„Das war die Zeit, wo wir alle nicht geglaubt haben, dass sich dieses Medium durchsetzt.“ Otto Schenk über die Pioniertage des österreichischen Fernsehens (im Interview bei Wil lkommen Österreich, 9. 12. 2014)
Im Zeitalter nach dem 2. Weltkrieg konnte sich das Medium Fernsehen bei der breiten Masse sehr schnell etablieren. Durch das Wirtschaftswunder nach den Kriegsjahren stiegen die Löhne und die soziale Lage verbesserte sich z unehmend, sodass sich i n den 1960er - Jahren viele Menschen ein eigenes G erät leisten konnten und das Fernsehen neben dem Radio zum einflussreichste n Massenmedium und in den 1970er - Jahren zum alltäglichen Begleiter mutierte , der ganz selbstverständlich in da s Familienleben integriert wurde . Zu Beginn wurden am Vormittag ausschließlich Schulfernsehen und Wiederholungen ausgestrahlt, mittwochs gab e s ab 16.00 Uhr Kindersendungen und das reguläre Programm startete immer erst um 18.00 Uhr. Mit dem Erfolg des neue n Mediums entdeckten auch die regierenden Parteien das Fernsehen für ihre Zwecke. D ie Gesellschaft konnte bequem von zu Hause am politisch en Zeitgeschehen teilnehmen und d ie Berichterstattung hatte immer größeren An teil an der politischen Meinungsbildung.
Mitte der 1980er - Jahre erfuhr das Fernsehen mit dem Beginn der deutschen Privatsender, die auch in Österreich empfangen wurden, eine gewaltige Zäsur. Da die neuen privaten Sender ihr Programm über Werbeeinnahmen finanzierten, bestimmten Einschaltquot en und Markta nteil die ausgestrahlten Sendungen. In Österreich bestand das Fernsehmonopol außergewöhnlich lange und selbst nach dem EU - Beitritt 1995 wurde es nur langsam im Sinne einer dualen Lösung wie etwa i n Deutschland aufgeweicht. Die d uale Rundfunko rdnung s ieht gebührenfinanzierte öffentliche Rundfunkanstalten neben privat rechtliche n Sender n vor, die sich durch Werbeeinnahmen finanzieren . 1995 strahlte das ORF - Fernsehen auch zum ersten Mal in seiner Geschichte 24 - Stunden Programm aus. Erst 2001 trat das Privatfernsehgesetz in Kraft, das bundesweite private Fernsehprogramme zuließ. 2009 ging schließlich unter dem Namen „ORF - TVthek“ eine hauseigene ORF Mediathek ans Netz und seit 2011 ist der Spartensender ORF III in Betrieb, der sich besonders kulturel le n Themen widmet.
Durch das Privatfernsehen veränderte sich auch zunehmend das Fernsehverhalten. Die neue Programmvielfalt führte zum „Zappen“ – somit konnte sich jeder sein P rogramm selbst zusammen stellen und war in der Lage aus einem großen Sende angebo t frei zu wählen . Den Ereignischarakter, der dem Fernsehen jahrzehntelang innewohnte, ging allmählich verloren und es wurde zu etwas Alltäglichem. Seit den 1990er - Jahren gab es darüber hinaus im analogen Bereich einen gewaltigen Umbruch: der Einzug des No r malbürgers ins Fernsehprogramm. Den Anfang läuteten die täglichen Talkshows ein, die erstmals Normalbürger in den Mittelpunkt der Unterhaltung stellten. Diverse Sendungsformate im Bereich des Reality - TV entstanden, die sich darüber definier t en, die Realit ät möglichst genau abzubilden. Etliche Sendungen zeigen seitdem Normalbürger in ihren wirklichen Lebenswelten . Waren früher Informations - , Kultur - und Nachrichtensen dungen die meist ausgestrahlt en Sendungs formate, liefern sich heute Programmmacher Schlacht en um die besten Real - Life - TV - Formate, angefangen von „Big Brother“, ein Format, das in den 1990er - Jahre n Furore machte und Normalbürger rund um die Uhr in einem Container zeigte , bis hin zu den unterschiedlichsten Castingshows .
„Die Wertigkeiten haben si ch geändert. Am Anfang war Fernsehen ein Kulturmedium, danach ein Informationsmedium, später ein Unterhaltungsmedium – und jetzt ist es ein Ablenkungsmedium.“ Teddy Podgorski, Fernsehlegende und früherer ORF - Generalintendant (aus: Doris Priesching, „Ein bi sschen sehr aufdringlich“, in: Der Standard, 25. 11. 2005)
Neben der programmatischen Ausrichtung kam es natürlich auch im technischen Bereich zu etlichen Neuerungen. Flachbildschirme haben mittlerweile die früheren kastenförmigen Geräte abgelöst und die technologische Entwicklung schritt rasch voran, so finden sich etwa auch schon 3D - Formate in den heimischen Haushalten wieder.
