„Wien rockt!“, befand das deutsche Kunstmagazin art in sei- ner Augustausgabe 2010 und widmete der pulsierenden und experimentierfreudigen Wiener Kunstszene gleich…
„Wien rockt!“, befand das deutsche Kunstmagazin art in sei- ner Augustausgabe 2010 und widmete der pulsierenden und experimentierfreudigen Wiener Kunstszene gleich…
„Wien rockt!“, befand das deutsche Kunstmagazin art in sei- ner Augustausgabe 2010 und widmete der pulsierenden und experimentierfreudigen Wiener Kunstszene gleich die Titel- story. Auch heute, fünf Jahre später, will man diese Diagnose gerne bestätigen. Wien verfügt bekanntermaßen über ein reiches kulturhistorisches Erbe. Daneben stößt man hier auf derart viel Zeitgeistiges wie in kaum einer anderen Metro- pole. In einer Stadt, in der das Leben noch immer leistbar ist, kann sich Kreativität gut und dauerhaft entfalten. So ist Wien nicht nur Lebensmittelpunkt vieler junger, sondern auch inter- national bereits etablierter Künstler, deren Karrieren hier aufgebaut wurden. Neben den Künstlern sind es in Wien vor allem die Galeristinnen und Galeristen, die dafür sorgen, dass die Räder im Kunstbetrieb nicht stillstehen. Durchschnitt- lich sechs Ausstellungen im Jahr bestreitet eine Galerie. Der Eintritt ist frei, die hier ausgestellte Kunst kann man kau- fen, muss man aber nicht. Damit liefern Galerien ein kaum zu überbietendes Bildungsangebot.
Wenn Wien also rockt, so im Wesentlichen dank der kontinu- ierlichen Arbeit des Galeriensektors. Welche Töne dieser da- bei anschlägt, lässt sich nun beim Vienna Gallery Weekend in konzentrierter Form erleben. Vom 29. bis 31. Mai laden 21 Galerien an verlängerten Öffnungszeiten zum Besuch. Zum sechsten Mal findet diese Form des gemeinschaftlichen Auf- tritts statt. Über 10.000 Besucher nutzten im Vorjahr das breite Angebot, das heuer durch Vernissagen einzelner Ga- lerien bereits am Donnerstagabend eingeläutet wird. Das vielseitige Ausstellungsprogramm wird durch Performances, Künstlergespräche und Katalogpräsentationen bereichert. Darüber hinaus kann man in den kostenlosen, von Kuratoren und Kunstkritikern geführten „departure guided Tours“ ver- tiefenden Einblick in die Ausstellungen gewinnen. Ebenfalls frei zugänglich sind drei prominent besetzte Diskussions- veranstaltungen. Themen, die die Kunstwelt aktuell am meisten beschäftigen, werden hier kritisch durchleuchtet. So etwa die Relevanz von Biennalen und der Effekt von im Museum beheimateten Privatsammlungen. Vielversprechend auch das Panel, das sich der Performancekunst und der Frage nach ihrer Ausstellbarkeit widmet. „Nicht nur für das Publikum vor Ort bietet das Vienna Gallery Weekend eine perfekte Gelegenheit, sich über den Status quo der Kunst zu informieren. Die Galerien in Wien zeigen inter- nationale zeitgenössische Kunst, die auch Kunstinteressierte, Sammler, Museumsverantwortliche und Kuratoren aus dem Ausland interessiert und die speziell für dieses Weekend nach Wien reisen. So stellt das Vienna Gallery Weekend insge- samt eine perfekte Möglichkeit dar, bestehende Netzwerke zu intensivieren und auszubauen“, sagt Gabriele Senn.
Eingebettet in eine hohe Dichte an Museen und Institutionen für zeitgenössische Kunst, besticht Wiens Galerienlandschaft durch ihr generationenübergreifendes und internationales Programm. Speziell junges Kunstschaffen, so Miryam Charim, sei hier „nicht nur kurzfristigen Moden und Hypes ausgesetzt“. Anders als in Berlin etwa würde die aufstrebende Künstler- generation in Wien „viel regelmäßiger und damit nachhaltiger gezeigt“. Das ermögliche Kunstinteressenten eine länger- fristig vertiefende Auseinandersetzung mit einer Position.
