Malerei als Suche nach Freiheit, als Gegenpol zu Ideologie und als Ausdruck von Unabhängigkeit: Diesen zentralen Ideen sind Ausgangspunkt der Werke von Erwin Bechtold. Der Künstler gehört zu den wichtigsten Vertretern der abstrakten Nachkriegskunst in Deutschland und Spanien. In diesem Jahr feiert er seinen 95. Geburtstag – und steht noch immer fast täglich im Atelier. Das MKM Museum Küppersmühle zeigt eine umfassende, retrospektiv angelegte Ausstellung mit Gemälden und Papierarbeiten aus sieben Jahrzehnten.Bechtolds Werk bewegt sich zwischen spontaner Gestik und geometrischer Strenge, zwischen Emotion und Rationalität. Gegensätze und ‚Störungen‘, so sagt er, sollten in jedem guten Bild eine Rolle spielen. Das fängt bei der weitgehenden Reduktion seiner Palette auf Schwarz und Weiß an und geht bis zur Dekonstruktion geometrischer Grundformen. Der Kontrast von gleißendem Südlicht und tiefem Schatten, den er täglich erlebt, ist in seine Bilder ebenso eingeflossen wie die kubische Architektur auf Ibiza mit ihrer Spannung zwischen Geometrie und Handwerk. Bildtitel wie Discordia beschreiben das System, in dem sich Bechtold bewegt: Ordnungen sind dazu da, gestört zu werden.