Die Albertina widmet dem amerikanischen Ausnahmekünstler Keith Haring (1958–1990) aus Anlass seines 60. Geburtstags eine umfassende Ausstellung mit rund 100 Werken aus internationalen Museen und privaten Sammlungen.Haring war einer der gefeiertsten Künstler seiner Zeit. Seine Werke wurden 1982 auf der documenta 7, in führenden internationalen Museen und Galerien sowie auf zahlreichen Biennalen in aller Welt präsentiert. Trotz seines frühen und anhaltenden Erfolgs bei der Kritik und auf dem Kunstmarkt wurde ein zentraler Aspekt, der als ein Hauptanliegen seiner Kunst gelten kann, bis heute kaum in seiner Bedeutung erkannt: seine systematische Zeichensprache, die sich als Alphabet wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen zieht.
Keith Harings Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen sind Botschaften gegen die Gewalt der Herrschenden, gegen Unterdrückung von Minderheiten, gegen Vorurteile und Barbarei. Seine Themen kreisen immer wieder aufs Neue um Gerechtigkeit und Veränderung. Seine Kunst war eine Sprache, die jeder Mensch leicht verständlich sein sollte.
Keith Haring greift auf die Gestaltungsprinzipien von Graffiti und Street Art zurück und mit seinen erfundenen Strichmännchen – Urformen der Kunst – ist er Teil jenes Transformationsprozesses von Low Art über High Art, mit dem schon die Pop Art Cartoons und Wandbilder ins Museum geschleust hat. Er kämpfte für das Individuum und gegen dessen Unterdrückung durch Diktatur, Rassismus, Kapitalismus und Drogensucht. Er setzte sich für die Beendigung der Apartheid in Südafrika ein, sein Engagement im Kampf gegen AIDS ist legendär. Er war eine jener Stimmen, die am lautesten vor den Gefahren eines Atomkriegs, der Zerstörung der Umwelt und zahllosen weiteren Bedrohungen der Menschheit und unseres Planeten warnten.
Seine gesamte Zeichensprache entwickelte er aus der Erkenntnis, dass Bilder wie Wörter funktionieren können. Die U-Bahn-Zeichnungen wurden zur wesentlichen Grundlage seiner Kunst. Harings Einfluss auf seine Zeitgenoss_innen und nachfolgende Künstlergenerationen ist gewaltig und nachhaltig. Seine politischen Botschaften und Gedanken sind nicht nur Teil seines Erbes, sondern auch Teil der Menschheit und der Kunstgeschichte.