eine Veranstaltungsreihe der Medienwerkstatt Wien in Kooperation mit dem Stadtkino Wien, Dank an das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie KarlsruheDie erst relativ junge Geschichte der Video/Medienkunst bietet die besondere Situation, dass - aufgrund ihres exponentiellen Entfaltungstempos - die Entwicklung von der „Pionierphase“ bis zur diversifizierten Ausformung innerhalb einer Generation von KünstlerInnen vollzogen wurde. Dies führt zur glücklichen Situation, dass ein Austausch sozusagen aus erster Hand möglich wird, mit den Künstlern und Künstlerinnen, die die Arbeit mit elektronischen Medien entwickelt, erforscht und bis heute geprägt haben. Die Reihe DOUBLE TAKE stellt somit das Werk von KünstlerInnen in den Mittelpunkt, deren Arbeiten die österreichische Medienkunstgeschichte mitgestaltet haben. (Konzept: Eva Brunner-Szabo, Gerda Lampalzer- Oppermann, Kuratorin: Wilbirg Brainin-Donnenberg)
PRÄ-, PARA-, POST-KINO
die welt ist in sinnesmodalitäten aufgespalten (split). der film ist das produkt der technischen aufspaltung in bild- und tonwelt: split-reality. (P. W. 1966)
wenn der ort des films nicht die leinwand ist, können körper wieder auf körper, häuser wieder auf häuser projiziert werden. decken sich abbild und objekt, werden aufnahme und zelluloid überflüssig. das zelluloid dispensiert, entsteht film ohne film: realfilm. (P. W. 1966)
film ist ein verband von kalkülen, der durch algoritmen erweiterbar ist. (P. W. 1968)
Schon früh hat Weibel erkannt, dass die avancierte Kunst in unserer Gesellschaft keinen stabilen Ort hat, dass dieser Ort erst geschaffen werden muss - und zwar auf allen Ebenen der aktuellen künstlerischen Praxis. (...) Peter Weibel hat die Chance der Neubestimmung der Künste, die sich dadurch bot, sehr früh begriffen und ergriffen. Die Rückkehr der Kunst zur Technik, zum Können und zum Wissen haben viele Künstler und Theoretiker in den Zeiten der Postmoderne der 1970er und 1980er Jahre gepredigt. Allerdings war damit fast immer bloß eine - meistens ironisch angehauchte – Rückkehr zu den traditionellen künstlerischen Techniken gemeint. Man wollte sich von der Übermacht der heutigen Massenmedien schützen und durch die Anwendung der traditionellen Kunsttechniken andere, alternative Räume definieren. Weibel schließt seine Kunst dagegen gerade aus dem Grund an die Traditionen der Avantgarde an, der von vielen anderen dazu benutzt wird, den Abschied von der Avantgarde zu legitimieren. Die Möglichkeit und sogar die Notwendigkeit der Reaktualisierung des avantgardistischen Programms ergeben sich für Weibel nämlich daraus, dass die Kunst definitiv ihre traditionellen geschlossenen Räume verlassen hat und inmitten der heutigen technisierten, medialisierten Welt agieren muss. (Boris Groys in: Peter Weibel. das offene werk, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz, 2006)
Programmzusammenstellung: Peter Weibel