TM Davy, If Not, Winter, 2018, Öl auf Leinwand, 96,5 x 78,8 cm TM Davy, If Not, Winter, 2018, Öl auf Leinwand, 96,5 x 78,8 cm - Mit freundlicher Genehmigung von: GalerieFuchs

Wer: GalerieFuchs

Was: Ausstellung

Wann: 08.06.2018 - 07.07.2018

He seems to me equal to the gods that man whoever he is who opposite you sits and listens close to your sweet speaking and lovely laughing – oh it puts the heart in my chest on wings for when I look at you, even a moment, no speaking is leP in me Anne Carson, If Not Winter: Fragments of Sappho Galerie Thomas Fuchs Thomas Fuchs I Reinsburgstr. 68A I D-70178 Stuttgart

If…

He seems to me equal to the gods that man whoever he is who opposite you sits and listens close to your sweet speaking and lovely laughing – oh it puts the heart in my chest on wings for when I look at you, even a moment, no speaking is leP in me Anne Carson, If Not Winter: Fragments of Sappho Galerie Thomas Fuchs Thomas Fuchs I Reinsburgstr. 68A I D-70178 Stuttgart

If Not, Winter 2018 erfasst die SQmmung der Serie von Ölgemälden in TM Davys Ausstellung "Love Songs" in der Galerie Thomas Fuchs, die MeditaQonen über Liebe, Vertrautheit und Hin- gabe sind. In dem Gemälde liegt die athleQsche Gestalt eines lesenden jungen Mannes. Über seinen Schultern erhaschen wir einen Blick auf eine der Buchseiten, leer bis auf diese wenigen Worte aus Anne Carsons Sappoh-Übersetzung: „Stand to face me beloved and open out the grace of your eyes". Gezeigt wird der Ehemann des Künstlers, Liam, von Kopf bis Fuß nackt, Carsons If Not Winter, eine Minimal-Übersetzung Sappohs, lesend. In der Übersetzung verwen- det Carson keine ArQkel oder Possessivpronomen und keine Füllwörter für die fehlenden Frag- mente. Die DürPigkeit der Gedichte spiegelt eine visuelle wie auch eine hörbare Reduziertheit - all diese Gedichte wurden gesungen, ihr Rhythmus und ihre Sprachmelodie sind mit der Zeit verloren gegangen. Wie ein weiteres Gedicht aus dem Buch, das mit den Worten „He seems to me equal to the gods that man" beginnt, erinnert Liams Nacktheit, scheinbar eingefangen, ohne dass er es bemerkt, an die Skulpturen der griechischen Göfer des Olymps oder mythologischer Helden (Perseus, Bellerophon, Iason u. a.). So ist das Buch einerseits ein konzeptueller Eintrif in das Werk und gleichzeiQg ein formaler Kunstgriff: der Titel und die weiße Fläche auf den Seiten erscheinen wie ein Anstands-Feigenblaf posiQoniert, das lediglich Liams Schambereich ver- deckt.

Die Davys verbringen ihre Sommer auf Fire Island mit einer Gruppe von Künstlern und Freun- den, die in den anderen Ölgemälden dargestellt sind. Beispielsweise in den beiden Portraits So- phie and Pirate 2018 und Cajsa and Cicciolina 2018. Die beiden Frauen, Sophie Mörner und Caj- sa von Zeipiel, werden diesen Sommer in Schweden heiraten. In der TradiQon von Pendant-Por- träts zur Verlobung und dem Ehebündnis (man denke an Maestro delle Storie del Panes Porträt eines Mannes, vermutlich Mafeo di SebasQano di Bernardino Gozzadini und Porträt einer Frau, vermutlich Ginevra d’Antonio Lupari Gozzadini, ca. 1494) hält jedes Modell ein Objekt oder Tier. Hier hält das Paar seine Chihuahuas. Anstaf ihre Gesichter im Profil darzustellen, eine beliebte Darstellungsweise für Hochzeitsporträts in der Renaissance, malt Davy das Paar in Dreiviertel- ansicht und als Halbfiguren. Während Cajsa eine Lady in Leoparden-Print ist, stellt ihre Partnerin Sophie ein pinkes Netzshirt, eine LV-Cap und Tafoos zur Schau. Sophies eindeuQg zeitgenössi- sche Kleidung aktualisiert ihre majestäQschen Posen, die zurückhaltend wirken wie für die ge- genseiQge PräsentaQon vor der Hochzeit.

Davy präsenQert nicht bloß die visuellen Kennzeichen der Ehe, sondern auch eine Art Verbun- denheit. War es nicht Georges Bataille, der die EroQk beschrieb als „concerned with the fusion of beings with a world beyond everyday reality". Diese Andeutung des EroQschen wird uns in Meghan and Hanna 2018 dargeboten. Die Frauen sind in einer sinnlichen Umarmung festgehal- ten. Hier zeigt sich Davys Gebrauch des Tenebrismus. Wie die Dunkelheit, die die auf dem Rü- cken liegende Figur von Liam in If Not, Winter umgibt, werden Meghan und Hanna von einem jenseiQgen blau-grünen Licht beleuchtet. Es ist dieselbe Dunkelheit, die die zierlichen orangen Blüten der Coreopsis Arkansa umhüllt. Üblicherweise wird ihnen die Bedeutung „Liebe auf den ersten Blick" beigemessen. Hin und wieder verweist Davy auf diese Blume, die einzige Arbeit in der Ausstellung ohne Figur, als ein Selbstporträt. Ihre zurückstrahlende LeuchtkraP und ihre kess hoffnungsvolle Erscheinung erinnern an verlobte Paare oder frisch Verheiratete: Bereit und darauf wartend, sich zu binden. Jedes hingabewillige Individuum schaut, wer gegenübersitzt, wer auch immer „sits and listens to your sweet speaking".

von Andrianna Campbell (übersetzt von Tobias Bednarz) TM Davy studierte an der School of Visual Arts in New York. 2010 war er Teil der Gruppenaus- stellung „No Soul for Sale" in der Tate Modern in London. Vergangenes Jahr zeigte die New Yor- ker 11R Gallery Arbeiten von Davy in einer großen und viel besprochenen Einzelausstellung. Im April 2018 war der Maler mit einer Arbeit in der Ausstellung „Pause: AA Bronsons Garten der Lüste" im KW - InsQtute for Contemporary Art in Berlin vertreten. Aktuell sind zudem Arbeiten von ihm in der von Susan Cross kuraQerten Ausstellung „The Lure of the Night“ im Massachu- sefs Museum of Contemporary Art zu sehen.

Tags: Malerei, Renaissance

Dienstag bis Freitag 13 - 19 Uhr
Samstag 11 - 16 Uhrund nach Vereinbarung

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