In der Schau Zeichnungen von Josef Hoffmann. Präsentation einer Schenkung zeigt das MAK 55 Blätter aus dem Spätwerk des renommierten Architekten und Kunstgewerblers Josef Hoffmann (1870–1956). Damit wird eine großzügige Donation der Wittmann Möbelwerkstätten, die kunstgewerbliche Entwürfe und Architekturzeichnungen von den 1930er bis in die 1950er Jahre umfasst, offiziell dem MAK übergeben. Die Präsentation im MAK FORUM (6. – 31. Juli 2016) wird am 5. Juli 2016, 19:00 Uhr, in Anwesenheit von Ulrike Wittmann und Heinz Hofer-Wittmann eröffnet.„Durch die großzügige Schenkung der Wittmann Möbelwerkstätten ist es dem MAK möglich, eine Lücke in seiner Josef Hoffmann-Sammlung zu schließen – dem Spätwerk. Zwei architektonische Großprojekte für Addis Abeba und Ankara zeigen durch diese bisher unbekannten Entwurfszeichnungen den konzeptuellen Weg Hoffmanns vom Lageplan bis zur Detailskizze: 55 Studien, die es nun neu zu entdecken gilt. Wir danken den Wittmann Möbelwerkstätten für diesen Sammlungszugang, der eine wertvolle Erweiterung des umfangreichen Hoffmann-Bestands der MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung darstellt“, so MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein.
Ulrike Wittmann und Heinz Hofer-Wittmann: „Wir freuen uns, die Zeichnungen nun an einem Ort zu wissen, an dem sie nicht nur den Augen der Kunst- und Designexperten, sondern auch jenen einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich sind. Im MAK ist das kulturell-kreative Vermächtnis Josef Hoffmanns, das sich auch in diesen Zeichnungen abbildet, unter besten wissenschaftlichen und konservatorischen Bedingungen für die Zukunft bewahrt.“
Die bereits 7 000 Zeichnungen von Josef Hoffmann umfassende MAK-Sammlung wird durch die Schenkung unter anderem um umfangreiche Studien für die Einrichtung des Wohn- und Geschäftshauses der Familie Stern und für sein nicht mehr realisiertes Großprojekt, das Rathaus in Addis Abeba in Äthiopien, bereichert. Zu den Highlights zählen außerdem Entwurfszeichnungen und Detailstudien zum Wettbewerbsprojekt des Palastes der Großen Nationalversammlung der Türkei in Ankara (1936), einem der monumentalsten Projekte der Zwischenkriegszeit. Darunter befinden sich auch Vorskizzen zu Begleitbauten in der näheren Umgebung, wie Präsidentenpalast, Polizeikaserne oder Druckerei.
Die 14 Entwurfszeichnungen für die Inneneinrichtung des Geschäfts- und Wohnhauses der Familie Stern in Langenzersdorf in Niederösterreich sind um 1952 entstanden. Türhohe Verkleidungen aus furnierten Paneelen, aufwendige Regalsysteme, Umrahmungen und Gesimse mit Stuckverzierungen sowie geschnitzte Bekrönungen verweisen auf die detaillierte Planung des privaten Auftrages und die typischen Gestaltungsmerkmale der 1950er Jahre.
Den Auftrag für das Rathaus in Addis Abeba erhielt Josef Hoffmann gemeinsam mit den Architekten Anton Ubl (1904–1979) und Hubert Matuschek (1902–1968). Die Entwürfe aus den Jahren 1954 bis 1955 zeigen die typischen Gestaltungsformen seines Spätwerks, wie das lockere Aneinanderreihen von architektonischen Elementen. Das Monumentalprojekt, in dem Hoffmanns klares Streben nach größtmöglicher Sachlichkeit deutlich wird, wurde nicht ausgeführt.
Mit Ausstellungen, Publikationen und Forschungsprojekten setzt das MAK seit Jahren zahlreiche Aktivitäten, die Josef Hoffmann als einen der wichtigsten Architekten und Designer des 20. Jahrhunderts stärker ins öffentliche Interesse rücken und sein Werk wissenschaftlich aufarbeiten. Seit 2006 wird Josef Hoffmanns Geburtshaus in der Tschechischen Republik vom MAK und der Mährischen Galerie in Brno als Josef Hoffmann Museum gemeinsam geführt und regelmäßig mit Ausstellungen bespielt.