LONDON/ PHILADELPHIA. Das Auktionshaus Bonhams versteigert am 5. Oktober 2015 fünf bedeutende Objekte der Transportgeschichte aus dem Museum für Wissenschaft und Industrie in Chicago (Museum of Science and Industry). Es handelt sich um Lokomotiven und Pferdebahnwagen, die mehr als 80 Jahre lang in der Dauerausstellung zu sehen waren. Die Versteigerung findet im Rahmen der Auktion Preserving the Automobile im Automotive Museum der Stiftung Simeone in Philadelphia statt.Sezessionskrieg zwischen Konföderation und UnionDas Vorzeigestück der musealen Sammlung ist die in in mehrfacher Hinsicht bedeutende Lokomotive Mississippi. Sie ist ein seltenes Beispiel einer in England gebauten Dampflokomotive (1834), die sich in Amerika erhalten hat. In den Gründungsjahren der amerikanischen Eisenbahn wurden viele Lokomotiven in England gebaut und zur Montage nach Nordamerika verschickt. Die Mississippi war vermutlich die erste Lokomotive der Südstaaten und mit Sicherheit die erste, die im Staat Mississippi in Betrieb genommen wurde. Sie ist während des Bürgerkriegs sowohl von der Armee der Konföderierten und - nach deren Kapitulation - von der Armee der Union genutzt worden. Daher handelt es sich bei ihr um ein Maschine von nationaler Bedeutung. Sie ist nicht nur ein Meilenstein der Transportgeschichte Amerikas und der Gründungsjahre der Eisenbahn, sondern war auch für den Bürgerkrieg von Bedeutung. Nicht zuletzt ist sie ein Beleg für den Technologietransfer zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten sowie für die industrielle Revolution selbst. Die Mississippi ist auf 250.000 bis 400.000 US-Dollar geschätzt.
Ein Beitrag zur Entwicklung von Nation und Stadt in AmerikaAus derselben Sammlung stammt eine von der Pennsylvania Railroad Company hergestellte Replik (1929) der ursprünglich 1825 gebauten John Stevens. Die originale Maschine war die erste Lokomotive, die auf den Schienen in den Vereinigten Staaten eingesetzt wurde und das Potential der mit Wasserdampf betriebenen Schienen-Fahrzeuge für den Personen- und Güterverkehr demonstrieren sollte. Die Replik wurde dem Museum 1932 von der Pennsylvania Railroad geschenkt.
Andere Artefakte aus dem Museum umfassen die exakte Nachbildung des Pferdebahnwagens Archer Avenue No. 10 (1859), der dem Museum von der Chicago City Railway Company 1930 vermacht wurde. Solche wunderschönen und kunsthandwerklich hergestellten Pferdebahnwagen kamen in Ballungsräumen wie Chicago, Philadalphia und New York zum Einsatz - der Transport mit Dampflokomotiven erwies sich dort als unpraktisch. Sie sind die Vorläufer der elektrischen Straßenbahnen, die später den städtischen Transport dominieren sollten.
Ein weitere eindrucksvolle, handgefertigte Replik ist ein vor über 80 Jahren dem Museum gestiftetes Führerhaus einer Dampflokomotive (1920), die zur Ausstellung der Pennsylvania Railroad Company auf der Messe 'Century of Progress' gehörte.
Die Objekte aus dem Museum für Wissenschaft und Industrie in Chicago kommen zusammen mit herausragenden Automobilen anderer Einlieferer, darunter Vorkriegswagen und Rennautos, zur Versteigerung. Die Objekte aus dem Museum werden aufgrund ihrer Größe nicht im Original vor Ort sein. Interessenten können vor der Auktion spezielle Besichtigungstermine vereinbaren.