Mit Akkuratesse und SensibilitätIn der Auktion der Alten Kunst glänzt ein Renaissance-Tondo mit der Anbetung des Kindes, welches dem italienischen Meister Sebastiano Mainardi zugeschrieben wird. Unter den Werken des 19. Jahrhunderts besticht das Stillleben von Otto Scholderer durch seine interessante Provenienzgeschichte. Ein Gemälde David Teniers d.J. ist nach 60 Jahren erstmals wieder in einer Kunstauktion zu sehen, des weiteren portraitiert eine Hafenszene mit beeindruckender Präzision das lebendige Italien um 1700.Sebastiano Mainardi erhielt seine Ausbildung in Florenz in den Jahren 1475–77 bei Domenico Ghirlandaio und wurde zu einem seiner engsten Mitarbeiter und Nachfolger: Seine Hand ist in allen wichtigsten Werken von Ghirlandaio und dessen Werkstatt feststellbar. Mainardi fertigte zahlreiche Gemälde und Fresken in Florenz und seinen Geburtsort San Gimignano an, aus denen "Maria reicht dem hl. Johannes ihren Gürtel" von 1490 in der Kirche Santa Croce in Florenz heraussticht. Zwar wird die Arbeit Ghirlandaio zugeordnet, jedoch gilt sie vielmehr als Fixpunkt in Mainardis Oeuvre. Der Aufbau der Figuren, insbesondere der Madonna, die Akkuratesse und Sensibilität in der Ausführung jedes einzelnen Details – die auf die Prägung durch Ghirlandaio zurückgehen – tauchen in beiden Fällen auf. Die Vermutung liegt nahe, dass das Tondo als Abstammung der "Maria reicht dem hl. Johannes ihren Gürtel" zu deuten und in den darauffolgenden Jahren datierbar ist.
1857/58 bereiste der Frankfurter Maler Otto Scholderer zu mehreren kurzen Studienreisen Paris. In dieser Zeit entstand eine intensive Freundschaft mit dem französischen Künstler Henri Fantin-Latour. Scholderers spätes Werk "Stillleben mit Birnen" erinnert mit seiner beruhigten Komposition an den Einfluss seines französischen Freundes (Schätzpreis 30.000–50.000 €). Das Gemälde wurde 1902 auf der Auktion des künstlerischen Nachlasses von Otto Scholderer in Frankfurt am Main erworben. Mitsamt seinen Besitzern gelangte das Gemälde nach Australien, wo es bis heute Teil dieser Privatsammlung war. Nun wurde es bei Van Ham zur Auktion eingeliefert – diese Entscheidung fiel vermutlich nicht zuletzt aufgrund des Auktionsrekordes für ein Stillleben des Künstlers, welchen Van Ham 2012 für Scholderers "Stillleben mit Birnen und Weinglas" erzielte.
Als kunsthistorische Wiederentdeckung erscheint das kleine Gemälde der "Gitarre spielenden, jungen Dame" des Flamen David Teniers der Jüngere (60.000–80.000 €). Die Komposition mit den seifenblasenden Kindern neben der jungen Dame wurde im 18. Jh. mehrfach kopiert und war als Stich von Robert de Launay bekannt. Nach 60 Jahren ist das Werk erstmals wieder in einer Kunstauktion zu sehen. Es liegt ein ausführliches Gutachten von Dr. Margret Klinge, vor, welche schreibt: "Die bedeutende Provenienz des Gemäldes spricht für die Hochschätzung des Werks, nicht nur in seiner Zeit, sondern vor allem im 18. Jahrhundert, als die schönsten Bilder sich in den aristokratischen Sammlungen Frankreichs befinden. Beinahe ein Jahrhundert lang gehört das Werk zur Collection der Ducs d’Orléans im Palais Royal in Paris, bis es mit dieser Sammlung in den Wirren der Revolution zum Verkauf nach England kommt."
Der Maler Konstantin E. Makovsky war einer der gefragtesten russischen Künstler des ausgehenden 19. Jahrhunderts und erfreute sich auch großer internationaler Nachfrage. Nicht nur der russische Künstlerkreis um Alexej Bogoliubov und Ilja Repin, auch der avantgardistische französische Impressionismus beeinflusste Makowskys Malerei zu jener Zeit. Das hier angebotene farbenfrohe Gemälde "Zwei Kinder im Garten" (280.000–350.000 €) in impressionistischer Malweise zeigt ein rührendes Beispiel russischen Volkslebens.
Mit einer Hafenszene hat der Maler des angebotenen Gemäldes "Hafenszene mit Figuren" (15.000–20.000 €) ein Abbild des lebendigen Alltags geschaffen. Mit minutiöser Präzision hat der Autor des Bildes einen fast trivialen Moment mittels unzähliger Einzelheiten verewigt – vom grasbewachsenen Hang im Vordergrund über die an der Küste zerschellenden Wellen und die Mauersteine bis hin zu den Badenden, die sich neben den Booten in die Fluten werfen. Diese Liebe zum Detail macht die Arbeit lebendig und zeichnet fast ein Foto Italiens um 1700.
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