Kugelfuß-Deckelbecher, Augsburg, um 1675/79, Philipp Küsel (Schätz- preis 14 000 Euro) Kugelfuß-Deckelbecher, Augsburg, um 1675/79, Philipp Küsel (Schätz- preis 14 000 Euro) - Mit freundlicher Genehmigung von: artauktionen

Wer: artauktionen

Was: Auktion

Wann: 27.11.2015

SCHEUBLEIN Art & Auktionen rückt Augburger Silber am 27. November 2015 in den Fokus der Weihnachtsauktion in München. Rund 700 Objekte hat SCHEUBLEINArt & Auktionen für die Versteigerung zusammengetragen. Das Angebot bietet einen Querschnitt durch die klassischen Dömänen des Hauses: Möbel und Gemälde vom Barock über Jugendstil bis ins 21. Jahrhundert sowie Schmuck,…
SCHEUBLEIN Art & Auktionen rückt Augburger Silber am 27. November 2015 in den Fokus der Weihnachtsauktion in München. Rund 700 Objekte hat SCHEUBLEINArt & Auktionen für die Versteigerung zusammengetragen. Das Angebot bietet einen Querschnitt durch die klassischen Dömänen des Hauses: Möbel und Gemälde vom Barock über Jugendstil bis ins 21. Jahrhundert sowie Schmuck, Porzellan, Glas und Teppiche.

Augsburg gilt für die Zeit vom 16. bis 19. Jahrhundert bis heute als die berühmteste deut- sche Goldschmiedestadt. Vor allem das silberne Tafelgerät aus der schwäbischen Stadt war sehr gefragt. Botschaftern aus den verschiedensten Ländern diente es als diplomati- sches Geschenk. Heute sind diese kostbaren Erzeugnisse weltweit in Museen zu bewundern und gelten als stumme Zeugen der großen Kunstfertigkeiten ihrer Gold- und Silberschmie- de. Die mit über 500 Objekten weltweit größte Sammlung von silbernen Kunstgegenstän- den aus Augsburg bewahrt der Moskauer Kreml.

Im Mittelalter war Augsburg Knotenpunkt mehrerer Handelsrouten. Diese geographisch günstige Lage sorgte für den großen Erfolg der Silberschmiede, die laut ältesten erhaltenen Quellen seit Jahr 1376 dort ansässig waren. Im 15. Jahrhundert galt Augsburg bereits als eine der bedeutendsten deutschen Stätten für die Bearbeitung des Edelmetalls. Die Ob- jekte aus Augsburg waren sogar so berühmt, dass man in Stockholm ein besonders ge- lungenes Kunstwerk als „Augsburger Stück“ bezeichnete. Charakteristisch für den Stil der Augsburger Silberschmiede im Barock und Rokoko ist die geschwungene und verspielte Linienführung und die Verwendung allegorischer Motive aus dem antiken Bilderschatz.

Ein kunstvoll gestaltetes Luxusobjekt der Augsburger Silberschmiede ist der um 1675/79 datierte Kugelfußbecher, den Scheublein Art & Auktionen am 27. November in München anbietet (Schätzpreis 14 000 Euro, Abb. Titelblatt). Das mit drei Imperatoren-Porträts ge- schmückte Stück schuf der begabte Goldschmied Philipp Küsel, dessen Arbeiten – wie Helmut Seling in seinem Standardwerk zur Augsburger Goldschmiedekunst (München 1980/2007) feststellt – zu den hervorstechendsten Leistungen dieser Ära zählen. Küsels Prachtwerk führt die Passage von Silberobjekten aus verschiedenen süddeutschen Privat- sammlungen an. Zu den weiteren Highlights zählt ein kleiner teilvergoldeter Schlangen- haut-Deckelhumpen (Augsburg, um 1659/63, Martin II Heuglin, Abb. links) mit gravierten Bändern. Aus Breslau (2. Hälfte 17. Jh., Christian Mentzel d. Ä.) stammt ein Deckelhumpen mit flach gewölbtem Deckel und Granatapfelknauf. Das mit 12 000 Euro angesetzte Stück ist mit feinem Blumen- und Früchtedekor sowie drei Putten (Abb. links) verziert. Aber auch der Deckelhumpen aus Leipzig (um 1699/1700, Johann Paul Schmidt, Abb. oben) besticht durch reichen Schmuck: Seine Wandung ist von einem durchbrochenen Korb mit Akant- husranken und drei Medaillons mit Architekturlandschaften umfangen. Der Deckelknauf ist in Form eines Schwans gestaltet (Taxe 16 000 Euro). Zwei Vergleichsobjekte des Gold- schmiedemeisters Johann Paul Schmidt finden sich heute im Leipziger Grassi Museum.

