Katerina Kamprani: Fork with Chain, 2015, The Uncomfortable © Katerina Kamprani Katerina Kamprani: Fork with Chain, 2015, The Uncomfortable © Katerina Kamprani - Mit freundlicher Genehmigung von: smkp

Wer: smkp

Was: Ausstellung

Wann: 11.02.2022 - 22.05.2022

Subversives Design ist kritisches Design. Es verspricht keine direkten Lösungen, sondern stellt den Status quo des klassischen Systems infrage. Die Gruppenausstellung Subversives Design verwandelt vom 11. Februar bis 22. Mai 2022 das NRW-Forum Düsseldorf mit 20 mitunter humorvollen Positionen in ein „Kaufhaus der Kritik“.

Die Ausstellungsräume sind ein Warenlager, die…

Subversives Design ist kritisches Design. Es verspricht keine direkten Lösungen, sondern stellt den Status quo des klassischen Systems infrage. Die Gruppenausstellung Subversives Design verwandelt vom 11. Februar bis 22. Mai 2022 das NRW-Forum Düsseldorf mit 20 mitunter humorvollen Positionen in ein „Kaufhaus der Kritik“.

Die Ausstellungsräume sind ein Warenlager, die Objekte stehen in funktionalen Regalsystemen und durch die Gänge fährt ein Roboter, der Produkte transportiert. Statt künstlerischer Unikate zeigt die Gruppenausstellung Produkte zeitgenössischer Designer*innen, deren Gemeinsamkeit der noch junge Ansatz des kritischen Designs ist. Sie schleusen Gegenentwürfe in den Markt ein und beschäftigen sich mit drängenden Themen unserer Zeit wie Klimaschutz, Digitalisierung und Diskriminierung.

Mit: Zara Alexandrova & Zoran Georgiev, Ludwig Berger, BLESS, Liora Epstein, Jojo Gronostay (Dead White Men´s Clothes), Demna Gvasalia für Balenciaga, Vanessa Harden, Katerina Kamprani, Henri Alexander Levy (Enfants Riches Déprimés), MSCHF, Next Nature Network, PUTPUT (Stephan & Ulrik Martin Larsen), Max Siedentopf, Vaia Tatopoulou, The Internet Shop, Patricia Thoma, Anna van Eck und Sebastian Wanke.

Subversion bedeutet gezielte Unterwanderung und beschreibt Prozesse, die bestehende Ordnungen und Systeme hinterfragen, ihre Funktionsweisen aufgreifen, sichtbar machen und verändern wollen. Das kann die Form von zivilem Ungehorsam oder Sabotage annehmen, aber auch in Gestalt von Subkulturen auf Missstände und Diskriminierung aufmerksam machen. Eng mit Subversion verbunden ist der Begriff des kritischen Designs, das sich dadurch auszeichnet, nicht einen konsumorientierten Markt bedienen zu wollen, sondern das klassische Designsystem infrage zu stellen, Gegenentwürfe und neue Handlungsmöglichkeiten für die Zukunft anzubieten.

Statt des Einzelstücks betont die Gruppenausstellung das Serielle, denn subversives Design hebt sich nicht vom Mainstream ab, sondern ist mittendrin. Die Designer*innen remixen, sampeln, intervenieren, hacken, drehen Funktionalitäten um und stellen dadurch Konsumgewohnheiten und Ansichten zu Themen wie Nahrung, Mode, Nachhaltigkeit und Klima in Frage.

Auswahl ObjekteZu sehen sind Kleidungsstücke des Modelabels Dead White Men’s Clothes, das 2017 von dem Designer Jojo Gronostay gegründet wurde. Der Name ist eine Übersetzung des ghanaischen Begriffs „Obroni Wawu“, der in den 70er Jahren aufkam, als die Ghanaer angesichts der ersten Welle von Secondhandkleidung aus dem Westen annahmen, dass derart hochwertige Kleidung nicht einfach verschenkt werden könne, sondern die Vorbesitzer gestorben sein mussten. Laut dem Designer ist das Projekt eine Art Provokation, um ein Nachdenken über Kapitalismus, Postkolonialismus, Identität und Mode anzustoßen.

