London, Herbst 1938 – Salvador Dalí trifft den aus Wien geflohenen Sigmund Freud. Das erste und einzige Treffen des Künstlers mit seinem Idol kam auf Vermittlung von Stefan Zweig und Edward James zustande. In einer profunden Schau widmet sich das Belvedere dieser folgenreichen Verbindung und zeigt den Einfluss des Psychoanalytikers auf das Werk Dalís.Kuratiert von Jaime Brihuega.
Zur AusstellungZentrale Motive des Surrealismus sind Unterbewusstes und Traum. Hier wird bereits die Faszination deutlich, mit der Künstler_innen dieser Stilrichtung der Psychoanalyse begegneten. Wie sehr sich dessen größter Vertreter Salvador Dalí konkret mit den Theorien Sigmund Freuds auseinandersetzte und wie unvermittelt vieles davon in seinem Werk auftaucht, zeigt ab Oktober 2020 eine umfassende Ausstellung in der Orangerie des Unteren Belvedere. Sie umfasst 150 Gemälde, darunter Skulpturen, Fotografien, Filme, Bücher, Zeitschriften, Briefe und andere Dokumente – vieles davon Leihgaben aus wichtigen Kulturinstitutionen. Die Ausstellung dokumentiert die große Anziehungskraft, die Freud auf den Surrealisten ausübte – und beleuchtet damit zwei der bedeutendsten Strömungen des 20. Jahrhunderts.
BegegnungenSalvador Dalí hatte ab den frühen 1920er-Jahren Zugang zu Übersetzungen der Schriften Sigmunds Freuds und studierte sie ausführlich. Beeinflusst von dieser Literatur setzte er sich ab 1926 mit der Poetik des Surrealismus auseinander und entwickelte eine neue Bildsprache, die sein Werk bis heute einzigartig macht. Persönlich traf er den Wiener Psychoanalytiker allerdings nur ein einziges Mal, in London. Die Ausstellung schildert diese und weitere wegweisende Begegnungen des Künstlers wie jene in der Residencia de Estudiantes in Barcelona mit dem Dichter Federico García Lorca oder dem Filmemacher Luis Buñuel. Sie, wie auch der Histologe und Nobelpreisträger Santiago Ramón y Cajal und dessen Zeichnungen vom Nervengewebe wurden letztlich bestimmend für Salvador Dalís surrealistisches Schaffen. Auch sein familiärer Hintergrund hatte großen Einfluss auf sein Werk, weshalb diesem ein weiterer Augenmerk der Schau gewidmet ist – der Künstler setzte sich mit seiner komplexen Jugend intensiv psychoanalytisch auseinander und verarbeitete diese wiederholt in seinen Gemälden.