Computer, Bild- und Kommunikationsmedien produzieren heute eine Überfülle an Informationen und Daten. Als Nutzer sind wir nicht mehr in der Lage, sie in ihrer Menge aufzunehmen – sie erzeugen ein »Mehr«, das nicht selbstverständlich mit einem »Mehrwert« verknüpft ist. Mit dem Titel »More« steht die Ausstellung im Zeichen dieser Überfülle und Überproduktion. Die documenta-Teilnehmerin Judith Hopf verweist dabei auf ein Paradox unserer digitalen Zeit: Wie kann es sein, dass wir uns heute – trotz der zahlreichen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und Medienvielfalt – schlechter informiert vorkommen als früher?Dem »Mehr« an Daten, Objekten oder Erwartungen, die unsere gegenwärtige Gesellschaft bietet und stellt, begegnen Judith Hopfs Kunstwerke mit einem subtilen Humor. Die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Technik sind dabei ein wichtiges Thema ihrer Arbeiten. In den »Masken«, die sie 2012 für die dOCUMENTA (13) entwickelte, verwendete sie Verpackungen von Handys und anderen modernen Kommunikationsgeräten, um daraus Masken zu gestalten und reproduzierte diese anschließend mit Hilfe eines 3D-Druckers. Mit Müll als Ausgangspunkt, also dem nutzlosen »Mehr« des Konsums, stellt sie Fragen nach der Stellung des Menschen innerhalb des heutigen Gesellschaftssystems. Ihre Arbeiten entwickeln einen starken Eigensinn, eine Widerständigkeit, die mit dem von der Informations- und Kontrollgesellschaft auferlegten Anpassungsdruck in Konflikt geraten muss.
Auf experimentelle Weise versucht Judith Hopf, ihre Beobachtungen zu den Strukturen und Widersprüchen der Gesellschaft in ihr ästhetisches Arbeiten einzuweben. Dabei bedient sie sich unterschiedlicher Medien – von Installation und Skulptur, über Film bis hin zu Graphik – und entwickelt eine ebenso feinsinnige wie schräg-skurrile Ästhetik. Auch eigens für die Ausstellung in der Neuen Galerie entwickelte Arbeiten werden erstmals zu sehen sein.
Judith Hopf (*1969, Karlsruhe) war neben der dOCUMENTA (13), 2012 an weiteren internationalen Gruppenausstellungen beteiligt, u.a. 2014 an der Liverpool Biennale und 2013 im Museum für Gegenwartskunst in Basel. Sie hatte Einzelausstellungen u.a. im Grazer Kunstverein, im Portikus in Frankfurt a. M. und in der Wiener Secession. Ihre Arbeiten wurden zudem bei Filmfestivals, wie den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen (2007) präsentiert. Judith Hopf ist die erste Trägerin des Ruth-Baumgarte-Kunstpreises für das Jahr 2014. Seit 2008 hat sie eine Professur an der Städelschule, Frankfurt a. M. inne. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.