Top-Los in der Abteilung Asiatika ist das Email-Tablett von Namikawa Sosuke (1847–1919) aus der späten Meiji-Zeit. Das mit 12 000 Euro taxierte Objekt zeichnet sich durch eine aparte Vogeldekoration aus – und stellt eine technische Innovation dar: Denn der japani- sche Kunsthandwerker Sosuke perfektionierte Ende des 19. Jahrhunderts die schwierige Cloisonné-Technik, indem er beim letzten Brandvorgang die Stege bei seinen Emailarbeiten entfernte und die Farben ineinanderfließen konnten.

Teuerstes Stück bei den Uhren ist eine prunkvolle Konsoluhr (wohl Frankreich 19. Jh.), bekrönt mit einem trompetenblasenden Engel (Schätzpreis 2800 Euro, Abb. oben). Das geschwungene Gehäuse in Boulletechnik ist mit floralen Messingeinlagen und einem Mes- singrelief mit Bacchusknabe verziert. Das repräsentative Stück stammt aus dem Besitz des Ludwig von Wirschinger (1781–1840), Finanzminister unter König Ludwig I.Bei der Graphik dominieren zwei Radierungen des holländischen Barockmalers Rembrandt Hamensz van Rijn (1606 - 1669), der im Amsterdam des 17. Jahrhunderts schnell ein Star wurde: „Selbstbildnis mit offenem Mund“ (Abb. oben) und „Joseph und Potiphars Weib“ (Abb. rechts oben). Rembrandt ist damals ein so seltener Vorname, dass der Künstler es sich leisten konnte, seine Bilder allein damit zu signieren. Seine Eltern, wohlhabende Müller aus Leiden, hatten mit ihrem achtem Kind schon früh Großes vor: Sie schicken ihren Sohn auf eine calvinistische Lateinschule und lassen ihn anschließend studieren. Doch der junge Rembrandt interessiert sich nur für Malen und Zeichnen.

Der Amsterdamer Historienmaler Pieter Lastman wird schließlich sein Lehrmeister. Mit 18 Jahren kehrt Rembrandt in seine Heimatstadt Leiden zurück und entwickelt hier seinen ganz besonderen Stil: Er spielt intensiv mit dem Gegensatz von Hell und Dunkel und liebt Inszenierungen. 1630 geht derjunge Künstler wieder in die blühende Handelsstadt Amster- dam – exakt im richtigen Moment. Dort fehlt es an Malern mit Profil. Rembrandt, der Spe- zialist für Licht und Schatten, wird in kürzester Zeit bekannt, ja sogar noch mehr: Er wird Vorbild vieler Künstler. Er kauft ein Haus, heiratet seine große Liebe Saskia von Uylenburgh, sammelt Kunstwerke und Kuriositäten und arbeitet mit Feuereifer. 1642 malt der ernste Künstler sein berühmtestes Bild: „Die Nachtwache“ (Rijksmuseum, Amsterdam). Der Künst- ler ist mittlerweile so beliebt, dass viele reiche Kaufleute in sein Atelier drängen. Er ist ein Popstar seiner Zeit. Rembrandt malt so viele Selbstporträts wie kaum ein Künstler vor oder nach ihm. Sie sind nach jüngster Rembrandt-Forschung jedoch nicht Ausdruck intensiver künstlerischer Selbsterforschung, sondern „theatralische“ Studien menschlicher Gemütszu- stände (Nils Büttner). In seinen großen Porträts wie das seines Gönners und Freundes, des späteren Amsterdamer Bürgermeisters Jan Six (Rijksmuseum Amsterdam), steht man den Menschen in aller Unmittelbarkeit gegenüber.