Im gegenwärtig nahezu unüberschaubaren Dickicht an Kunstmessen, Biennalen und ähnlichen Großevents und in Zeiten, in denen Auktionshäuser Einbringer mit Garantien lo- cken, gilt es für Ernst Hilger, mehr denn je die eigene Netzwerkfähigkeit unter Beweis zu stellen. „Wenn Künstler, an die man glaubt, in spannenden Museumsausstellungen oder Biennalen vertreten sind, dann weiß man aller- dings, wofür die eigene Arbeit steht“, sagt er. Wie seine Kolleginnen und Kollegen rät er jun- gen Sammlern, sich nicht vom momentanen Marktwert eines Künstlers leiten zu lassen, sondern dem eigenen Instinkt zu folgen, auf die Kunst der eigenen Generation zu fokussie- ren und sich dabei beraten zu lassen.
Befragt man die Wiener Galeristinnen und Galeristen nach dem Grund ihrer Berufswahl, so sind Leidenschaft für die Kunst und Neugierde die Begriffe, die am häufigsten fallen. „Neben eigenen Visionen bedarf es viel Ausdauer, Geduld und damit auch der Bereitschaft zum Scheitern“, fügt Silvia Steinek hinzu. Denn das Geschäft mit der Kunst ist ein risiko- reiches. Mit Kunstsinnigkeit und -kenntnis allein ist es nicht getan. Eine Galerie zu führen, erfordert ein hohes Maß an strategischem und wirtschaftlichem Geschick. „Künstler, Sammler und Kuratoren erwarten das Optimum von einer Galerie“, sagt Gabriele Senn. In diesem Netzwerk fungieren Galeristen als kompetente Berater auf mehreren Ebenen. Die rasanten Entwicklungen auf dem Kunstmarkt der vergan- genen Jahre hätten einige sehr mächtige Galerien hervor- gebracht, stellte Christine König im Vorjahr gegenüber dem Kunstmagazin monopol fest. Daher müssten Entscheidungen heute sehr schnell getroffen werden, könne ein Galerist den Werdegang eines Künstlers nicht mehr einige Jahre inter- essiert beobachten. All das erfordere auch eine verstärkte Beratung der Sammler.
Angesichts der Diversität gegenwärtiger Kunstproduktion müssen Galeristen konkret definieren, für welche künstle- rischen Tendenzen sie einstehen. Eine Galerie müsse „ein unverwechselbares Programm“ entwickeln, um „zu einer Trademark“ zu werden, sagt demzufolge Rosemarie Schwarz- wälder, Inhaberin der Galerie nächst St. Stephan. Dass Wiens Galerien vor allem Mut zu Positionen abseits gängiger Kunst- markthypes an den Tag legen, es hier überraschend viel Neues zu entdecken gibt, stellte der zur Kunstmesse im Herbst angereiste Herausgeber des New Yorker Magazins The Journal fest. Wer das Vienna Gallery Weekend besucht, wird diese Feststellung bestätigt sehen. „In den vergangenen Jahren hat sich die Wiener Galerien- szene in zunehmendem Maße professionalisiert und ver- jüngt. Gleichzeitig hat sich eine lebendige Sammlerszene etabliert“, stellt Christian Meyer fest. „In Wien wird sowohl in den Galerien als auch in den öffentlichen Institutionen Kunst auf hohem Niveau gezeigt“, ergänzen Helga und Peter Krobath. Darüber hinaus, so die beiden, hielten die Qualität und das Angebot der heimischen Galerien längst internati- onalen Vergleichen stand, weshalb auch die um den Globus tourende Sammlerschaft gerne in Wien zu Gast sei.Vor allem ab den ausgehenden 1990er-Jahren erlebte die Wiener Szene einen wahren Aufschwung durch die For- mierung neuer Galeriencluster: Die Galerien Meyer Kainer, Martin Janda, Krobath und Steinek verlegten ihre vormaligen Standorte in die nahe