München, 4. November 2014, (kk) – Ganz frisch auf dem Auktionsmarkt ist jetzt ein bisher unbekanntes Werk aus dem Œuvre Egon Schieles aufgetaucht. Seit den 1970er Jahren befand sich die außergewöhnliche Arbeit im Besitz einer bedeutenden deutschen Privatsammlung und kommt nun in der Jubiläumsauktion von Ketterer Kunst in München am 5. und 6. Dezember zum Aufruf.Die neu entdeckte, expressive Komposition Egon Schieles aus den frühen 1910er Jahren wurde gerade im Archiv von Jane Kallir, New York registriert und ist in den noch unpublizierten Nachtrag zum Werkverzeichnis aufgenommen worden. Es handelt sich um die beeindruckende Papierarbeit „Liegender weiblicher Akt mit angezogenen Beinen“, eine der exzentrischen Aktarbeiten, in denen der Künstler die Körperfarbe mit der des Papiers gleichsetzt und zusammen mit den akzentuierenden leuchtenden Farbkomponenten am Bildrand eine erotische Spannung der ganz besonderen Art erzeugt.
Egon Schiele begeistert der lineare Flächenstil Gustav Klimts und der Sezessionisten, die sich gegen die starren akademischen Konventionen des Historismus aussprechen und für eine Versöhnung von Kunst und Leben eintreten. In dieser Tradition entwickelt Schiele einen Zeichenstil, der besonders die Fragilität alles Menschlichen zum Ausdruck bringt. Seinen Modellen nähert er sich dabei auf so direkte Weise, dass sie im ersten Moment schockierend wirken kann. Während er einerseits das dargestellte Modell aus einer rein formal-ästhetischen Sicht betrachtet, stellt er andererseits eine fast voyeuristische Nähe mit einem Blick auf die intimsten Situationen her.
So ist auch der „Liegende weibliche Akt mit angezogenen Beinen“ in seiner direkten Aussage von einer Unmittelbarkeit der Beobachtung, die das Besondere der in dieser Zeit entstandenen Arbeiten Schieles ausmacht. Die Position der Dargestellten kann sowohl als Hockende – folgt man der Signatur – als auch als Liegende verstanden werden, wobei letztere eine oft vom Künstler präferierte Perspektive darstellt.
Die außergewöhnliche Arbeit kommt mit einer Taxe von € 300.000-400.000 zum Aufruf.
Weitere Glanzlichter im Bereich der Klassischen Moderne kommen neben Werken von Otto Mueller („Liebespaar/Sitzendes Zigeuner-Liebespaar“, Taxe: € 800.000-1.200.000), August Macke („Unter den Lauben von Thun (Ein Spaziergängermotiv)“, Taxe: € 600.000-800.000) und Gabriele Münter („Der blaue Berg“, Taxe: € 250.000-350.000 – siehe separate Pressemeldung) u.a. von Otto Dix, Alexej von Jawlensky, Paul Klee, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff.
Zudem bietet der Sonderkatalog „Aus der ehemaligen Sammlung Laaff“ über 30 Werke u.a. von Conrad Felixmüller („Der Maler Otto Schubert und Frau“, Taxe: € 100.000-150.000), Ernst Ludwig Kirchner, Robert Michel, Max Pechstein, Franz Radziwill, Josef Scharl und Georg Schrimpf.
Die Kunst nach 1945 besticht neben Kazuo Shiragas Ölgemälde „Chijikusei Gotenrai“ (Taxe: € 400.000-600.000) vor allem mit Werken der ZERO-Künstler (z.B.: Günther Uecker „Weißer Wind“, Taxe: € 400.000-600.000) sowie Arbeiten von Gerhard Richter, Martin Kippenberger und Andy Warhol, der mit einem Sonderkatalog (siehe separate Meldung) vertreten ist.
An der Spitze der Abteilung Zeitgenössische Kunst stehen neben einem Cibachrome-Abzug von Andreas Gursky („Ayamonte“, Taxe: € 120.000-150.000) u.a. Arbeiten von Anselm Reyle, Tony Cragg und George Condo.