Wo heute die Lange Gasse in die Alser Straße mündet, befand sich von 1788 bis 1910 ein stark frequentiertes Gebäude: Das Wiener Findelhaus. Die Einrichtung von Findelhäusern in vielen europäischen Städten sollte dazu beitragen, Kindsmorde zu verhindern und die Kindersterblichkeit zu reduzieren. Gleichzeitig wurden damit bevölkerungspolitische Intentionen verfolgt - so auch in der Wiener Alser Vorstadt. Im Laufe seines Bestehens von 1784 bis 1910 nahm das Findelhaus, ab 1788 in der Alserstraße 23 gelegen, ca. 750.000 Kinder auf und vermittelte sie zu Pflegeplätzen am Land. Der Großteil dieser Kinder kam in der Gebäranstalt, welche sich auf dem Areal des ehemaligen AKH befand, zur Welt und wurde dann in der Pfarre Alser Vorstadt getauft.Anhand von über 100 Exponaten aus mehr als 20 wissenschaftlichen Institutionen setzt sich die Ausstellung mit den ehemaligen Einrichtungen im heutigen 8. und 9. Bezirk auseinander. Lebenssituationen von Frauen, die ungewollt Mutter wurden oder keine Möglichkeit hatten, ihr Kind selbst großzuziehen, werden ebenso in einem sozial- und gesellschaftshistorischen Kontext thematisiert, wie Biografien von sogenannten Findelkindern. Besucher*innen können selbst in den umfangreichen Matriken der Pfarre Alservorstadt nach möglichen Vorfahren suchen. Für eine Audio-Station interpretierten die Musiker*innen Martin Spengler und Manuela Diem historische Wiener „Findelkind-Lieder“ neu.
Im November 2021 erscheint eine Begleitpublikation, welche die Ausstellung dokumentiert und weiterführende Artikel zum Thema versammelt.