Mit rund 230 Kunstwerken von mehr als 100 Künstler_innen erzählt Painting 2.0 diese facettenreiche Geschichte der Malerei von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart. Die Malerei erweist sich dabei als eine Praxis, die – entgegen kanonischer Erzählungen – vor einer sich zunehmend mediatisierenden Lebenswelt nicht zurückschreckt, sondern die neuen Herausforderungen vielmehr verhandelt.
Eine treibende Kraft dieser Entwicklung ist die Kollision der visuellen Codes des Spektakels mit den Spuren malerischer Expressivität. Painting 2.0 zeigt auf, dass die expressive Geste immer wieder mit dem Begehren verknüpft war, die virtuelle Welt des Informationszeitalters an den menschlichen Körper rückzubinden. In der avancierten Malerei der letzten 50 Jahre sind die vermeintlichen Oppositionen von Humanem und Technischem, von Analogem und Digitalem aufs Engste miteinander verquickt.
Painting 2.0 schlägt drei unterschiedliche Genealogien vor, die diese Verschränkung sichtbar machen. Das Kapitel „Geste und Spektakel“ widmet sich der Frage, wie malerische Gestik eingesetzt wurde, um einer Spektakelkultur zu begegnen: von einer Protesthaltung kommerziellen Bildern und ihren Medien gegenüber, wie sie sich in den Schießbildern von Niki de Saint Phalle oder den abgerissenen Plakatwänden der Affichisten Mimmo Rotella, Jacques Villeglé und Raymond Hains zeigt, bis hin zu malerischen Strategien, die sich die Logik des Spektakels aneignen, wie Keith Harings „subway drawings“, Albert Oehlens Computerbilder oder Monika Baers Abstraktionen mit Banknoten und Münzen.
Das „Exzentrische Figuration“ betitelte Ausstellungskapitel beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Vorstellungen von Körperlichkeit unter dem Einfluss einer kommerziellen Massenkultur und neuer Technologien verändern. Von den prothetischen Körpern in der Malerei Maria Lassnigs über die anti-heroische Geste der Bilder von Mary Heilmann über die maßlosen Bildkörper Elizabeth Murrays bis hin zu den humorvollen Körperabstraktionen von Amy Sillman haben Künstler_innen den Körper immer wieder als zentrales Erkenntnisinstrument thematisiert, das gesellschaftlichen und technologischen Wandel auf vielfältige Weise registriert.
Das Kapitel „Soziale Netzwerke“ schließlich versammelt malerische Positionen, die eine „Netzwerkgesellschaft“ als solche ausweisen, sowohl durch Praktiken der Bildzirkulation wie durch die Thematisierung spezifischer sozialer Kontexte. Andy Warhols Factory, die Gemälde und Aktionen des Kapitalistischen Realismus von Sigmar Polke, Gerhard Richter, Konrad Lueg und Manfred Kuttner, die Künstlerinnen der feministischen New Yorker A.I.R. Gallery, aber auch zeitgenössische Positionen des sogenannten Network Painting wie zum Beispiel Seth Price oder R.H. Quaytman demonstrieren, wie sich Vorstellungen von Gemeinschaft und sozialem Austausch seit den 1960er-Jahren gewandelt haben.
Kuratiert von Manuela Ammer (Kuratorin, mumok), Achim Hochdörfer (Direktor, Sammlung Brandhorst), David Joselit (Distinguished Professor, The Graduate Center, City University of New York) mit Tonio Kröner (Assistenzkurator, Museum Brandhorst). Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter ist eine Kooperation mit dem Museum Brandhorst München, wo die Ausstellung noch bis 30. April 2016 zu sehen ist. Unser besonderer Dank gilt dem Hauptsponsor der Ausstellung, UNIQA, den Medienpartnern Der Standard, Falter, Wien live und Ö1.
ÖffnungszeitenMontag: 14–19 UhrDienstag bis Sonntag: 10–19 UhrDonnerstag: 10–21 Uhr
EintrittNormal € 10,–, Ermäßigt € 8,– bzw. € 7,–
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