Vom 7. Dezember 2019 bis 9. Februar 2020 präsentiert die Kestner Gesellschaft die umfassende Einzelausstellung »HOST« des Künstlers Hassan Khan (*1975 in London, lebt und arbeitet in Berlin und Kairo, Ägypten) in den unteren Ausstellungsräumen. Hassan Khan ist Künstler, Musiker und Schriftsteller. Er ist bekannt für eine breite und vielfältige künstlerische Praxis, die Musik, Performance, Bild und Bewegtbild, Skulptur, Installation und Text umfasst. In seinen Arbeiten untersucht Khan die Prinzipien, Leerstellen und Energien, die der Entwicklung einer kollektiven Ordnung sowie der Formung eines individuellen Selbstgefühls zu Grunde liegen.Dabei befasst er sich mit den vertrauten, gemeinschaftlichen Bedingungen ebenso wie mit schwer fassbaren, nicht öffentlichen Inhalten, um Formen zu produzieren, die die Fantasie anregen oder grundlegende Fragen aufwerfen können: Khans Formen kanalisieren, was unter der Oberfläche brodelt, verführen und entfremden, sie setzen sich mit Erwartungen auseinander, stellen uns vor Rätsel und können helfen, unsere Erfahrungen mit den sich verändernden Strukturen der Macht neu zu formulieren.
Khans Ausstellung in der Kestner Gesellschaft ist, wie viele seiner Ausstellungen, ein assoziatives System. Es vereint Arbeiten, die auf einem gegenwärtigen, aber manchmal unsichtbaren Faden basieren. Seine vielfältigen Werke sind von unterschiedlichsten Stimmlagen geprägt, die sich zum Teil innerhalb eines Werks radikal gegenüberstehen: die unter der Oberfläche brodelnde Gewalt von Massenaktionen, die Freude und Versprechungen von kollektiver Macht; die scheinbar unschuldigen Gesten eines hübschen Tanzes und der urtümliche Akt der Selbstbeherrschung, der den Weg für das Bewusstsein ebnet.
Bestandteile der Ausstellung sind computergenerierte Bilder, digitale Illustrationen, modifizierte Starkstromanschlüsse und ein programmiertes Licht, die zwischen 1997 und 2019 entstanden, darunter zwei Installationen, die der Künstler eigens für die Ausstellung entwickelt hat. Die stark stilisierten Performances von Schauspielern, die in dem Video »Host« (2007) am Rande des totalen Kontrollverlustes stehen, die brutalen, eindringlichen computergenerierten Bilder und die unheimliche algorithmische Logik der Werkeserie »2013« (2019) sowie die Groteske der großen, ausgestopften Kreaturen – alle Arbeiten werden von einem intensiven Interesse angetrieben, tatsächliche Gegebenheiten in etwas zu überführen, das generativ und überraschend ist.
Die Werke bilden so ein Netzwerk von choreographierten Formen, humorvollen Interpunktionen, im Gestus des rigorosen Konzeptualismus und in dessen Auflösung. Sie sind, so Khan, der reale Versuch, einen Weg zu finden, die Bedingungen zu erfassen, die wir produzieren und mit denen wir leben.
Khan ist Preisträger des Silbernen Löwen der Biennale Venedig 2017. Im Jahr 2018 wurde er zum Professor an der Städelschule in Frankfurt am Main ernannt. Er nahm unter anderem an der Documenta 13 (Kassel, 2012), der Montreal Biennale (2016), der Sharjah Biennale (2015), der New Museum Triennale (2012), der Gwangju Biennale von Sydney (2006) und der Istanbul Biennale (2003) teil. Parallel zur Ausstellung in der Kestner Gesellschaft sind Khans Arbeiten »The Keys to the Kingdom« derzeit im Palacio de Cristal/Museo Reina Sofia in Madrid zu sehen. Weitere Einzelausstellungen wurden präsentiert im Beirut Art Center (2016), Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main (2015), Downtown Contemporary Arts Festival (2014), SALT Istanbul (2012), Queens Museum, New York (2011), Objectif Exhibitions, Antwerpen (2011) und Kunst Halle St. Gallen (2010). Werke von Hassan Khan waren in zahlreichen Gruppenausstellungen vertreten, darunter das San Francisco Museum of Modern Art (2019), das Museu d'Art Contemporani de Barcelona (2018), Hammer Museum, Los Angeles (2018), die Villa Medici, Rom (2017), das Guggenheim Museum, New York (2016), M+, Hong Kong (2015) und die Secession (Wien, 2013).
Als Musiker und Performer tritt Hassan Khan regelmäßig live auf, unter anderem bei der Ruhrtriennale, Essen (2018), dem Intonal Festival Malmö (2017), dem Guggenheim Museum New York (2016), dem Maerz Musik Festival, Berlin (2013) und dem Louvre, Paris (2012). Seine jüngste Veröffentlichung »An Anthology of Published and Unpublished Writings« wird von der Städelschule und Buchhandlung Walther König gemeinsam herausgegeben. Sein Album »SUPERSTRUCTURE EP« wurde Anfang des Jahres bei The Vinyl Factory veröffentlicht.
Die Ausstellung wird von dem ersten Katalog zu Hassan Khans Werk begleitet.
Die Ausstellung wird von der Stiftung Kunstfonds gefördert und vom Förderkreis der Kestner Gesellschaft unterstützt.
Kuratorin: Julika Bosch