Eine Ausstellung künstlerischer Interventionen aus der Zeit des LockdownsIn Kooperation mit dem GARTENPALAIS Liechtenstein findet im Rahmen der Sommer Rhapsodie im Garten eine Pop-up-Ausstellung mit künstlerischen Positionen aus zahlreichen Fachbereichen der Akademie der bildenden Künste Wien statt. Details werden in Kürze bekannt gegeben.
Teilnehmende Künstler_innen: Stefanie Hintersteiner, Nana Dahlin, Sarah Fripon, Lorenz Wenter, Clemens Grömmer, Valerie Habsburg, Anna Bochkova, Daphne von Schrader, Moritz Mizrahis, Ida Gergely, Alexandru Cosarca, Iklim Dogan, Sophie Stadler, Mika Maruyama, Hicran Ergen, Arash Lorestani, Selin Karaman, Beomseok Cho, Laura Hatting, Moriz Bauer, Barbara Maria Neu, Rogine Moradi
Die Ticket-Einnahmen der Sommer Rhapsodie gehen an die Organisationen Künstler helfen Künstlern und Superar Österreich, bis 19. August 2020 bieten regelmäßig rund 80 Künstler_innen ein buntes Programm aus Klassik, Jazz, Lesungen, Theater, Swing, Wienerlied und vielem mehr.
Alle Informationen zum Programm der Sommer Rhapsodien https://www.sommerrhapsodie.at/de/sommer-rhapsodie.html
Isolation und Freiheit-ein wiederkehrendes Motiv
Obwohl sich die Arbeiten der Ausstellung diverser Medien und Ausdrucksmittel bedienen, lassen sie wiederkehrende Fragestellungen im Moment des plötzlichen Lockdowns erkennen. Auffällig sind Reflexionen auf die Verhältnisse von Isolation und Freiheit, von intimer Privatsphäre und digitalem Raum sowie eine verstärkte Auseinandersetzung mit der Natur.
Im Kontext einer geschärften Wahrnehmung des privaten Raumes, lassen sich etwa die Erinnerungsinseln von Anna Bochkova und Valerie Habsburg lesen. In ihrer Installation gehen sie der Vielschichtigkeit des Raumerlebens als Speicher von Erfahrungen, Erinnerungen aber auch Traumata nach. Ihre Arbeiten gleichen archäologischen Fundstätten privater Alltagsgegenstände, die in ihrer Abstraktheit als Speicher emotionaler Erfahrungswerte fungieren.
Eine Konzentration auf alltägliche Situationen oder Gegenstände findet sich –wenn auch in gänzlich anderer Schwerpunktsetzung – in den Arbeiten von Hicran Ergen, Sarah Fripon, Selin Karaman, Arash Lorestani oder Barbara Maria Neu. Vielfach erzählen sie über das eigene, intime Erleben (Rogine Moradi) oder nehmen, wie bei Iklim Dogan, Mika Maruyama und Sophie Stadler tagebuchartigen Charakter an. Die 2-Kanal-Videoinstallation kombiniert Textfragmente mit kurzen Aufnahmen aus der Zeit des Lockdowns, die vordringlich das repetitive Ausführen alltäglicher Tätigkeiten zeigen.
In beinahe manischem Wiederholungszwang fertigte auch Stefanie Hintersteiners ihre Linienzeichnungen an, die eine gesteigerte Konzentration auf das formale Element der Linie erfahrbar machen. Sie zeigen auf, dass mit dem kurzzeitigen Stillstand in der Phase des Lockdowns oftmals auch eine erhöhte Produktivität verbunden war, die zu starker formaler Präsenz führte.Gesteigerte Aufmerksamkeit im digitalen Raum erhielt in Zeiten des Lockdowns die von Alexandru Cosarca und Sarah Hauber initiierte Webshow WERISTdICHTER?, die sich als Freiraum, Wohnzimmer-Fiesta und als ein Ort des Ausprobierens versteht und Beiträge von Studierenden der Akademie, der Wiener Underground Drag Szene, der freien Wiener Theaterszene und vielen weiteren Bereichen zusammenfasst.
Widerspiegeln der Gegenwart in der zeitgenössischen Kunst
Der Auseinandersetzung mit dem privaten Raum und dem alltäglichen Leben sowie der Eroberung des digitalen Raumes steht jedoch auch eine klare Auseinandersetzung mit Fragen von Freiheit und Isolation im Hinblick auf den Stadtraum (Ida Gergely) sowie eine Sehnsucht nach der Natur gegenüber. Diese wird insbesondere in Beomseok Cho Film Donau Flussoder in Nana Dahlins Skulptur Ocean I sichtbar. In diesem Kontext spürt auch Daphne van Schrader in der während mehrerer Wochen der Isolation entstandenen Videoserie Idealog 1–6 dem Austausch zwischen Körper und Welt nach und setzt diesen Prozess in Parallelität zu den Mechanismen des menschlichen Verdauungssystems.
Der kurze Abriss über den Großteil der präsentierten Arbeiten macht deutlich, wie sich die Gegenwart, in der wir leben, in den Fragestellungen zeitgenössischerKunst widerspiegelt und wie sehr Kunst darüber ein Nachdenken über aktuelle Phänomene angeregt. Oder, wie es Rektor Johan F. Hartle in einem zu Beginn des Lockdowns entstandenen Essay formulierte: „Wenn es um die Verschiebung von Parametern der Wahrnehmung oder die Reflexion von Lebensformen geht, dann haben die Künste ein Wort mitzureden. [...] Die Kunstakademien schlafen in diesen Wochen nicht.“