Die »unerklärliche Sehnsucht, das zu fassen, was ich sehe und fühle, und dafür den reinsten Ausdruck zu finden«, spiegelt sich im gesamten Werk des Brücke-Künstlers Karl Schmidt-Rottluff wider. Mit dieser Ausstellung setzt das Kunstmuseum Ravensburg die Tradition fort, die in der Sammlung Peter und Gudrun Selinka vertretenen Brücke-Künstlerpersönlichkeiten in umfassenden Einzelausstellungen vertieft vorzustellen.Die in der Ausstellung vertretenen rund 70 hochkarätigen Landschafts- und Figurenbilder, Stillleben und Porträts sind farbgewaltige Zeugnisse seiner direkten und klaren Bildsprache. Es wird nicht nur die künstlerische, sondern auch die persönliche Entwicklung des introvertierten Einzelgängers des Brücke-Kreises vorgestellt.
Elektrisiert von der Begegnung mit Werken Vincent van Goghs, die in ihrer ungestümen Malweise die Gefühlszustände des Malers manifestieren, fand Schmidt-Rottluff früh zu einem eigenen Stil, der sich sowohl durch die Farbigkeit als auch durch eine Konzentration der Form auszeichnete. Mit den anderen Brücke-Künstlern teilte er die Intention »unmittelbar und unverfälscht« das wiederzugeben, was er sah und fühlte und bewahrte sich trotz des Erlebnisses des Zweiten Weltkrieges bis ins hohe Alter seine Schaffenskraft.
Die in Kooperation mit dem Brücke-Museum und weiteren Leihgebern wie beispielsweise den Kunstsammlungen Chemnitz und dem Belvedere in Österreich realisierte Ausstellung gibt einen Überblick über sämtliche Schaffensperioden des Künstlers – vom impulsiven Frühwerk der Brücke-Zeit über die beruhigte Ausdrucksweise der 1920er und 1930er Jahre bis zum Spätwerk der 1950er und 1960er Jahre mit seinen leuchtend monumentalen Kompositionen. Die Schau verdeutlicht, wie Schmidt-Rottluff sein unverwechselbares künstlerisches Vokabular erarbeitete und dabei immer derselbe blieb: der »Magier der Farbe«.
Kuratorinnen: Christiane Remm, Dr. Nicole Fritz