Heuer widmet sich die Alte Galerie in Schloss Eggenberg der Kunst der Gegenreformation, die Graz und der Steiermark zu Beginn der Frühen Neuzeit ihren katholischen Stempel aufgedrückt hat. Diese Entwicklung sollte lange nachwirken. Noch heute prägen Kirchen und Klöster mit ihren glänzenden Ausstattungen das kulturelle Gesicht des Landes.Diese bilderreiche, nach außen so farbenprächtige Kultur entsteht in Zeiten doppelter Bedrängnis. Die Reformation, die von Deutschland ausgehend schon weite Teile Europas für sich gewonnen hat, findet auch in den habsburgischen Ländern immer neue Anhänger. Das Haus Habsburg, das dem alten Glauben treu bleibt, gerät in die Defensive und ist zu Zugeständnissen gezwungen: So muss der steirische Landesherr, Erzherzog Karl II., seinem widerspenstigen Adel das lutherische Bekenntnis gestatten. Denn zu dieser inneren Bedrängnis gesellt sich eine äußere Gefahr: Schon seit dem Ausgang des Mittelalters stoßen osmanische Truppen immer wieder in die Steiermark vor und halten Stadt und Land ständig in Atem.
Um ihre Untertanen endgültig zum alten Glauben zurückzuführen, setzen die habsburgischen Regenten auf eine doppelte Strategie: Zum einen werden die Anhänger der Reformation mit unnachsichtiger Strenge verfolgt. Ihnen bleibt nur die Wahl zwischen Konversion und Emigration, die selbst vor den berühmtesten Geistern des Landes nicht haltmacht: Unter den Opfern dieser Repression ist auch der größte Astronom seiner Zeit, Johannes Kepler. Treibende Kraft ist die energische Gemahlin Karls II., Erzherzogin Maria. Sie entstammt der Dynastie der Wittelsbacher und hat in ihrer bayerischen Heimat erlebt, wie selbst einer so erfolgreichen Bewegung wie der Reformation Einhalt geboten werden kann. Diesen Erfolg gilt es mit Nachdruck zu wiederholen.
Zum anderen werden endlich die schweren innerkirchlichen Missstände bekämpft, die dem Sieg der Reformation über Jahrzehnte Vorschub geleistet haben. Überall im Land gründen die katholischen Orden ihre Niederlassungen oder beleben die alten neu. Während die Jesuiten Hof und Universität beherrschen und zu einer geistlichen Weltmacht heranwachsen, beleben die Bettelorden wie schon im Mittelalter die Volksseelsorge in den Städten.
Um zu überleben, braucht der alte Glaube neue, tatkräftige Eliten, weil sich die alten vielfach abgewandt haben. Sie finden sich jenseits der Grenzen des Landes und auch jenseits der ansonsten unüberwindlichen Standesschranken. Neben die bayerische Landesherrin tritt der Schwabe Martin Brenner, der als Bischof von Seckau die lutherische Steiermark regelrecht umkrempelt. Am Ende seiner Laufbahn kann er, den man wegen seiner Strenge den „Ketzerhammer“ nennt, auf ein nahezu vollständig katholisches Land blicken. Aus Köln kommt Jakob Rosolenz, der als Propst von Stainz sein Kloster zu einem geistlichen Zentrum werden lässt. Sein kühner Plan, einen neu geschaffenen Bischofsthron zu erringen, misslingt allerdings. Dafür schafft das ein weiterer Kölner, Antonius Wolfradt, der eine der erfolgreichsten Karrieren seiner Zeit durchläuft: erst Zisterzienser in Stift Rein und Pfarrer von Gratwein, Benediktinerabt in Kremsmünster, Hofkammerpräsident und schließlich Bischof von Wien. Er arbeitet Hand in Hand mit einem weiteren Aufsteiger, dem wohl berühmtesten und einflussreichsten Steirer seiner Epoche: Hans Ulrich von Eggenberg. Sie alle stellen ihre persönlichen Fähigkeiten in den Dienst des alten, neu erstarkten Glaubens.
Viele künstlerische Zeugnisse dieser Zeit gehören zum Bestand der Alten Galerie. In den Eggenberger Schauräumen werden berühmte Hauptwerke des Hofmalers Giovanni Pietro de Pomis mit lange nicht gezeigten Bildern und Skulpturen sowie kostbaren Bücherschätzen aus Stift Rein erstmals zu einem Panorama einer dramatisch bewegten Epoche vereinigt.