Rembrandts Selbstporträts bilden darüber hinaus eine einzigartige Autobiografie. Sie doku- mentieren seine Lebensphasen, vom jungen Künstler über den erfolgreichen, ja modischen Maler bis zur Tragödie seines Bankrotts. Denn Rembrandt stürzt in eine schwere Krise, als seine Frau Saskia im Alter von nur 30 Jahren stirbt. Nun ist er mit dem knapp ein Jahr alten Söhnchen Titus allein. Rembrandt produziert immer weniger, gibt aber das Geld mit vollen Händen aus und kommt in beträchtliche finanzielle Schwierigkeiten. Mitte der 1650er Jahre meldet er Konkurs an. 1657 wird seine Kunstsammlung versteigert. Rembrandt muss sein Haus in Amsterdam räumen und wohnt die letzten zehn Lebensjahre im sozial schwachen Viertel Jordaan. Verarmt stirbt er mit 63 Jahren am 4. Oktober 1669. Der große holländi- sche Meister hinterlässt nichts außer ein paar alten Kleidern und seinen Malutensilien.

Aber auch der Kunst des 19. Jahrhunderts bietet SCHEUBLEIN Art & Auktionen wieder eine Bühne. So erwarten die Kunstliebhaber zwei Gemälde von Heinrich Bürkel (1802–1869: „Heuwagen beim Überqueren einer Brücke“ (Schätzpreis 18 000 Euro) und „Landschaft mit Kirche“ (Schätzpreis 9000 Euro). Der Künstler (1802–1869) war ein höchst erfolgreicher und zu Lebzeiten international gefragter Genremaler. Vor allem italienische Landschaften, Ansichten der Alpen und bäuerliche Szenen waren die Sujets seiner Ölgemälde.

Den Auftakt bei den Möbel macht eine mitteldeutsche Kommode aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit geschweiftem Korpus, Bandelwerk und Rocaillendekor in feiner Brand- malerei (Schätzpreis 2000 Euro, Abb. unten). Außerdem imponiert ein knapp zwei Meter hoher Stollenschrank mit gebogtem Giebel aus dem 18. Jahrhundert (Schätzpreis 1800 Euro, Abb. unten). Die Türen des zweitüriger Korpus sind mit figürlichen Einlegearbeiten in ovalen Medaillons geschmückt. Darüber hinaus zieht ein mit Vogelahorn intasierte Auf- satzkommode die Blicke auf sich (Schätzpreis 3500 Euro, Abb. unten). Auf der schrägen Schreibklappe ist die Datierung „1765“ und das Monogramm „J.G.“ lesen.

Bei der reichen Auswahl an Bauermöbeln ist ein farbig gefassster Reiterkasten aus Linz (18./19. Jh., Schätzpreis 800 Euro, Abb. unten) mit eingerollten Füßen auffallend. Das schö- ne Stück ist reich Reich remalt mit Blumendekor und Vögeln. Die kolorierte Radierungen in lacca povera-Art auf den Türfüllungen zeigen berittenen Soldaten bzw. eine Reiterin sowie Galanterieszenen im Stil des Rokoko.

