Besuchskarten: „Das Köpferl hängest Du, ich weiß schon was Dir fehlt, ein Weiberl möchtest Du, Du armes Zeiserl, gelt?. „Ich muß legen mein Herz auf Eis, denn es ist einmahl zu ängstlich und zu heiß“. Entwürfe für Rebuskarten (Bilderrätsel): „Ei du mein Zuckergoscherl vergiß mein nicht“, „Ei du verliebter Kakadu vergiß mein nicht“. Neujahrskarte „Nichts soll je im Wege stehn, immer glücklich Dich zu sehn“. Rufpreise je € 180Im Biedermeier waren sie sehr beliebt und sie sind originelle kulturgeschichtliche Zeugnisse ihrer Zeit: Freundschafts- und Glückwunschkarten, wie sie bei der Auktion „Meisterzeichnungen, Druckgraphik und Aquarelle“ am 27. März 2018 im Wiener Dorotheum angeboten werden.
Versteigert wird der Nachlass des Wiener Kunst- und Musikalienhändlers Josef Eder (1759–1935)/Jeremias Bermann. Die außerordentliche Sammlung mit Erinnerungsstücken, kolorierten Radierungen, Stichen und Aquarellen aus dem Familienarchiv, dokumentiert das Leben in gutbürgerlichem Milieu in Wien am Beginn des 19. Jahrhunderts (Rufpreise ab € 120).
Man schwelgte in Gefühlen, schwärmte vom Glück oder von der Zukünftigen. Die einfallsreichen Motive und teilweise witzigen Sprüche auf diesen Karten sind Relikte einer längst vergangenen Epoche. Die in Wien erfundenen und produzierten Karten entwickelten sich zu einem Modeschlager. Auch bei der Gestaltung waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt. So war die Streifenzugkarte besonders beliebt, ebenso Klappkarten oder so genannte „Bienenkorbbilder“, auf denen sich durch konzentrisch versetzte Einschnitte das Motiv noch oben ziehen lässt und die darunterliegende Darstellung zum Vorschein kommt.
Der Besuch bei der Liebsten war manchmal durch Bilderrätsel angekündigt: „Ei du mein Zuckergoscherl vergiß mein nicht“, andere Karten wurden mit brennenden Herzen und Amoretten versehen oder mit Sprüchen wie „Das Köpferl hängest Du, ich weiß schon was Dir fehlt, ein Weiberl möchtest Du. Du armes Zeiserl, gelt?“.