Die Bildhauerin Reneé Sintenis wurde vor allem durch die Tierbronzen berühmt, kaum bekannt ist ihr frühes Oeuvre, das vor allem kleinformatige weibliche Akte umfasst. Hierzu zählt auch ihre sehr seltene, um 1914 entstandene Figur "Strumpfanziehende", von der nur ein weiterer Guss bekannt ist (6.800 €). Wesentlich für die Figuren ist ihre moderne, straffe Stilisierung in gerundeten Formen, die Bezüge zu Werken Maillols und Lehmbrucks zeigen. 1915 stellt Sintenis erstmals in der Berliner Secession aus, ab 1920 vertrat sie der renommierte Galerist Flechtheim, 1931 wurde sie als erste Bildhauerin Mitglied der Berliner Akademie der Künste.
Zu den Prunkstücken in der Silber-Offerte gehört ein Augsburger Deckelhumpen mit römischen Imperatorenporträts des Meisters Israel Thelot aus der Zeit um 1690, dessen ummantelte, durchbrochen gearbeite Korpuswandung drei Bildnismedaillons von Titus Flavius Caesar, Julius Caesar und Octavian im Wechsel mit Kriegstrophäen zeigt (12.000 €). Mit dem motivischen Rückgriff auf die Antike ist dieser Humpen zugleich Ausdruck barocker Repräsentations- und Schaulust sowie des Herrschaftsgeistes seiner Zeit.
Die Kunst der Vedutenmalerei auf Porzellan zur Vollendung brachte im 19. Jahrhundert die KPM Berlin insbesondere auf großen Ziervasen, die mit ihren Potsdam- und Berlin-Ansichten insbesondere im Auftrag der preußischen Könige als diplomatische Geschenke und Staatsgeschenke für Verdienste ausgeführt wurden. Hierzu zählt die unter der Regenschaft König Wilhelm I. entstandene, 56 cm hohe Prunkvase mit kostbarer Vergoldung und königsblauem Fond, auf der in Reserven das berühmte, von Christian Daniel Rauch 1851 geschaffene Reiterstandbild Friedrich II. Unter den Linden vor dem heutigen Alten Palais und das Marmordenkmal Friedrich Wilhelm III. im Tiergarten dargestellt ist (9.500 €).
Im reichen Möbel-Angebot ragt ein 1777 im Württemberger Raum entstandener Barock-Tabernakel-Sekretär aus dem Fürstenhaus zu Wied heraus, der durch sein intarsiertes Monogramm seinem ehemaligen Besitzer Johann Friedrich Alexander Graf zu Wied (1706–1791) zugeordnet werden (12.500 €). 1784 wurde dieser von Kaiser Joseph I. in den erblichen Fürstenstand erhoben, womit er das Fürstenhaus begründete. Unter Historikern gilt der Herrscher als einer der besten Vertreter des Aufgeklärten Absolutismus. Eine ebenso bedeutende Provenienz weist eine Louis XVI-Schreibkommode mit Lesepult aus dem persönlichen Besitz Herzog Friedrich II. von Württemberg (1754–1816), der 1806 als Friedrich I. erster König von Württemberg wurde. Das Ende des 18. Jahrhunderts in Neuwied entstandene, in Nussbaum gefertigte höfische Möbel mit Furnierfeldern aus fein gemasertem Vogelaugenahorn und mit einer Edelholzmarketterie aus Blütengebinden und Singvögeln wurde individuell für den Herzog und späteren König gefertigt, der bevorzugt im Stehen arbeitete (12.000 €).
Vorbesichtigung: 22. -27. Februar 2020, täglich 13-17 Uhr.
Kunstauktionshaus Schloss Ahlden GmbH
AuktionsdatenTitel Große Kunstauktion Nr. 177Datum 29.02.2020, 11:00 UhrBesichtigung 22. - 27.02.: 13:00 bis 17:00 Uhr
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