Zu den Raritäten der um die 650 Objekte umfassenden Offerte zählt zweifellos die feine Deckeldose "Roses" à cire perdue von circa 1920, die zu einer Taxe von € 12.000–15.000 aufgerufen wird. Cire perdue – wörtlich übersetzt "verlorenes Wachs" – bezeichnet die schon seit der Antike in der Metallverarbeitung bekannte Technik des Wachsausschmelzverfahrens, bei der eine Form in Wachs modelliert und mit Ton oder anderen hitzebeständigen Materialien ummantelt wird. Beim Gussverfahren schmilzt die Wachsform. Als einer der ersten verwendete Lalique diese Technik, die schon im Mittelalter bei die Herstellung von Bronzen verwendet wurde, in der Juwelierkunst. An die Stelle von Edelsteinen setzte er in Glas gegossene Ornamente und kleine Figuren in seine Schmuckstücke ein. Für den Juwelier war dies weniger kostspielig. Da die Herstellung von Gefäßen und Figuren à cire perdue sehr zeitintensiv und aufwendig war – größere Objekte bekamen beim Erkalten oft Risse –, stellte Lalique nur wenige Entwürfe mit einem großen künstlerischen Anspruch in dieser Technik her. Meist wurden die Objekte à cire perdue nur ein einziges Mal gegossen. Das Besondere an der von Quittenbaum angebotenen Deckeldose ist ein Fingerabdruck auf dem Gefäßboden, der sehr deutlich zu sehen ist. Von wem sollte er stammen, wenn nicht von René Lalique höchstpersönlich, der mit seinen Händen die Form festlegte.Aus der Familie der Nachkommen des großartigen Glaskünstlers Emile Gallé stammt eine Marqueterie-Schmuckschale mit Veilchen "Violettes", 1898–1900, vermutlich ein Unikat (€ 12.000–14.000). Beim französischen Glas sticht außerdem die schon allein aufgrund ihrer besonderen Größe von 36 cm beeindruckende Soufflé-Vase "Calla des marais" aus der Manufaktur von Gallé heraus (1931, € 40.000–60.000). Zu den besonderen Einlieferungen dieser Auktion gehören vier seltene Daum-Vasen mit Regenlandschaften "Pluviose" sowie drei Vasen mit Pilzdekor wie die martellierte Henkelvase "Champignon" mit Landschaft (€ 10.000–12.000). Ebenso rar auf dem Markt sind einige Pâte-de-verre-Vasen von Gabriel Argy-Rousseau, darunter die "Libations" mit der Darstellung zwei antikisierender Frauenfiguren, 1924 (€ 25.000–30.000).
Die Figur "The Stile" zeigt die großartige Fähigkeit von Ferdinand Preiss, im Medium der Kleinskulptur das lebendige Bild einer modernen und selbstbewussten Frau von höchster Eleganz zu erschaffen. Typisch für Franz Barwig ist die Bronzeskulptur "kämpfender Steinbock". Barwig arbeitete vorwiegend mit Holz, bevor er sich 1910 verstärkt Tierdarstellungen auch in anderen Materialien zuwandte, für die er sich im Wiener Tierpark Schönbrunn inspirieren ließ.
Die Jugendstil-Offerte umfasst des weiteren Möbel von Louis Majorelle, Porzellan, Silber und Keramik, darunter so dekorative Eyecatcher wie der "Weintraubenbock" von Michael Powolny (1907–08, € 5.000–6.000) sowie Schmuck.
Quittenbaum Kunstauktionen GmbH