der Wiener Secession, der Akademie der bildenden Künste und dem Museumsquartier gelegene Eschenbachgasse. Dem traditionellen Typus der First- oder Second-Floor-Galerie setzte man hier, Tür an Tür, das direktvon der Gasse aus zugängliche Kunsterlebnis entgegen. Ihren Ausgang hatte diese Entwicklung in der Schleifmühl- gasse, nahe dem traditionellen Wiener Naschmarkt, genom- men, von wo aus die Christine König Galerie und Gabriele Senn Galerie ihre Geschicke lenken. Andreas Huber, Vertre- ter der jüngeren Galeristengeneration, geht seiner Tätigkeit seit Mitte der Nullerjahre von hier aus nach. Will man den einstigen Betreiber eines Offspace erreichen, so meldet er sich nicht selten aus New York retour. Denn wie seine Kol- leginnen und Kollegen muss auch er international präsent sein, vor allem auf den sehr kostenintensiven Kunstmes- sen. Seit 2007 hält auch Michaela Stock in der Kunstmeile des vierten Bezirks mit einem Programm die Stellung, das sich neben der Etablierung noch wenig bekannter Positionen aus Österreich der Kunst aus Zentral- und Osteuropa widmet, vor allem deren an Konzeptkunst, Performance und Neuen Medien geschulten Spielarten. Miryam Charim, die seit 1989 ihre Innenstadt-Galerie führt, hat in der Schleifmühlgasse vor zwei Jahren mit Charim Events eine erweiterte Plattform für die junge, von ihr vertretene Künstlergeneration geschaf- fen. Und erst im Vorjahr zog es zwei weitere Galerien in diese Gegend. Galerie Jünger und unttld contemporary heißen die Neuankömmlinge im Wiener Kunstbetrieb.
Für die zusätzliche Belebung von Wien-Neubau, einem Vier- tel, das in den vergangenen Jahren vor allem zur Keimzelle jungen Modedesigns wurde, sorgte Josephine Wagner mit der Gründung von Raum mit Licht, dessen Programm sich an konzeptueller Fotografie und Skulptur orientiert. Auch ZS art unter der Leitung von Andrea Zehetbauer befindet sich hier. Interdisziplinäre Kunstkonzepte definieren das Leitbild die- ser Galerie. Ihr Engagement abseits des „business as usual“ zeigte in diesem Stadtteil zuvor schon Ursula Krinzinger mit der Gründung der Krinzinger Projekte 2002. In dem ehemali- gen Fabrikgebäude wurde unter anderem die Reihe „Curators Collectors Collaborations“ initiiert. Kuratoren konzipieren hierfür Ausstellungen mit Werken, die man für gewöhnlich nicht zu sehen bekommt: Werke aus Privatsammlungen. Da- rüber hinaus wird hier in Form eines Artists-in-Residence- Programms internationalen Künstlern die Möglichkeit gege- ben, vor Ort mit Wien-Bezug zu produzieren. Emanuel Layr hier auf Künstler, die noch vor wenigen Jahren als Emerging Artists galten, heute aber auch dem Besucher internationaler Kunstmessen ein Begriff geworden sind. Zudem zog es die Geschwister Andrea und Peter Frey mit Fokus auf figurative und abstrakte Malerei von der Fest- spielstadt Salzburg hierher. Ebenfalls in Salzburg befindet sich seit Jahrzehnten die Galerie von Mario und Waltraud Mauroner. Seit 2004 agiert Mario Mauroner Contemporary Art zusätzlich von der Wiener Innenstadt-Dependance aus. Und last, but not least fiel 2011 auch in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman in Innsbruck der Entschluss, zusätzlich in das Herz von Wien zu expandieren. In all dem zeigt sich, dass die Galerienszene Wiens fort- während in Bewegung bleibt. Was die Wiener Galeristinnen und Galeristen weiters auszeichnet, ist das gemeinsame En- gagement, das sie bei aller internationalen Umtriebigkeit für ihren Standort aufbringen. So kann man beim Vienna Gallery Weekend 2015 erleben, wie gut ein Chor aus vielen Solostimmen klingt. Manisha Jothady im Gespräch mit Norbert Kettner „Wer sein historisches Erbe nur rückwärtsgewandt versteht, hat es nicht verdient.