Die Kunst der Klassischen Moderne in Europa ist von der Idee einer radikalen Abkehr vom traditionellen Kanon getragen. Eine bahnbrechende Kunstrichtung sollte die andere ablösen. Auf Impressionismus folgten Fauvismus, Kubismus, Futurismus, Expressionismus und so weiter. Es war die Zeit der malenden Revolutionäre, der erbitterten Abgrenzungen vom akademischen Kunstbetrieb, der unerbittlichen Abrechnungen zwischen Künstler*innen unterschiedlicher Auffassung, der hoffnungsfrohen Neugründungen von Verbänden, die alsbald wieder von revoltierenden Sektierern zornig verlassen wurden. Das Zauberwort hieß: Secession! Der Begriff entstammt der französisch geprägten deutschen Bildungssprache dieser Zeit und steht für Abspaltung.Auch wirtschaftliche Gründe befeuerten die Streitereien. Wer an der einen Stelle nicht ausstellen und verkaufen konnte, versuchte es an der nächsten. So ereignete sich nach der einen Secession eine zweite, sodann eine weitere, eine neue oder eine freie. In München, Wien und Berlin, den damals wichtigsten Kunstmetropolen im deutschsprachigen Raum, entwickelten sich ganz ähnliche Dynamiken. Viele Künstler*innen waren nacheinander oder zugleich Mitglied in mehreren Gruppierungen. Auch die Künstlergruppe »Brücke« ist eng mit der Secessionsbewegung verbunden. Diese Ausstellung führt anhand von herausragenden Gemälden einiger Beteiligter dieses Karussell der Secessionen vor Augen. Die Auswahl – es fehlen weibliche Vertreterinnen – beansprucht keine letztgültige Repräsentativität. Vielmehr orientiert sie sich an den Beständen des Buchheim Museums und der Sammlung Hermann Gerlinger. Darunter sind Max Liebermann, Lovis Corinth, Leo von König, Theo von Brockhusen, Max Beckmann, Maurice de Vlaminck, Rudolf Levy, Werner Scholz, Georg Tappert, Alexej von Jawlensky, Emil Nolde, Otto Mueller, Max Pechstein, Enst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Max Kaus.