Expressionismus: Entstehung, Geschichte und Bedeutung

Was versteht man unter Expressionismus?

Der Expressionismus ist eine Kunstrichtung, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa, insbesondere in Deutschland, entwickelte. Er zeichnet sich durch eine starke, emotionale Ausdruckskraft aus, die häufig durch verzerrte Formen, leuchtende Farben und dynamische Kompositionen dargestellt wird. Der Expressionismus war eine Reaktion auf die sozialen, politischen und kulturellen Umwälzungen dieser Zeit und drückte die subjektiven Gefühle und inneren Zustände der Künstler aus.

Entstehung und Geschichte

Der Expressionismus entstand um 1905 als Reaktion auf die Industrialisierung, den Ersten Weltkrieg und die gesellschaftlichen Umwälzungen jener Zeit. Er war eine Gegenbewegung zur vorangegangenen Ära des Impressionismus, die sich auf die objektive Darstellung der äußeren Welt konzentrierte. Im Gegensatz dazu versuchten die Expressionisten, das innere Erleben, die Ängste und Leiden der modernen Existenz darzustellen.

Die Bewegung begann in Deutschland mit Künstlergruppen wie Die Brücke (gegründet 1905 in Dresden) und Der Blaue Reiter (gegründet 1911 in München). Die Brücke-Künstler konzentrierten sich auf die Vereinfachung von Formen und eine intensive Farbgebung, während Der Blaue Reiter sich stärker mit der spirituellen und mystischen Dimension der Kunst beschäftigte.

Wichtige Orte des Expressionismus

  • Dresden, Deutschland: Hier wurde die Künstlergruppe Die Brücke gegründet, die als eine der Keimzellen des Expressionismus gilt.
  • München, Deutschland: Der Blaue Reiter wurde hier gegründet, mit Künstlern wie Wassily Kandinsky und Franz Marc, die zentrale Figuren des Expressionismus waren.
  • Berlin, Deutschland: Berlin wurde nach dem Ersten Weltkrieg ein Zentrum des Expressionismus, insbesondere in der Literatur und im Theater.

Bekannte Künstler und Werke

  • Edvard Munch: Sein Gemälde „Der Schrei“ (1893) gilt als eines der ersten expressionistischen Werke und ist ein Symbol für die Angst und Isolation der modernen Welt.
  • Ernst Ludwig Kirchner: Mitbegründer von Die Brücke, bekannt für seine Gemälde „Straßenszene Berlin“ und „Frauen auf der Straße“.
  • Franz Marc: Mitglied von Der Blaue Reiter, berühmt für Werke wie „Der Turm der blauen Pferde“ und „Tiere in einer Landschaft“.
  • Wassily Kandinsky: Pionier der abstrakten Kunst und Mitbegründer von Der Blaue Reiter, bekannt für Werke wie „Improvisation 28“ und „Komposition VII“.
  • Emil Nolde: Bekannt für seine intensiven Farben und religiösen Themen, darunter „Das letzte Abendmahl“ und „Stürmische See“.

Auktionen und Höchstpreise

Expressionistische Werke zählen zu den gefragtesten Kunstwerken auf dem internationalen Kunstmarkt. Die Werke von Künstlern wie Franz Marc und Wassily Kandinsky erzielen regelmäßig Millionenbeträge bei Auktionen. Beispielsweise wurde Franz Marcs „Die Füchse“ 2020 für über 50 Millionen US-Dollar versteigert.

Sammler, Museen und Galerien

Sammler: Expressionistische Kunstwerke wurden und werden von bedeutenden Sammlern auf der ganzen Welt geschätzt. Zu den frühen Förderern gehörten Sammler wie Karl Ernst Osthaus, der das Museum Folkwang in Essen gründete.

Museen und Galerien:

  • Neue Galerie, New York: Diese Galerie ist auf deutsche und österreichische Kunst spezialisiert und zeigt bedeutende expressionistische Werke.
  • Lenbachhaus, München: Besitzt eine der weltweit wichtigsten Sammlungen der Werke von Der Blaue Reiter.
  • Brücke-Museum, Berlin: Widmet sich den Arbeiten der Künstlergruppe Die Brücke und beherbergt eine umfangreiche Sammlung von Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken.

Zitat

Ein bekanntes Zitat von Ernst Ludwig Kirchner beschreibt die Essenz des Expressionismus: „Kunst ist für uns nicht die Befriedigung eines Bedarfs, sondern die Leidenschaft des Lebens.“

Résumé

Der Expressionismus war eine der einflussreichsten Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts, die das Kunstverständnis und die künstlerische Praxis nachhaltig veränderte. Durch seine Betonung auf subjektivem Ausdruck, intensiver Emotionalität und gesellschaftskritischen Themen bleibt der Expressionismus ein zentraler Bestandteil der modernen Kunstgeschichte. Die Werke dieser Bewegung erzielen heute hohe Preise auf Auktionen und sind in den bedeutendsten Museen der Welt zu finden.

Lenz Klotz  blau - weiss - rot, schwarz gefasst, 1986  Oel auf Leinwand, 65 x 100 cm  Ref. 86/16
Benno Berneis Schreitender Mann, um 1912 (c) Berlinischen Galerie
Wilhelm Lehmbruck, Der Gestürzte, 1915, Steinguss; Kunststein; Höhe: 78 cm; Breite: 240 cm; Tiefe: 82 cm, Staatsgalerie Stuttgart, erworben 2017 aus Mitteln der Museumsstiftung Baden-Württemberg und mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder
Im Café, 1925, Lindenau-Museum Altenburg © VG Bild-Kunst Bonn, 2018
Ausstellungsansicht  Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München
EGON SCHIELE, „Versinkende Sonne“, 1913 © Leopold Museum, Wien | Foto: Leopold Museum, Wien
Georg Baselitz in der Fondation Beyeler vor seinem Werk Avignon ade, 2017, Öl auf Leinwand, 480 x 300 cm, Privatbesitz; © Georg Baselitz, 2018; Foto: Matthias Willi
Ernst-Ludwig Kirchner, Ruderboote, o.J. (um 1912)
150 Jahre Albin Egger-Lienz
Josef Scharl, Pariser Straßenszene, 1930, Sammlung Karsch-Nierendorf, © Susanne Fiegel
RICHARD GERSTL, Selbstbildnis als Halbakt, 1902/1904 © Leopold Museum, Wien | Foto: Leopold Museum, Wien
ein Besucher betrachtet den Jazzsänger von Carl Lohse, 1919/1921 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 / SKD, Foto: David Pinzer
Peter Beard (New York 1938) Elui, Son of Nzenge Mkambo from Voi Unikat. Chromogendruck, Tinte u. Blut, 136 x 120,5 cm, Mindestpreis:	35.000 EUR