“Das Zusammenspiel von historischem Erbe und Gegenwarts- kultur bildet für Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner das Erfolgsrezept der Stadt.Herr Kettner, Sie reisen viel. Wie nimmt man die heimische Kunstszene international wahr? Wien besinnt sich heute wieder stärker auf seine Wurzeln – die Vorreiterrolle, die es um 1900 als Geburtsstätte der Moderne und eine der künstlerisch kreativsten Städte der Welt einnahm. Diese Entwicklung, die nun wieder etwas an Drive gewonnen hat, wird international mit großem Interesse Alex Klein Räumig, 2015 Courtesy ZS art Galerie Merlin Kratky Under Construction #7, 2015 Courtesy Galerie FreyEmanuel Layr hier auf Künstler, die noch vor wenigen Jahren als Emerging Artists galten, heute aber auch dem Besucher internationaler Kunstmessen ein Begriff geworden sind. Zudem zog es die Geschwister Andrea und Peter Frey mit Fokus auf figurative und abstrakte Malerei von der Fest- spielstadt Salzburg hierher. Ebenfalls in Salzburg befindet sich seit Jahrzehnten die Galerie von Mario und Waltraud Mauroner. Seit 2004 agiert Mario Mauroner Contemporary Art zusätzlich von der Wiener Innenstadt-Dependance aus. Und last, but not least fiel 2011 auch in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman in Innsbruck der Entschluss, zusätzlich in das Herz von Wien zu expandieren. In all dem zeigt sich, dass die Galerienszene Wiens fort- während in Bewegung bleibt. Was die Wiener Galeristinnen und Galeristen weiters auszeichnet, ist das gemeinsame En- gagement, das sie bei aller internationalen Umtriebigkeit für ihren Standort aufbringen. So kann man beim Vienna Gallery Weekend 2015 erleben, wie gut ein Chor aus vielen Solostimmen klingt.
Manisha Jothady im Gespräch mit Norbert Kettner „Wer sein historisches Erbe nur rückwärtsgewandt versteht, hat es nicht verdient.“ Das Zusammenspiel von historischem Erbe und Gegenwarts- kultur bildet für Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner das Erfolgsrezept der Stadt.Herr Kettner, Sie reisen viel. Wie nimmt man die heimische Kunstszene international wahr? Wien besinnt sich heute wieder stärker auf seine Wurzeln – die Vorreiterrolle, die es um 1900 als Geburtsstätte der Moderne und eine der künstlerisch kreativsten Städte der Welt einnahm. Diese Entwicklung, die nun wieder etwas an Drive gewonnen hat, wird international mit großem Interesse wahrgenommen. Gut besuchte Veranstaltungen mit inter- nationaler Strahlkraft wie etwa auch das Vienna Gallery Weekend setzen deutliche Statements für ein modernes Kunstverständnis in Wien. Sehr erfreulich finde ich, dass es auch im Bereich der modernen Kunst immer wieder zu Ko- operationen mit klassischen Museen kommt. Das nutzen wir auch im Tourismusmarketing intensiv. Wir präsentieren nicht nur Wiens reiches historisches Erbe, wir setzen auch viele Akzente im Contemporary-Bereich und zeigen auf, dass Wien eine pulsierende Metropole ist.
