Zu Ehren einer der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts widmet sich das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in seiner großen Herbstausstellung dem Werk von Käthe Kollwitz (1867–1945). Anlässlich ihres 150. Geburtstages werden rund 70 grafische Meisterwerke aus den eigenen Beständen präsentiert. Ergänzt um Werke von Max Klinger, Eugène Carrière, Edvard Munch und Ernst Barlach sowie ausgewählte Leihgaben aus dem Käthe Kollwitz Museum Köln, dem Kupferstichkabinett Berlin und der Akademie der Künste, Berlin zeichnet die Ausstellung ein umfassendes Bild ihres Frühwerks. Kollwitzʼ Schaffen steht exemplarisch für die experimentelle Erprobung neuer grafischer Ausdrucksmittel um 1900. Angesichts der Qualität und besonderen Korrelation von künstlerischem und inhaltlichem Anliegen ragt ihr Werk innerhalb dieser Entwicklung als Solitär heraus.Das Kupferstich-Kabinett beherbergt mit 252 Druckgrafiken, vier Mappenwerken und 21 Zeichnungen eine der weltweit bedeutendsten öffentlichen Sammlungen von Werken Käthe Kollwitzʼ. Unter der Leitung von Max Lehrs (1855–1938) hatte das Haus seit 1898 als erstes öffentliches Museum die Arbeit der Künstlerin durch eine systematische Ankaufstätigkeit nachdrücklich gefördert. Neben den Erwerbungen zeugt der rege überlieferte Briefwechsel von der enormen Wertschätzung, die Kollwitz in Dresden und namentlich durch Lehrs erfuhr. Die Bedeutung, die er ihrem Werk beimaß, wird insbesondere im Kontext der international ausgerichteten Sammeltätigkeit des Kupferstich-Kabinetts um 1900 deutlich, die Künstler wie Henri de Toulouse-Lautrec oder Edvard Munch umfasste.
Die Ausstellung zeichnet die Entstehung der ersten Kollwitz-Sammlung an einem Museum nach und präsentiert die Künstlerin als eines der „stärksten Talente auf dem Gebiete der graphischen Künste“ (Max Lehrs). Radierungen, Lithografien und Holzschnitte sowie zahlreiche Zeichnungen aus allen Schaffensphasen geben Einblick in ihr vielschichtiges, einer humanistischen Grundhaltung verpflichtetes Werk. Neben die großen Themen wie Tod und Krieg, Mutterschaft und Liebe trat bei Kollwitz immer wieder das Selbstporträt, in dem sie sich zeitlebens mit ihrer Rolle als Künstlerin, Frau und Mutter auseinandersetzte.
Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Käthe Kollwitz in Dresden“ bei Paul Holberton Publishing, London, mit 176 Seiten und 137 Farbabbildungen. Beiträge von Agnes Matthias, Petra Kuhlmann-Hodick, Alexandra von dem Knesebeck und Hannelore Fischer. Deutsche Ausgabe / englische Ausgabe: 35 €/£30, Museumsausgabe: 20 €; ISBN:978-1-911300-30-4.
Die Ausstellung wird kuratiert von Petra Kuhlmann-Hodick und Agnes Matthias.
Marlene Dumas. Hope and FearParallel zu „Käthe Kollwitz in Dresden“ zeigt das Kupferstich-Kabinett unter dem Titel „Hope and Fear“ drei bedeutende Tusch- und Aquarellserien der zeitgenössischen Künstlerin Marlene Dumas (*1953 in Kapstadt). Die Bilder von Köpfen stellen Identitätsfragen zwischen Einzelporträt und Ideal, Täter und Opfer, Zugehörigkeit und Ausgeschlossenheit. Die von Dumas dargestellten Extreme menschlicher Existenz entziehen sich einer eindeutigen Lesbarkeit. Damit entlarvt die Künstlerin die Willkür von Kategorien und Konventionen als Machtmittel der Diskriminierung, was auf ihre eigenen Erfahrungen während der Apartheid in Südafrika zurückgeht. Die unmittelbare Nachbarschaft von Dumas und Kollwitz im Kupferstich-Kabinett ermöglicht, beide auf die Grundfragen menschlicher Existenz zielender künstlerischer Ansätze über die Zeiten hinweg vergleichen zu können.
Die Ausstellung wird kuratiert von Björn Egging.
Marlene Dumas. SkullsAnlässlich der Gestaltung des Altarbilds in der Annenkirche in Dresden zeigt das Albertinum 36 Werke aus Marlene Dumas‘ Serie „Skulls“. Diese ist wie viele ihrer Reihen konzeptuell angelegt, indem sich die Wirkung erst in der Summe der variierenden Einzelbilder entfaltet. Als an der Conditio humana interessierte Malerin ist für Dumas das Motiv des Schädels grundlegend. Die Hängung als Fries regt an, sich den Schädeln einzeln zu nähern, sie in ihrer Individualität zu betrachten und schließlich die Universalität zu erkennen, die jeden Menschen existentiell betrifft. Gleichfalls im Albertinum werden Arbeiten von Jan Andriesse und Bert Boogaard gezeigt, die gemeinsam mit Dumas das Altarbild in der Annenkirche gestaltet haben. Die Präsentation erlaubt einen Einblick in das individuelle Schaffen beider Künstler.
Die Ausstellung wird kuratiert von Kathleen Reinhardt und Holger Birkholz.