Das audio - visuelle bunte Medium ist jedoch auch heute noch ein fester Bestandteil in jedem Haushalt und bestimmt teilweise den Rhythmus ihrer Nutzer. Kein Medium wird so intensiv genutzt und lässt seine Konkurrenten im Print - und Hörfunkbereich weit zurück. Auch wenn bei jungen Menschen das Internet hoch im Kurs steht und Video - und Filmangebote im Netz jederzeit abrufbar sind, er freut sich das Medium Fernsehen weiterhin größter Beliebtheit. Fernsehen beschränkt sich jedoch heutzutage nicht mehr auf den klassischen Fernsehappar at, sondern es wird auch auf dem sogenannten Second Screen , auf Notebooks, Smartphones und Tablets geschaut. Über diese n zusätzlichen Bildschirm kann der User über das Fernsehprogramm hinausgehende Informationen aus dem Internet abrufen, selbst aktiv mit Moderatoren in Kontakt treten oder sich mit anderen online austauschen.
Das Medium Fernsehen mit a ll seinen Auswüchsen – umstrittene Sendungsformate, politische Interventionsversuche – war schon immer ein beliebtes Sujet für Zeichnerinnen und Zeichner. Karikaturisten sind gewohnt komplexe Sachverhalte zu simplifizieren und Themen zu persiflieren. Mit s charfem Strich pointieren sie Sternstunden und Schreckensnachrichten, die das Fernsehen ausstrahlte. Die gezeigten Karikaturen geben Einblick in die Entwicklung des österreichischen Fernsehens, die wechselseitige Beeinflussung von Politik und Fernsehen sow ie einen Überblick über die wichtigsten Intendanten und Generaldirektoren des ORF.Aufgrund des Anschlages auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ Anfang Jänner wird im Rahmen der Schau auch eine Arbeit von Ruben L. Oppenheimer auf einem digita len Monitor zu dem Terrorakt zu sehen sein, um der Aktuali tät Rechnung zu tragen und ein solidarisches Zeichen zu setzen.
„ Als Museum muss d ie Agitation in Bezug auf den Terroranschlag in Paris wohlüberlegt, nachhaltig und vor allem wissenschaftlich f undi ert aufgearbeitet sein. Wir müssen stets verantwortungsvoll mit allen Bereichen und Feldern der Karikatur umgehen und werden uns genau anschauen, wie die Karikaturisten auf diesen Terrorakt reagieren und uns damit eingehend beschäftigen.“ Gottfried Gusenba uer, Direktor Karikaturmuseum Krems
26 KarikaturistInn en th ematisieren in über 40 Arbeiten, die zum einen aus den Landessammlungen Niederösterreich und zum anderen direkt von den Künstlern stammen, die anfänglichen Vorbehalte, Erwartungen und die politisc he Einflussnahme bis zum heutigen Überangebot und ausufernden Konsum des Massenmediums.
Künstlerliste: Wolfgang Ammer , Gernot Budweiser , Manfred Deix , Jean Genie – Christian Feichtinger , Alfred Gerstenbrand , Bruno Haberzettl , Gerhard Haderer , IRONIMUS – Gustav Peichl , Michael Jesenko , Rudi Klein , Ralf König , Mac – Hellmuth Macheck , Nicolas Mahler , Ruben L. Oppenheimer , Michael Pammesberger , Petar Pismestrovic , Sinisa Pismestrovic , Chlodwig Poth , Rang – Rudolf Angerer , Tex Rubinowitz , Oliver Schopf , Erich Sokol , Jean Veenenbos , WIN – Winifred V. Jakob , Thomas Wizany
Kurator: Gottfried Gusenbauer
ÖffnungszeitenTäglich 10.00-18.00 Uhr
StandardticketErwachsene/pro Person € 10,00Ermässigungen
Ermäßigungen erhalten Jugendliche, Lehrlinge und StudentInnen (19-26 Jahre), Senioren und Seniorinnen, ebenso Menschen mit Behinderungen mit gültigem Ausweis.Ermäßigtes Ticket/pro Person € 9,00Ermäßigter Eintritt für Aktiv Plus Karten BesitzerInnen: € 8,00 Ermäßigter Eintritt für Inhaber eines Ausweises der Stadtbücherei Krems: 2 Tickets zum Preis von 1
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