Die bildnerisch-literarische Zusammenarbeit von Günter Brus und Dominik Steiger ist vom 12. April bis 20. Mai 2018 im Rahmen der großen Brus Retrospektive im Belvedere 21 zu sehen.Die Zusammenarbeit und der Austausch mit Künstlerkolleginnen und -kollegen bilden stets eine wichtige Komponente im kreativen Prozess von Günter Brus. Seit den frühen 1970er-Jahren entstehen Gemeinschaftsarbeiten u.a. mit Arnulf Rainer, Hermann Nitsch, Gerhard Rühm und Dominik Steiger. Ergebnis aller künstlerischen Kooperationen ist jeweils ein Dialog vielfältiger und differenzierter Formensprachen. Ein Raum innerhalb der Ausstellung Günter Brus. Unruhe nach dem Sturm im Belvedere 21 bietet Platz für wechselnde Gemeinschaftspräsentationen, die jeweils mit einer eigenen Vernissage eröffnet werden.
Nach Gemeinschaftsarbeiten mit Arnulf Rainer wird ab 11. April 2018 die Kollaboration von Günter Brus und Dominik Steiger präsentiert. Anfang der 1970er-Jahre veröffentlicht Brus erste Zeichnungen Steigers in seiner Künstlerzeitschrift Die Schastrommel. Während eines gemeinsamen Aufenthalts bei einem Sammler in Italien kommen Brus und Steiger 1974 überein, sich ein Jahr lang jeden Mittwoch ein Blatt zur wechselseitigen Bearbeitung zuzusenden. Auf einen Bogen Papier zeichnen die beiden Künstler jeweils ein oder zwei aufgeschlagene Bücher und fabrizieren auf den Buchseiten Texte und Zeichnungen. Dieses Projekt bezieht sich auf die große europäische Tradition des Briefromans und der „livres illustrés“. Raffiniert entstehen so Zeichnungen von Buchobjekten, in denen Realitätspartikel, Texte und Illustrationen ein unbegrenztes Reich der Fantasie erschließen. Der Zyklus Jeden jeden Mittwoch. Ein Zwoman erscheint 1977 zusammengefasst in einem Text-Bild-Band.
„Dominik Steiger war für Brus‘ Entwicklung hin zur Bild-Dichtung äußerst wichtig. Der intensive Austausch fand bereits vor der Berliner Zeit von Brus statt. Der Sammler Francesco Conz war es dann, der den Auslöser für diese große Arbeit lieferte“, so Kurator Harald Krejci.
Dominik Steiger (1940 Wien – 2014 ebenda) ist ein österreichischer Literat und Künstler aus dem Umfeld der Wiener Gruppe und des Wiener Aktionismus. Er gilt seit den 1960er-Jahren als wichtiger Vertreter der österreichischen Postavantgarde und als Grenzgänger zwischen den künstlerischen Genres. Über fünfhundert ausgestellte Exponate aus mehr als fünf Jahrzehnten zeugen von Steigers überbordender Kreativität. Sie umfassen neben Zeichnungen, Aquarellen, Collagen und Fotografien eine Vielzahl von Audio-, Video- und Objektarbeiten. Mit Künstlerkollegen wie Christian Ludwig Attersee, Hermann Nitsch, Dieter Roth, Arnulf Rainer und Günter Brus entwickelt er in den 1970er- und 1980er-Jahren zahlreiche Gemeinschaftsarbeiten. Ab 1975 ist er regelmäßig in Solo- und Gemeinschaftsausstellungen vertreten, u. a. in Wien, Frankfurt, Brüssel, Helsinki, Madrid, Pécs, Wels, Köln, Graz, Salzburg, Lübeck, Mürzzuschlag und Zürich. 2004 gewinnt er den österreichischen Literaturpreis, 2008 den Preis für bildende Kunst der Stadt Wien.