Erstmalig präsentiert das Leopold Museum anhand ausgewählter Werke die großzügige, rund 600 Werke zählende Schenkung des ehemaligen Galeristen, Verlegers und Kunst- sammlers Helmut Klewan, der im Laufe von fünf Dekaden eine umfassende Sammlung von Schriftsteller*innenporträts in den unterschiedlichsten Medien – vornehmlich Arbeiten auf Papier – zusammengetragen hat.Das von einem Kunstschaffenden angefertigte Bildnis einer Autorin oder eines Autors ist „ein doppelter Gewinn“, hält Klewan fest, „man hat zwei Fliegen mit einem Schlag.“ Und genau die- se doppelte Lesbarkeit von Schriftsteller*innenporträts steht im Fokus dieser Ausstellung. Wie in einem Vexierbild wechselt das Kunstwerk zwischen den Polen „Dargestellte*r“ und „Darstellende*r“ hin und her. Wenn Salvador Dalí den Schöpfer des unsterblichen Don Quijote zu Papier bringt, steht dann er oder Miguel de Cervantes im Mittelpunkt? Sagt Alfred Kubins Darstellung von Adalbert Stifter mehr über diesen oder doch über ihn selbst aus? Die Aus- stellung enthüllt überraschende Querverbindungen zwischen Literatur und bildender Kunst, spannt auf spielerische Art ein dichtes Netz zwischen den Jahrhunderten, Kontinenten und Kunstdisziplinen und lässt Denkverwandtschaften und Künstler*innenkreise aufleben.
Künstler*innen wie Max Beckmann, Lovis Corinth, George Grosz, Oskar Kokoschka, Isolde Ohlbaum, Emil Orlik, Pablo Picasso, Auguste Rodin oder Félix Vallotton schöpfen aus dem Vollen der Literaturgeschichte, bannen enge Freund*innen oder literarische Heldinnen und Heroen auf Papier oder Leinwand, lassen hinter den dargestellten Köpfen blitzlichtartig fik- tive Welten sichtbar werden und zeigen vor allem den tiefen Respekt, der zwischen Buch und Bild herrscht. Es wird offensichtlich, dass Literatur und bildende Kunst gar nicht an- ders können, als Grenzen zu überwinden und die Welt, statt sie zu verkleinern, vergrößern. Bei aller augenzwinkernden Ausgelassenheit der Schau wird dennoch ein moralischer Grundton der Kunst fühlbar, der als durchaus ernstgemeinter Kommentar auf unsere Zeit nicht überhört werden sollte.