Schützend und Schmückend – Die hohe Kunst der RüstungsschmiedeGrasbrunn bei München, Oktober 2020 – Auch in der diesjährigen Herbstauktion am 03. November 2020 kommen im Katalog ‚Antike Waffen und Rüstungen aus aller Welt‘ wieder sehr rare und außergewöhnliche Lose zum Aufruf. Am Sitz des Hauses in Grasbrunn bei München kann dem interessierten Publikum allein in diesem Themenfeld eine Offerte von 416 Losen angeboten werden, die auch bereits im Rahmen der Vorbesichtigung schon vom 18. bis 21. Oktober und 28. bis 31.Oktober 2020 zu begutachten ist.Gleich einer Reise durch die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schmieden der Welt zeigt sich die Vielfalt an Blankwaffen im Angebot der Herbstauktion. Beginnend mit frühen Schwertern, wie einem imposanten zweihändigen Kampfschwert mit schwerer einschneidiger Klinge, das in der zwischen 1350 und 1400 in Deutschland entstand, bis hin zu einem dagegen fast zierlich wirkenden, syrischen Shamshir aus dem 19. Jahrhundert sind für alle Sammlungsinteressen Lose im Katalog verzeichnet.
Das sehr seltene Schlachtschwert, mit einer derart schweren Klinge, dass selbst gut gerüstete Gegner durch die Wucht der Hiebe erhebliche Verletzungen davontragen konnten, ist beachtliche 116, 5 cm lang, hat eine leicht gravierte Parierstange, eine kräftige, einfach gelochte Angel und einen rechteckigen Vernietknauf. Die Lochung der Angel lässt die Vermutung zu, dass das ab 12.000 Euro zu ersteigernde Schwert aus dem Istanbuler Arsenal stammt, wo eine große Zahl früher Beutewaffen verwahrt wurde. Sehr viel eleganter und mit höfischer Herkunft erscheint ein deutsches Rapier mit vergoldetem Gefäß. In den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts mit schlanker, zweischneidiger Klinge gefertigt, fällt an der ausgesprochen schönen Waffe besonders das mit Schachbrettdekor und Akanthus dekorierte Gefäß mit schwerer Feuervergoldung ins Auge. Eine neue Sammlung kann das ansprechend klar gestaltete Stück ab 15.000 Euro bereichern..
Aus annähernd gleicher Zeit, aber eine andere Region und eine andere Waffenart repräsentierend, begeistert ein italienischer Linkhanddolch mit kunstvoll, sehr fein durchbrochen gearbeiteten Details. Nicht nur der Faustbügel mit Darstellung eines hockenden Affen flankiert von zwei Jägern zwischen Rankendekor, sondern auch die eiserne Hilze und der Knauf zeigen die aufwändig, durchbrochene Arbeit. Ein schönes Stück und mit Startpreis von 4.500 Euro moderat im Ansatz. Bereits 6.000 Euro müssen für ein japanisches Daisho, um 1400 und 1590 aufgebracht werden. Die Klingen von Katana und Wakizashi bestens erhalten, die Tsubas mit Kirschblüten, teils vergoldet und mit Mondkäfern verziert sowie die Griffe mit Rochenhaut bezogen und mit schwarzer Seidenbindung, verbirgt sich hinter der Losnummer 4139 ein ehrwürdiges Paar von Samurai-Schwertern. Aus dem Osmanischen Raum, ein sehr interessanter Shamshir, der im 19. Jahrhundert in Syrien unter Verwendung einer bereits 200 Jahre älteren, persischen Klinge mit goldtauschierten Schriftkartuschen gefertigt wurde, rundet mit einem Startpreis von 4.500 Euro das Angebot ab.
Aus all diesen Zeiten und Regionen stehen auch exzellente Schutzwaffen, wie Rüstungen, Helme, Rüstungsteile und Schilde zur Auktion. Ein ausgesprochen dekoratives Beispiel ist der süddeutsche, knechtische Halbharnisch entstanden im ausgehenden 16. Jahrhundert und prägnant mit einem umlaufenden, getriebenen Dekor aus feinen eingetieften Zierstreifen mit schwarz-weißem Mäanderband, hier in Form des sogenannten ‚Laufenden Hundes‘. Das sehr homogene Stück mit Halsreif, sechsfach geschobenem Oberarmzeug, ebensolchem Beinschutz und sehr massiv gefertigter Brust- und Rückenplatte, das einem neuen Besitzer schon 14.000 Euro für ein Erstgebot wert sein muss. Design-Objekte ganz besonderer Art stellen japanische Rüstungen dar. Gefertigt aus Leder und später auch Metall, immer, auch farbig gelackt und ausgesprochen ausdrucksstark, erfreuen sie sich seit Jahren einer weiten Sammlerschaft.
Die jetzt angebotene Tosei Gusoku, in der Mitte Edo-Periode/Meiji-Periode gefertigt, teils datiert auf 1864 hält den Ansprüchen eines jedem designorientierten Umfeld stand und kann ab 5.000 Euro beboten werden. Komplettiert wurden Rüstungen mit weiteren Schutzmaßnahmen, wie auch der Verwendung von Schilden. Mit knapp acht Kilogramm nicht sehr leicht und eine weitere körperliche Herausforderung für den Träger im Kampf, stellte der geätzte Rundschild mit Nürnberger Marke von 1600 doch auch einen sehr massiven Schutz für den Kämpfenden dar. Schön mit Trophäen- und Grotesken-Dekor versehen fand der Schild mit einer Taxe von 4.250 Euro Eingang in die Kataloge.