Unter dem Ausstellungsformat »Fremde Blicke« wurde Marcus Schwier eingeladen, die Stadt Ravensburg zu erkunden. Er studierte von 1993 bis 1998 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ernst Kasper mit dem Schwerpunkt Fotografie. Seit über zwanzig Jahren experimentiert Schwier mit dem heute nicht mehr hergestellten Kodak Aerochrom, einem Infrarot-Film, der während des Kalten…
Unter dem Ausstellungsformat »Fremde Blicke« wurde Marcus Schwier eingeladen, die Stadt Ravensburg zu erkunden. Er studierte von 1993 bis 1998 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ernst Kasper mit dem Schwerpunkt Fotografie. Seit über zwanzig Jahren experimentiert Schwier mit dem heute nicht mehr hergestellten Kodak Aerochrom, einem Infrarot-Film, der während des Kalten Krieges entwickelt wurde, um mit Infrarotstrahlen verborgene feindliche Ziele in der Landschaft sichtbar zu machen. Infrarotstrahlung ist für viele weitere Wissenschaften von Nutzen und findet Einsatz etwa in der Chemie, Medizin, Astronomie oder Computertechnik sowie auch in der Kunstwissenschaft. Durch die Strahlung lassen sich beispielsweise tiefer liegende Schichten in Gemälden untersuchen, um Rückschlüsse auf unter Übermalungen verborgen liegende Bilder ziehen zu können.
Schwier untersucht mittels des Kodak Aerochrom Verfahrens jedoch keine Kunstwerke, sondern nutzt diese Technik, um die Welt zu erkunden. Die im Rahmen des Projektes »Fremde Blicke« mittels dieser Technik entstandenen Ansichten aus Ravensburg überraschen: Straßen, Plätze sowie Architekturen erscheinen auf eindrucksvolle Art und Weise in ihrer Farbgebung verändert. Das Gewohnte erscheint surreal und bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. 1938 notierte der Maler Max Beckmann in seinem Tagebuch: »Ich suche aus der gegebenen Gegenwart die Brücke zum Unsichtbaren – ähnlich wie ein berühmter Kabbalist es einmal gesagt hat: >Willst du das Unsichtbare fassen, dringe, so tief du kannst, ein – in das SichtbareDie von Marcus Schwier mittels Infrarotfotografie surreal verfremdeten Farbfotografien treffen im Kunstmuseum bis April 2018 auf rund 70 farbgewaltige Malereien des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff. Diese besondere, von Nicole Fritz initiierte, Zusammenstellung ist durchaus gewollt und soll über die Einzelpositionen hinaus bei den Besuchern weitere spannende Beobachtungen anregen.