Mit einer Auswahl von knapp 60 Fotos möchte die Kunsthalle Bremen den vielfältigen Gedanken, Erfahrungen und Konzepten zu Haaren eine Stimme geben. Gleichzeitig möchte das Museum mit den Fotos und den dazugehörigen Geschichten (auch in der Kunst) vorherrschende Schönheitsideale und Gendernormen diskutieren und hinterfragen. Die Ausstellung „Haarige Geschichten“ wird vom 22. Mai bis 19. September 2021 in der Dauerausstellung im Skulpturen-Saal „Bilder vom Menschen“ präsentiert, um das Bild vom Menschen um das kleine, aber feine Detail Haare zu erweitern.Gemessen an gängigen Schönheitsidealen hat jeder Mensch irgendwo am Körper zu viele oder zu wenige Haare. So wundert es nicht, dass Umfragen zufolge immer mehr Menschen ihren Körperhaaren den Kampf ansagen und sich rasieren, epilieren, zupfen, wachsen und sugarn. Auch in der Kunst findet eine Auseinandersetzung mit Schönheitsvorstellungen statt. Allerdings oder gerade deshalb werden Körperhaare an gewissen Stellen nur selten dargestellt. Die Kunstwerke aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen sind da keine Ausnahme.
In der Ausstellung „Die Picasso-Connection“ sind sie allerdings doch zu finden: jene Bilder von Körperhaaren, die heutzutage vielfach mit Gefühlen von Scham, Unwohlsein oder Peinlichkeit besetzt sind. Diese Darstellungen hat die Kunsthalle zum Anlass für einen Call for Photos zum Thema „Haarige Geschichten“ genommen. Auf den Aufruf hin, Fotos von Körperbehaarungen in all ihren Facetten und damit verbundene Erinnerungen, Gedanken oder Erfahrungen einzureichen, sind mehr als 1.000 Fotos eingegangen. Die Fotos machen in ihrer überwältigenden Anzahl nicht nur die Relevanz des Themas für unterschiedliche Generationen, Geschlechter und Identität deutlich. Sie zeigen zugleich auch die Vielfalt des Themas: Die Geschichten umfassen humorvolle, nachdenklich stimmende und traurige Erfahrungen mit vorhandenen oder fehlenden Haaren auf dem Bauch, unter den Achseln, an den Beinen, im Gesicht oder auf dem Kopf.
Trauer in Pink, 2020, Foto: Clara Kaltenbacher (FAUL&HÄSSLICH.)„Mancherorts gleichen Achselhaare einer Revolution. Arbeitgeber X will mich fotografieren. Für ein Projekt. Über eine berühmte Feministin. Ich überlege mir am Tag davor, ob ich mich rasieren soll. Und denke mir dann so: Wieso sollte ich? Das ist doch ne olle Kamelle, diese Körperbehaarungen, haben doch inzwischen alle verstanden und ist ja auch irgendwie allen klar, dass Sexismus scheiße ist. Außerdem geht es um Feminismus. Gehe also unrasiert zum Shooting. Und dann sollen sie plötzlich wegretuschiert werden. Meine Achselhaare. Verkauft sich nicht so gut. Ok. Krass. Verrückt. Sie wollen lieber die unbehaarte, glatte Variante der Geschichte einer berühmten Feministin erzählen. Für die Zahlen. Aus Trauer habe ich meine Achselhaare dann pink gefärbt.“ (Maren Kraus (FAUL&HÄSSLICH.))