Next Nature Network hat 2011 das fiktive Unternehmen Rayfish Footwear gegründet. Das von dem Künstler und Philosophen Koert van Mensvoort entwickelte Online-Storytelling-Projekt bot nach individuellem Kundenwunsch produzierte Turnschuhe aus genetisch verändertem Rochenleder an. Die vermeintliche Markteinführung des Unternehmens hat eine Debatte über neue Biotechnologien, deren Produkte und unsere konsumorientierte Haltung zu Tieren ausgelöst. Die Blood Sneakers (2018–2019) wiederum, Teil des Projekts Meat Factory, bestehen aus einem handgefertigten „Bio-Leder“, das mithilfe von Fett und Knochen aus Schlachthofabfällen entwickelt wurde.

Henri Alexander Levy hat 2013 das Fashion-Kollektiv Enfants Riches Déprimés gegründet (übersetzt „reiche, deprimierte, Kinder“), das neben künstlerischen und Punk-Einflüssen stets seinen exklusiven Luxuscharakter betont. So gibt es neben der Cashmere Noose (2015), einer handgestrickten Cashmere-Schlinge, auch den Merinowoll-Sweater mit dem Schriftzug Columbine (2018) oder die „Putin by George Bush“-Jacke (2016) mit Putin-Porträt auf dem Rücken zu erstehen – Provokationen für den, der es sich leisten kann.

Ein extremer Zusammenprall von Luxusmode und low culture ist der Balenciaga Carry Shopper (2017), die „Ikea-Tüte“ von dem Skandaldesigner Demna Gvasalia für Balenciaga, die ebenso Teil der Ausstellung ist, wie die Produkte der Serie The Subversive Gardener (2015) von Vanessa Harden; Schmuck-Tools fürs Guerilla-Gardening, oder die sakralisierten und überhöhten Alltagsgegenstände des Kollektivs PutPut, die die Fetischisierung von Konsumprodukten vor Augen führen. Ein Kissen mit Buchschlitz, Haarbürsten, aus denen statt Borsten Haare wachsen, mit Holzperlen oder Rüschen verzierte Stromkabel: Das Label BLESS spielt mit Materialen und arbeitet beständig an besseren Lösungen für den Alltag. 1997 von Ines Kaag und Desiree Heiss gegründet, verfolgt das Fashion- und Einrichtungslabel das Ziel, „die nahe Zukunft lebenswert zu machen“.

Ein Weinglas mit der Öffnung an der falschen Stelle, eine Gabel, die in der Mitte aus einer Gliederkette besteht, oder ein Besen mit vertikaler Bürste: Katerina Kamprani dekonstruiert mit der Serie The Uncomfortable (2017) die unsichtbare Designsprache unserer häuslichen Realität und stellt die grundlegenden Eigenschaften einfacher Alltagsgegenstände und unsere Erwartungen an Funktionalität infrage. Liora Epstein geht es um veränderte Körpererfahrungen. Mit den Krabbelanzügen (2019) macht sie die Vorteile von Einschränkungen für ansonsten selbstoptimierte Personen erlebbar. Der Anzug ist zwar ergonomisch für das Krabbeln optimiert, lässt aber wenig bis gar keinen Spielraum für andere Aktivitäten.

Anna van Eck setzt am Regalsystem an, aus dem das Ausstellungsdesign besteht. Sie bezeichnet ihre Objekte als „destabilisierte Alltagsgegenstände“, zum Beispiel das Regal, eigentlich stabiler Ort der Aufbewahrung, dessen Bretter schief oder an der falschen Stelle angebracht sind. Die fehlende oder verlorengegangene Funktion lockt aus der Komfortzone, fordert Nutzende zum Handeln auf und macht aus dem Möbel eine interaktive, soziale Skulptur. Weitere Eingriffe in die Ausstellungsarchitektur und die räumliche Umgebung kommen beispielsweise von Max Siedentopf, der einen fiktiven Pausenraum (2021) für Arbeiter*innen errichtet.

Die Ausstellung wird kuratiert von Alain Bieber, Künstlerischer Leiter des NRW-Forum Düsseldorf, und Judith Winterhager, kuratorische Assistenz NRW-Forum Düsseldorf. Ein Teil der Werke wurde über nextmuseum.io gefunden, der Plattform für Co-Kuration und Co-Kreation. Das Ausstellungsdesign stammt von Please Don’t Touch.

Die Ausstellung wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein Westfalen. Partner sind die Firma BITO Lagertechnik, MÖBEL HORZON & NOBULL.

Anna van Eck Kraftakt Regal © Anna van Eck, Foto: Irina Bittner Anna van Eck Kraftakt Regal © Anna van Eck, Foto: Irina Bittner - Mit freundlicher Genehmigung von: smkp
Tags: Accessoires, Design, Glas, Möbel, Zeitgenössische Kunst

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