Orientteppiche: Entstehung, Geschichte und Bedeutung

Was versteht man unter Orientteppichen?

Orientteppiche sind handgeknüpfte Teppiche, die traditionell in der Region des sogenannten „Orient“ gefertigt werden, der heute Teile von Ländern wie Iran, Türkei, Afghanistan, Indien, Pakistan, Kaukasus und anderen angrenzenden Regionen umfasst. Sie sind für ihre kunstvollen Muster, hochwertigen Materialien und handwerkliche Präzision bekannt und haben weltweit einen hohen kulturellen und ästhetischen Stellenwert.

Entstehung und Geschichte

Die Kunst der Teppichknüpferei ist eine der ältesten Handwerkskünste der Menschheit und reicht mindestens bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurück. Die ersten dokumentierten Teppiche stammen aus Zentralasien und Persien, wo die nomadischen Stämme begannen, Teppiche als Schutz gegen die Kälte und als Dekoration für ihre Zelte zu knüpfen. Diese Teppiche entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte zu komplexen Kunstwerken, die die Kultur und Traditionen ihrer Entstehungsorte widerspiegeln.

Der Pazyryk-Teppich, der im 5. Jahrhundert v. Chr. datiert wird, gilt als das älteste erhaltene Beispiel eines Orientteppichs. Er wurde in einem Kurgan im Altai-Gebirge entdeckt und zeigt bereits die hohe Kunstfertigkeit der damaligen Teppichknüpfer.

Während der Blütezeit des islamischen Reiches im Mittelalter erreichte die Teppichkunst neue Höhen, insbesondere in Persien (dem heutigen Iran), wo komplexe und detaillierte Muster entwickelt wurden, die sowohl religiöse als auch weltliche Themen darstellten. Die Safawiden-Dynastie (16. bis 18. Jahrhundert) ist besonders bekannt für die Förderung der Teppichkunst, wodurch viele der heute berühmten Muster und Stile entstanden.

Wichtige Orte und Zentren der Teppichproduktion

  • Iran (Persien): Der Iran ist bekannt für seine Teppiche aus Städten wie Isfahan, Tabriz, Kerman und Kashan, die für ihre hochwertigen Materialien und feinen Knüpftechniken berühmt sind.
  • Anatolien (Türkei): Anatolische Teppiche sind bekannt für ihre geometrischen Muster und kräftigen Farben. Berühmte Regionen sind hier Konya und Bergama.
  • Kaukasus: Teppiche aus dem Kaukasus sind für ihre robusten Materialien und starken, geometrischen Designs bekannt.
  • Indien: Indische Teppiche, besonders aus der Mogulzeit, sind für ihre prachtvollen Muster und oft floralen Designs berühmt.

Bekannte Künstler und Werke

Orientteppiche sind oft das Ergebnis kollektiver Arbeit und nicht direkt einem einzelnen Künstler zuzuordnen. Dennoch gibt es berühmte Teppichmanufakturen und Meisterwerke:

  • Ardabil-Teppich: Einer der bekanntesten und ältesten persischen Teppiche, heute im Victoria and Albert Museum in London ausgestellt.
  • Heriz-Teppiche: Diese stammen aus der Region um Heriz im Iran und sind bekannt für ihre großflächigen Medaillons und langlebige Wolle.

Auktionen und Höchstpreise

Orientteppiche können bei Auktionen hohe Preise erzielen, besonders wenn sie antik, gut erhalten und aus einer bekannten Teppichregion stammen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Clark Sickle-Leaf Teppich, der 2013 bei Sotheby's für 33,7 Millionen US-Dollar versteigert wurde und damit den höchsten Preis erzielte, der jemals für einen Teppich bezahlt wurde.

Sammler, Museen und Galerien

Sammler: Orientteppiche sind bei Sammlern weltweit begehrt, insbesondere wenn sie eine hohe Knotenanzahl, seltene Muster oder eine gut dokumentierte Herkunft aufweisen. Sammler schätzen diese Teppiche nicht nur als dekorative Kunst, sondern auch als Wertanlage.

Museen:

  • Metropolitan Museum of Art, New York: Beherbergt eine bedeutende Sammlung von Orientteppichen, darunter auch seltene Exemplare aus dem Mittelalter.
  • Victoria and Albert Museum, London: Das Museum besitzt eine umfangreiche Sammlung antiker Teppiche, darunter den berühmten Ardabil-Teppich.
  • Carpet Museum of Iran, Teheran: Dieses Museum ist auf persische Teppiche spezialisiert und zeigt einige der wertvollsten und historisch bedeutsamsten Teppiche der Welt.

Zitat

Ein treffendes Zitat über Orientteppiche lautet: „Ein Orientteppich ist nicht nur ein Bodenbelag, sondern ein Zeugnis einer uralten Kultur, in dem sich Geschichten, Traditionen und Kunst vereinen.“

Résumé

Orientteppiche sind weit mehr als bloße Dekorationsgegenstände – sie sind Ausdruck einer jahrtausendealten Kunsttradition, die die Kultur, Geschichte und Ästhetik der Völker des Orients widerspiegelt. Ihre Wertschätzung reicht von Sammlern über Museen bis hin zu Kunstliebhabern, die die Schönheit und Bedeutung dieser Teppiche erkennen und bewahren.

Helmut Reinisch © Galerie Reinisch
Tibet Rug with Tigers in Bamboo 174 x 86 cm (5' 9" x 2' 10") Tibet, early 20th century
Eagle Kazak (Chelaberd) 220 x 132 cm (7' 3" x 4' 4") Caucasus, late 19th century
NOMADIC RUGS GALLERY  Unit B2, 1 Chandos Road, Park Royal, London, NW10 6NF, United Kingdom +44 (0) 7921 812 241 www.nomadicrugs.gallery
Gideon Hatch ‘Padina’ Hand knotted in India, hand spun Turkish wool Available to order in any size and colours £750 per sq. m.
Early Karachov Kazak 203 x 174 cm (6' 8" x 5' 9") Caucasus, mid 19th century
FINE ANTIQUE ORIENTAL RUGS XXIX
© WienTourismus/Christian Stemper
Early Karadashli Asmalyk 112 x 81 cm (3' 8" x 2' 8") Turkmenistan, early 19th century
Gideon Hatch ‘Padina’ Hand knotted in India, hand spun Turkish wool Available to order in any size and colours £750 per sq. m.
„Arabisches Zimmer“ von Johann Kainz-Bindl, Wien, 1901. Aufnahme am Währinger Gürtel 166. Foto: Wolfgang Thaler, 2015