Karin Sander (Bensberg, Deutschland, 1957) nimmt in ihren Ausstellungen humorvoll Bezug auf vorgefundene Situationen und thematisiert alltagskulturelle Szenarien und deren institutionellen wie historischen Kontext. Dabei greift sie in die Strukturen der Institutionen ein, verändert sie, hebt Sachverhalte hervor und lädt das Publikum zur Partizipation ein. Das offenbar Bekannte wird neu gedacht, es wird zum Ausgangspunkt eines Erkundungsprozesses.
In der Ausstellung im Museion hat Karin Sander unverwechselbare Parameter gesetzt: Die Ausstellung von Karin Sander beginnt im Foyer des Museion. Die Besucher_innen werden dort mit einer Arbeit empfangen, die sie sogleich Teil der Ausstellung werden lässt: Identities on Display besteht aus einer Reihe von Vitrinen, die als Garderobe konzipiert sind und von den Besucher_innen genutzt werden können. Karin Sander greift in die funktionelle Rolle des Gebäudes ein, indem beispielsweise die Lamellen zur Lichtsteuerung auf der Fassade neu programmiert werden. Im Zentrum des Ausstellungsraumes im 4. Obergeschoß des Museion rollt sie einen riesigen Teppich als Architekturplan aus, auf dem die Besucher_innen Maßangaben lesen, ihn betreten oder auch einfach auf ihm Platz nehmen können. Karin Sander schafft auf diese Weise Szenen, in denen die Besucher_innen Teil der Ausstellung werden. Choreografisch wird der Blick der Besucher_Innen entlang einiger früherer Werke der Künstlerin durch die sich öffnenden und schließenden Lamellen nach draußen geführt, auf die sensationelle, facettierte Landschaft. Und genau diese Landschaft wird wiederum aus Google Earth Daten als 3D gedrucktes Modell im Innenraum des Museums gezeigt.
“Karin Sanders Projekt stimmt vollkommen mit der Linie überein, auf der sich Museion mit seinen zahlreichen Ausstellungen zur zeitgenössischen Skulptur seit Jahren bewegt. Der Titel “Skulptur”, den die Künstlerin für die Ausstellung gewählt hat, besteht aus einem Terminus, der im Kontext ihres Werkes inadäquat erscheint, da er kunsthistorisch betrachtet stark männlich konnotiert ist. Sander bezieht sich mit feiner Ironie und weiblicher malizia auf den historischen ‚paragone delle arti‘ (also die männliche Vorstellung einer Rangordnung der Künste),“ so Letizia Ragaglia, Direktorin des Museion.
INFOKarin Sander. Skulptur / Sculpture / SculturaKuratorin: Letizia RagagliaDauer der Ausstellung: 30.05. - 20.09.2020Eröffnung: 29.05.2020, 16-20 UhrÖffnungszeiten: donnerstags und freitags 16-20 Uhr; samstags und sonntags 15-UhrMontag, Dienstag und Mittwoch geschlossenEintritt: 7 Euro, ermäßigt 3,50 EuroEine interaktive Tour durch die Ausstellung ist unter folgendem Link möglich https://bit.ly/36wl5tEBitte benutzen Sie eine VR-Brille.rIn Zusammenarbeit mit Adi Grüninger und Adam Kiryk3D-Forschungslabor Architektur und Kunst, Prof. Karin Sander, ETH Zürich
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