Aus der Bodenseeregion (19. Jh.) stammt ein Kirschholz-Schrank, der durch seinen aufwen- digen Blumen-, Ornament-, und Schuppendekor besticht (Schätzpreis 1200 Euro, Abb. un- ten). Eine schmucke Alpbachtaler Sockeltruhe ist 1754 datiert (Schätzpreis 800 Euro, Abb. oben). Ihre Front ist mit drei Feldern geschmückt. Alle Felder sind bemalt mit Blumenmoti- ven, in der Mitte befindet sich ein Doppeladler. Eyecatcher ist außerdem ein farbig gefass- tes Lüstermännchen in der Form eines Wirts mit zwei Bierkrügen und einem Brotzeitteller, dessen Beine in Hörner übergehen (Schätzpreis 500 Euro, Abb. oben).

Passend zur Jahreszeit sei abschließend noch auf eine prächtige Salzburger Krippe aus dem 19. Jahrhundert verwiesen (Abb. oben). Sie besteht insgesamt aus 60 Teilen und stellt das Weihnachtsgeschehen mit Herbergssuche, Geburt Christi, den Hl. Drei Königen und die Anbetung der Hirten dar (59 x 97 x 46 cm, Schätzpreis 2500 Euro). Weiteres Highlight ist außerdem eine Eckkrippe aus Holz, die durch ihre bemalten Rückwände besticht und mit 600 Euro geschätzt ist, Abb. rechts oben).

Die Evangelisten Lukas und Matthäus waren die ersten, die die Menschwerdung Christi beschrieben. Besonders bekannt ist das wohl im 2. Jh. n. Chr. entstandene Lukas-Evangeli- um. Bildliche Darstellungen der Geburt Christi finden sich in Rom bereits im 4. Jahrhundert nach Christus. Die Entstehung der Krippe entwickelte sich allerdings langsam aus religiösen Schaustellungen, die am Weihnachtstag zu sehen waren. Diese nahmen ab dem 10. Jahr- hundert immer mehr volkstümlichen Charakter an und verbreiteten sich mit der Zeit über ganz Europa. Als „Vater der Krippe“ wird häufig Franz von Assisi bezeichnet. 1223 erreich- tete der Heilige in einer Waldhöhle eine Futterkrippe, an der auch ein lebendiger Ochs und Esel stand. Hier hielt Franz von Assisi seine berühmte Weihnachtspredigt.Vor allem der Süden Deutschlands Österreich, Italien, Spanien, Portugal und Südfrankreich entwickelte sich zu Hochburgen des Krippenbaus in Europa. Bis in die Mitte des 19. Jahr- hundert favorisierte man bei den Krippendarstellungen die heimische Gebirgslandschaft. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. kam die orientalische Krippe immer mehr in Mode. Die größten Krippensammlung weltweit besitzt das Bayerischen Nationalmuseum in München.

Heinrich Bürkel (1802- 1869), Heuwagen beim Überqueren einer Brücke, Öl/Karton, (Schätzpreis 18 000 Euro) Heinrich Bürkel (1802- 1869), Heuwagen beim Überqueren einer Brücke, Öl/Karton, (Schätzpreis 18 000 Euro) - Mit freundlicher Genehmigung von: artauktionen Georg Fries (1787- 1854), Die Magdalenen- klause im Nymphenburger Schlosspark, Öl/Lwd. (Schätzpreis 12 000 Euro) Georg Fries (1787- 1854), Die Magdalenen- klause im Nymphenburger Schlosspark, Öl/Lwd. (Schätzpreis 12 000 Euro) - Mit freundlicher Genehmigung von: artauktionen Weihnachtskrippe, Salzburger Land, 19. Jh., Krippenberg aus Holz, Leinen u.a., die Figuren Holz, geschnitzt, bemalt, 59 x 97 x 46 cm, Schätzpreis 2500 Euro Weihnachtskrippe, Salzburger Land, 19. Jh., Krippenberg aus Holz, Leinen u.a., die Figuren Holz, geschnitzt, bemalt, 59 x 97 x 46 cm, Schätzpreis 2500 Euro - Mit freundlicher Genehmigung von: artauktionen
Tags: Antiquitäten, Heinrich Bürkel, Malerei, Rembrandt Harmensz van Rijn, Silber

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