Welchen Stellenwert hat zeitgenössische Kunst im Stadtmarketing Wiens? Die zeitgenössische Wiener Kunstszene wertet Wien auch als Tourismusdestination auf und schafft eine ideale Ergänzung zum historischen Angebot. Der WienTourismus setzt dabei im Tourismusmarketing laufend Akzente: Aktuell bewerben wir die Ringstraße, die gerade ihr 150-jähriges Bestehen feiert, auf zeitgenössische Art und Weise. In Barcelona, Paris, London, Mailand und Berlin laden wir in die ViennaSphere, eine 500 Menschen fassende Kuppel, in der wir mit einer atemberau- benden 360°-Multimedia-Kunstprojektion Wien audiovisuell und mit künstlerischem Mehrwert in Szene setzen. Wie in den Vorjahren werden wir auch heuer wieder auf der Art Basel sein und ein deutliches Statement zu Wiens Gegenwarts- kunst abgeben. Natürlich nehmen wir diese Botschaft auch bei anderen Wien-Kampagnen rund um den Globus mit. Nicht zuletzt nimmt das kommende Jahresthema 2016 „Imperial & CO(ntemporary)“ eindeutig Bezug auf die Symbiose von klas- sischer und Gegenwartskunst.Sind Kooperationen des Galerienwesens mit der Tourismusbranche denkbar? Zum Beispiel in Form von Guided Tours durch die Galerienviertel? Guided Tours durch Galerienviertel würden das Angebot für Wien-Gäste aufwerten und wir würden sie selbstverständ- lich in unsere Informationskanäle mit aufnehmen. Das Vienna Gallery Weekend ist in diesem Zusammenhang ein begrü- ßenswerter Schritt, weil es dem interessieren Publikum eine offene Tür bietet und ihm somit auch die Hemmschwelle nimmt, ohne konkrete Kaufabsicht einmal einen Blick in die Galerie zu werfen und Besonderes zu erleben.
TALKSWie viele Biennalen braucht die Welt?„Die Frage ist nicht, wie viele Biennalen die Welt braucht, sondern welche! Für mich ist eine Biennale dann sinnvoll, wenn sie das Zeug hat, etwas Positives zu bewirken – zum Beispiel wichtige künstlerische Positionen zu entdecken, sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen und Künstle- rInnen Gelegenheit zu geben, ihr Werk weiterzuentwickeln. Eine Biennale, die angewandte Bereiche wie Design und Architektur miteinbezieht, muss aber heutzutage vor allem einem Ziel verpflichtet sein: ‚to make a better society‘. Bei einer Mehrspartenbiennale können sich durch die Reibung der freien Kunst mit angewandten Disziplinen aufregende neue Perspektiven eröffnen.“Christoph Thun-Hohenstein, Direktor MAK, Wien „Was wollen wir heute (noch) von der Avantgarde? Ist sie ein- fach eine mit Nostalgie überfrachtete Kunstepoche des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts oder sehen wir sie weiterhin als konstitutive Agenda für gegenwärtige Kunstproduktion? Matti Bunzl beleuchtet diese Frage aus kulturanthropologi- scher Perspektive, also nicht in den normativen Kategorien der Kunstkritik und Kunstgeschichte, sondern aus der Sicht der differenziert positionierten Akteure in der Kunstwelt.“Matti Bunzl, Direktor Wien Museum „Es ist nicht zielfördernd, allgemeine Kriterien für den Sinn von Biennalen anzulegen oder Fragen über ihre reine Quan- tität aufzuwerfen. Jedes Format, das den klassischen Aus- stellungsrhythmus von einzelnen Institutionen durchbricht, hat seine standortpolitischen Ursachen. Ihre Qualität hängt aber auch von ihrem Anliegen, dem beabsichtigten Zweck und dem konkreten lokalen Kontext ab. Es liegt in der Ver- antwortung der Veranstalter und Kuratoren von Biennalen, ihrem kulturellen und kulturpolitischen Auftrag gerecht zu werden. Solange das gelingt, wird meiner Meinung nach jede Biennale gebraucht.