

Wann: 24.10.2024

Das Museum am Rothenbaum (MARKK) restituiert Buddha-Kopf an rechtmäßige Erben der Berliner Kunstsammlerin Johanna Ploschitzki 83 Jahre nach dem Entzug des Eigentums

Das Museum am Rothenbaum (MARKK) restituierte heute den Kopf einer Buddha-Figur, der 1941 während der NS-Zeit beschlagnahmt und vom Museum erworben wurde. Der Restitutionsvertrag war bereits im März…

Das Museum am Rothenbaum (MARKK) restituiert Buddha-Kopf an rechtmäßige Erben der Berliner Kunstsammlerin Johanna Ploschitzki 83 Jahre nach dem Entzug des Eigentums

Das Museum am Rothenbaum (MARKK) restituierte heute den Kopf einer Buddha-Figur, der 1941 während der NS-Zeit beschlagnahmt und vom Museum erworben wurde. Der Restitutionsvertrag war bereits im März unterzeichnet worden. Heute erfolgte die Übergabe durch die MARKK-Direktorin Prof. Dr. Barbara Plankensteiner und den Kaufmännischen Geschäftsführer Marc von Itter an die Rechtsvertretungen der Erbengemeinschaft, Rechtsanwalt Dr. Louis Rönsberg und Rechtsanwalt Dr. Ewald Volhard.

Der Kopf stammt aus dem Besitz der Berliner Kunstsammlerin Johanna „Hansi“ Ploschitzki, die 1939 in die USA emigrierte. Ihre zur Verschiffung bestimmten Besitztümer wurden 1941 im Hamburger Hafen von der Geheimen Staatspolizei konfisziert und kurz darauf durch das Gerichtsvollzieheramt Hamburg versteigert. Das damalige Museum für Völkerkunde Hamburg erwarb über diese Versteigerung sieben ostasiatische Kunstgegenstände und achtundzwanzig Bücher. Johanna Ploschitzki, die nach Wiederverheiratung in den USA den Namen Hansi Share annahm und in Los Angeles lebte, stellte 1948 über ihren Anwalt einen Rückgabeantrag, dem im Rahmen eines Wiedergutmachungsprozesses stattgegeben wurde. 1951 erhielt sie die im Museum befindlichen Objekte und Bücher zurück – bis auf den Buddha-Kopf, über dessen Verbleib in Hamburg Hansi Share keine Kenntnis hatte, und die damalige Museumsleitung keine aufrichtige Auskunft gab. Der Buddha-Kopf wurde in der Korrespondenz zwischen der Wiedergutmachungsstelle der Stadt und dem Museum seinerzeit fälschlicherweise als „alter Topf“ geführt, weshalb das Museum angab, dass dieser „nicht identisch“ sei.

Als MARKK-Direktorin Prof. Barbara Plankensteiner 2017 mit der Neuausrichtung des Museums begann, wurden systematische Provenienzforschungsprojekte initiiert. Dass es sich bei dem Buddha-Kopf um einen Fall von NS-Raubgut handelte, wurde bereits 2019 während der Vorbereitung der Ausstellung „Steppen und Seidenstraßen“ deutlich. Erste Recherchen zur Biografie Hansi Shares und zur Frage, wieso der Kopf 1951 nicht zurückgegeben wurde, bestätigten den Verdacht. Mit einer Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste konnte ab 2021 mit dem Projekt „Provenienzforschung zu NS-Raubgut im Museum am Rothenbaum: Erste systematische Überprüfung ausgewählter Bestände“ auch die Frage geklärt werden, wieso der Buddha-Kopf aus dem Eigentum vonFrau Ploschitzki im Museum verblieben war. Zeitgleich erhielt das Museum in 2021 Anfragen der anwaltlichen Vertretungen zum Buddha-Kopf, woraufhin das formelle Restitutionsverfahren begann.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Zur Aufarbeitung des nationalsozialistischen Unrechts gehört die vorbehaltlose und möglichst lückenlose Klärung der Herkunft unserer Museumsbestände und die Rückgabe von enteignetem Kulturgut. Ich begrüße daher sehr, dass der historische Buddha-Kopf nun endlich an die Nachfahren der ursprünglichen Eigentümerin zurückgegeben werden kann. Dass diese Rückgabe nun möglich wurde, ist auch der unermüdlichen Forschungsarbeit des MARKK zu verdanken. Auch in Zukunft wird die Restitution von NS-Raubgut eine wichtige Aufgabe für unsere Museen bleiben.“

Prof. Barbara Plankensteiner, Direktorin Museum am Rothenbaum (MARKK): „Ich freue mich sehr, dass wir diesen Kopf einer Buddha-Skulptur nun restituieren konnten und danke dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, dessen Förderung es uns erlaubte die notwendigen Recherchen durchzuführen. Bei den Nachkommen von Frau Share-Ploschitzki entschuldige ich mich für die Verschleierungsstrategien des Museums in den 1950er Jahren und bedaure es sehr, dass sie so lange auf Gerechtigkeit warten mussten“.

Steven Maass als Sprecher der Nachfahren von Hansi Share: „We are very pleased that the city of Hamburg and the museum are returning the Buddha head that was confiscated by the Nazis’ from my grandmother art collection. It’s been a long time since her art work has been confiscated and most still has not been returned. Thank you for your cooperation in the matter of the Buddha head.“

Pamela N. Emmerich, National President of American Friends of the Hebrew University:„American Friends of the Hebrew University is grateful for the restitution of this work of art seized from the Hansi (Johanna) Share Art Collection in 1941. After 83 years, its’ just return to Ms. Share’s heirs is a positive outcome to a very dark period of history. We extend our heartfelt thanks to the MARKK Museum am Rothenbaum, to Dr. Mara Wantuch-Thole, Dr. Ewald Volhard, Andrea Enderlein, and to all those who have worked to make this day possible. The resources provided by this restitution through the estate of MarionTolnai, Ms. Share’s daughter, will further scholarship, research, and academic excellence at the Hebrew University of Jerusalem. It is an honor to witness the full realization of Ms. Tolnai’s intentions.”

Ergebnisse der Forschung werden in Form eines Forschungsberichts auf der Website des MARKK publiziert.

Gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste

Tags: Buddha, kultur, Weltreligion

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