Kunst und Kuriosa Auktionen in Heidelberg löst einen hochkarätigen Heidelberger Nachlass auf, der immer spannendere Antiquitäten offenbart.In der Versteigerung am 2. Dezember 2016 kommt eine bisher unbekannte und anonyme Büste aus dem Umfeld des Hofes Ludwig XIV. aus dem späten 17. Jh. zum Aufruf . Sie zeigt einen Herrn in prunkvollem Brustharnisch mit einer mittig gescheitelten Allonge-Perücke und einer aufwändigen Draperie über der linken Schulter. Neben der zeitlichen Einordnung lässt der Marschallstab in der rechten Hand eine Identifizierung mit dem französischen Marschall Louis II. Joseph de Bourbon, Duc de Vendome (1654–1712) zu. Die physiognomischen Züge stimmen überzeugend überein mit zahlreichen Portraitbildern des Marschalls. Dieses bedeutende Mitglied der französischen Königsfamilie war an zahlreichen Kriegszügen beteiligt, u.a. im Spanischen Erbfolgekrieg, in dem er u.a. gegen Prinz Eugen von Savoyen die Schlachten bei Luzzara und bei Cassano d’Adda austrug.
Auf Grund der stilistischen Beobachtungen ist von einer Herkunft aus dem Umfeld des Königshofes auszugehen. Engste Übereinstimmungen finden sich laut einem aktuellen Gutachten von Dr. Rainer Stüwe bei den Büsten des Francois Girardon, dem Hofkünstler und persönlichen Freund Ludwig XIV. Die Büste ist aus Lindenholz geschnitzt und trägt noch Reste der eierschalenfarbenen Fassung. Auf Grund des für Girardon ungewöhnlichen Materials liegt hier wohl eine Zweitfassung aus der Werkstatt dieses Meisters nach einem heute verlorenen Vorbild aus Bronze oder Marmor vor. Nach der Familienüberlieferung des Einlieferers stammt die Büste vermutlich aus einem Schloss an der Loire (Limit 3.500 €).
Die Heidelberger Sammlung bietet noch mehr bedeutende Pretiosen: u.a. ein museales "Cofanetto", eine Schatulle mit "Pastiglia"-Dekoration der italienischen Renaissance aus Ferrara, 15. bis frühes 16. Jh. u.a. mit der Legende des römischen Soldaten Marcus Curtius, der sich heldenhaft in den Erdbebenspalt am Forum Romanum stürzte, um durch sein Selbstopfer den nur durch höchsten Edelmut zu füllenden Riss zu verschließen (2.900 €); ein "Minnekästchen", aus dem Rheinland aus fein geschnitztem Ahorn, wohl vom Ende des 15. Jh. (500 €); ein spätgotischer vergoldeter Messkelch aus der Toskana, wohl Siena um 1400 (900 €) und eine feine Pariser Rauchergarnitur in edler Boulle-Schatulle um 1850 (350 €). Museal ist ebenfalls der "Sgabello", ein detailliert beschnitzer Brettstuhl der italienischen Renaissance, wohl aus der Toskana des 17. Jh. (350 €).
Im Bereich Kunst sind ebenfalls Hochkaräter vertreten: erwähnt sei der stimmungsvolle Spaziergang an einem Ostseestrand von Julius von Klever, in Öl von 1905 (18.000 €), ein höchst qualitätvoller Heinrich Johann von Zügel mit Bauer und seinen Rindern von 1899 (1.200 €), ein Portrait einer englischen Lady der Upper Class von John Theodore I. Heins, 1697–1756, der seine Berühmtheit durch zwei Porträts Georg Friedrich Händels, die er im Auftrag des englischen Königs Georg I. malte, erlang (750 €) und die winterliche Schwarzwaldlandschaft Karl Hauptmanns in Öl (450 €). Fast modern anmutend ist die Pieta aus Alabaster mit ihren überlängten Gliedmaßen, wohl aus Nottingham um 1500 (900 €).
Bei der zeitgenössischen Kunst treffen das Ölgemälde "Écriture" des Großmeisters der japanischen Moderne Takesada Matsutani (*1937) von 1993 (1.900 €) und das Ölgemälde "Resonanzmembrane Nr. 1" von Hideaki Yamanobe (*1964) von 1999 (900 €) mit ihrer zurückhaltenden "Zen"-Stimmung ganz den gegenwärtigen Zeitgeist. Zwischen West und Ost anzusiedeln sind die ca. 30 Gemälde von Kiewer Künstlern ("Kunst der Perestroika") aus den Jahren 1990–92, die ohne Limit angeboten werden. Ein Meister der westlichen Moderne, Paul Wunderlich ist mit zwei großen Bronzeplastiken vertreten: Minotauros von 1989 und Nike von 1999 (Limit je 1.800 €).
Sammler von Porzellanen, Spielzeug und Antiken kommen diesmal auch nicht zu kurz: Schönes Meißner, Ludwigsburger, Nymphenburger, KPM und Herend-Porzellan ist in großer Zahl dabei, vor allem Service der beiden letzten Manufakturen, z.T. 105-tlg. Ca. 160 Steiff-Tiere, alte und neue Steiff-Club-Editionen und Replicas, überwiegend neuwertige Teddy-Bären, sind doch auch mal ein schönes Weihnachtsgeschenk, nicht nur für die Kleinen!
Kunst und Kuriosa OHG