Das Bank Austria Kunstforum Wien widmet Daniel Spoerri im Frühjahr 2021 eine umfassende Retrospektive. Daniel Spoerri, der 1930 als Daniel Feinstein in Galaţi/Rumänien geboren wurde emigrierte 1942 – nachdem sein Vater in Zuge eines rumänischen Pogroms ermordet worden war – nach Zürich. Er lebt und arbeitet heute – nach Stationen in unter anderem Paris, New York, Symi, Toggwil (Ueberstorf) und Düsseldorf – in Wien. Im Il Giardino di Daniel Spoerri in Seggiano in der Toskana sucht er seit 1997 zudem die Auseinandersetzung mit dem skulpturalen Werk von Künstlerkolleginnen und -kollegen, wie Eva Aeppli, Meret Oppenheim, Nam June Paik, Niki de Saint Phalle oder Jean Tinguely.Mit seinen ab 1960 kontinuierlich weiterentwickelten Fallenbildern (frz.: Tableaux piège) schrieb sich Spoerri in die Kunstgeschichte ein. Die Ausstellung im Bank Austria Kunstforum Wien erweitert den Blick auf den in nahezu allen künstlerischen Medien tätigen Künstler und begeisterten Sammler, in dessen vielseitigem Werk seit 60 Jahren soziale Interaktionen und die sinnliche Wahrnehmung des Alltäglichen – insbesondere der menschliche Geschmackssinn – im Fokus stehen. Neben seinen Alltagsmaterialien nutzenden Assemblagen und Collagen werden in der Ausstellung seine ab 1970 entstehenden Bronzeskulpturen ebenso präsentiert, wie auch seine Schrift und Textilien verschränkenden Arbeiten und seine, oft in Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern umgesetzten Aktionen. Diese Intermedialität ist auch der Biografie Daniel Spoerris eingeschrieben: So studierte er klassischen Tanz (gefördert von u.a. Max Terpis), inszenierte Theaterstücke, legte in der von ihm 1958 gegründeten Edition MAT (Multiplication d’art transformable) Objekte von Marcel Duchamp, Man Ray, Dieter Roth und Victor Vasarely auf, unterzeichnete 1960 des Manifest des Nouveau Réalisme mit, schuf 1962 mit Anekdoten einer Topographie des Zufalls ein literarisches Pendant zu seinen Fallenbildern, arbeitete mit Fluxus-Künstlern wie Emmett Williams und Robert Filliou zusammen, gründete zahlreiche Restaurants, rief die Eat Art ins Leben und veranstaltet bis heute Bankette.
Von 1978 bis 1982 lehrte Daniel Spoerri in Köln, wo er mit Studierenden Ausstellungsprojekte und Bankette realisierte, von 1983 bis 1989 war er Professoran der Kunstakademie München. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert, unter anderem im Centre Georges Pompidou, Paris (1990), mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2002) und MOCAK – Museum für Gegenwartskunst, Krakau (2015). Seit 1996 wird das Archiv Daniel Spoerri in der Graphischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern verwaltet und kontinuierlich aufgearbeitet. In Hadersdorf am Kamp werden im Ausstellungshaus Spoerri seit 2009 Wechselausstellungen präsentiert, die Daniel Spoerris Arbeiten in Dialog mit jenen namhafter Kolleginnen und Kollegen treten lassen.
Kuratorin: Veronika Rudorfer