“Nicolaus Schafhausen, Direktor Kunsthalle Wien „Kunstbiennalen sind die Leistungsschauen des immateriellen Kapitalismus. Sie umgibt die Aura der Versammlung einer künftigen Gesellschaft – etwas, von dem man Teil sein muss. Sie überziehen den Globus mit alternativen Geografien, mit Handelsrouten für die fahrenden Händler der Kunstwelt, die hier ihre Ressourcen pflegen: Kreativität; Kritikalität und An- wesenheit. Die Legitimation ihrer Unternehmungen grün- det darauf, wie sehr sich die regionalen Öffentlichkeiten für sie begeistern lassen. Zwischen (Standort-)Marketing, Kar- rieredruck und Raum für Fantasie und Irritation: Wie können Biennalen es vermeiden, nur das Bestehende zu reproduzieren? Wie können sie Werkstätten für das kollektive Imaginäre sein?“ Kolja Reichert, Kunstkritiker und Redakteur, spike art quarterly, Berlin Segen oder Belastung? Wie produktiv oder hinderlich sind private Sammlungen in öffentlichen Museen? „Das mumok erfuhr seine entscheidenden Prägungen durch das Engagement von privaten Sammlern. In den 1970er-Jah- ren sind durch die großzügigen Schenkungen von Peter und Irene Ludwig und durch den Ankauf der Sammlung Wolfgang Hahn erstmals repräsentative Werke der internationalen Kunst der 1960- und 1970er-Jahre in die Sammlung einge- gangen. Die öffentlichen Museen sind ohne die Unterstüt- zung von privaten Förderern nicht mehr in der Lage, ihrem Sammlungsauftrag weiterhin angemessen nachzukommen. Die zahlreichen Schenkungen der letzten Jahre lassen eine große Bereitschaft zum persönlichen Engagement privater Förderer erkennen.“
Karola Kraus, Direktorin mumok, Wien„Museen sind Orte visueller Vielfalt und geistiger Berei- cherung, die sich wiederum aus der Qualität ausgestellter Kunstwerke ergeben. Wenn aufgrund der öffentlichen Finan- zierungslage die Ankaufsbudgets leiden, werden private Sammler, Dauerleihgaben und Schenkungen immer wichtiger. Doch wie problematisch ist der Eingriff durch die private Hand bzw. durch den Geschmack einzelner Individuen? Wer profitiert am meisten von der öffentlich-privaten Partner- schaft – die Besucher, die Privatiers oder die Museen?“Jacqueline Nowikovsky, Autorin Der Wert der Kunst Performance Geschichte(n) Ausstellen „Das Panel geht der Frage nach, wer, wie, wo und was an der Überlieferung von Performancekunst beteiligt ist, und situiert die Antworten im Diskurs über kulturelle und politische Relevanz von Performancekunst in der heutigen Gesellschaft. Zur Diskussion stehen damit Prozesse und Praxen der Über- lieferung, des Sammelns, des Archivierens und des Ausstel- lens einer Kunstform, deren ständige Begleiterin das Trans- formatorische ist.“ Felicitas Thun-Hohenstein, Kunsthistorikerin, Kuratorin
Teilnehmende Galerien:Charim Galerie | Charim Events Christine König Galerie Gabriele Senn Galerie Galerie Heike Curtze Petra Seiser Galerie Frey Galerie Ernst Hilger Galerie Andreas Huber Galerie Martin Janda Galerie Jünger Galerie Krinzinger I Krinzinger Projekte Galerie Emanuel Layr Galerie Meyer Kainer Galerie nächst St. Stephan – Rosemarie Schwarzwälder Galerie Raum mit Licht Galerie Steinek Galerie Michaela Stock & next door Galerie Elisabeth & Klaus Thoman Krobath Mario Mauroner Contemporary Art Vienna unttld contemporary ZS art Galerie
Vienna Gallery Weekend
16. - 18. Mai 2014ÖffnungszeitenFr 16. 5. 2014 | 11:00 - 19:00Sa 17. 5. 2014 | 11:00 - 19:00So 18. 5. 2014 | 11:00 - 17:00
Freier EintrittOrganisationLisi Kleedorfer, Elisabeth Dopsch
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