„Alt werden ist nichts für Feiglinge“ sagt der Volksmund. Neben den Beschwerden machen auch Spott und Humor vor dem Alter nicht Halt: Ob es das verzweifelte Bemühen ist, die Spuren des Lebens zu übertünchen, oder der Versuch, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen – Karikaturisten haben dazu seit jeher gern einen satirischen Kommentar abgegeben.Ob Ronald Searle (1920–2011), der mit “Some corner of a foreign field that is for ever England ...“ aus dem Jahr 1981 einen gnadenlosen Blick auf eine Dame beim Umkleiden wirft, Tomi Ungerer, der mit „Die Schönste im ganzen Land“ (1963) die abnehmende körperliche Ästhetik ins Visier nimmt oder Ernst Kahl, der mit „Schluss jetzt!“ gleichsam den Tod selbst zum Quiz ins Krankenbett setzt – und damit den Namen der Ausstellung inspirierte: Alle ausgestellten Werke der Künstler von Francisco de Goya über Wilhelm Busch bis zu Marie Marcks sind schonungslos, bissig und nichts für schwache Nerven.
Die Lust am Spott, an der Satire gibt es zwar seit Menschengedenken, doch als Kunstform ist die Karikatur weitaus jüngeren Datums. Ihre Entstehung verdankt sie – salopp gesagt – der Unlust italienischer Künstler der Renaissance, insbesondere Bologneser Zeichner, immer nur am Idealschönen orientiert zu arbeiten. Wie erholsam war es doch, sich der Künstlerlaune hinzugeben und einmal die negative Abweichung von der vorgegebenen Norm zu zeichnen, mit Scherz und Ironie also die vollkommene Hässlichkeit zu formen. Zugleich bietet die Gattung die Möglichkeit, die komplexe Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft zu hinterfragen, Tabus aufzuzeigen und Schranken zu durchbrechen. Karikatur ist zeichnerische Verdichtung und epische Erzählung zugleich – dafür können – wie die Auswahl in der Ausstellung zeigt – wenige Striche genügen.